Die Akte
für Fletcher Coal entschuldigen. Er hat nicht viel Fingerspitzengefühl.«
Voyles nickte flüchtig. Du dämlicher Esel. In diesem Büro gibt es genügend Drähte, um der Hälfte aller Bürokraten in Washington einen tödlichen Stromschlag beizubringen. Coal saß irgendwo im Keller und hörte von seinem Mangel an Fingerspitzengefühl. »Er kann eine Pest sein, nicht wahr?« knurrte Voyles.
»Ja, das kann er. Ich muss auf ihn aufpassen. Er ist sehr intelligent und arbeitet hart, aber gelegentlich neigt er dazu, es zu übertreiben.«
»Er ist ein Mistkerl, und das sage ich ihm ins Gesicht.« Voyles schaute zur Lüftungsklappe des Porträts von Thomas Jefferson empor, wo eine Kamera alles aufzeichnete, was darunter passierte.
»Also gut, ich werde dafür sorgen, dass er Ihnen nicht in die Quere kommt, bis die Sache erledigt ist.«
»Tun Sie das.«
Der Präsident trank langsam einen Schluck Kaffee und überlegte, was er als nächstes sagen sollte. Voyles war nicht für seine Plauderkunst berühmt.
»Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
Voyles sah ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ja, Sir?«
»Ich brauche Informationen über dieses Pelikan-Ding. Es ist an den Haaren herbeigezogen, aber schließlich kommt mein Name darin vor. Wie ernst nehmen Sie es?«
Oh, war das ein Spaß. Voyles unterdrückte ein Lächeln. Es funktionierte. Der Präsident und Mr. Coal waren wegen des Pelikan-Dossiers ins Schwitzen geraten. Sie hatten es am Dienstagabend erhalten, sich den ganzen Mittwoch darüber Sorgen gemacht, und jetzt, in den frühen Morgenstunden des Donnerstag, lagen sie auf den Knien und bettelten um etwas, das kaum mehr war als ein Studentenulk.
»Wir gehen der Sache nach, Mr. President.« Das war eine Lüge, aber woher sollte er das wissen? »Wir lassen keinen Hinweis, keinen Verdächtigen außer acht. Ich hätte es Ihnen nicht zukommen lassen, wenn ich es nicht ernst nähme.« Die Falten auf der gebräunten Stirn schoben sich zusammen, und Voyles hätte am liebsten gelacht.
»Was haben Sie herausbekommen?«
»Nicht viel, aber wir haben gerade erst angefangen. Wir haben es vor nicht einmal achtundvierzig Stunden bekommen. Ich habe vierzehn Agenten in New Orleans angewiesen, nachzugraben. Es ist alles Routine.« Die Lügen kamen so gut an, dass er fast hören konnte, wie Coal nach Luft schnappte.
Vierzehn! Es versetzte ihm einen derartigen Schlag in die Magengrube, dass er sich aufsetzte und die Kaffeetasse auf den Tisch stellte. Vierzehn Fibbies, die herumliefen, ihre Marken vorzeigten, Fragen stellten, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Sache herauskam. »Vierzehn, sagen Sie. Hört sich an, als wäre es Ihnen ziemlich ernst.«
Voyles gab keinen Millimeter nach. »Es ist uns sehr ernst, Mr. President. Rosenberg und Jensen sind seit einer Woche tot, und die Spur wird immer kälter. Wir gehen Hinweisen nach, so schnell wir können. Meine Männer arbeiten rund um die Uhr.«
»Das alles leuchtet mir ein, aber wie ernst ist diese Pelikan-Theorie zu nehmen?«
War das ein Spaß! Die Akte musste erst noch nach New Orleans geschickt werden. Sie hatten sich noch nicht einmal mit New Orleans in Verbindung gesetzt. Er hatte Eric East angewiesen, eine Kopie an das dortige Büro zu schicken mit der Anweisung, unauffällig ein paar Fragen zu stellen. Es war eine Sackgasse, genau wie hundert andere Spuren, denen sie nachgingen.
»Ich glaube nicht, dass etwas dahintersteckt, Mr. President, aber wir müssen die Sache überprüfen.«
Die Falten entspannten sich, und es erschien der Anflug eines Lächelns. »Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, Dentón, wie viel Schaden dieser Unsinn anrichten kann, wenn die Presse Wind davon bekommt.«
»Wir ziehen nicht die Presse zu Rate, wenn wir eine Untersuchung anstellen.«
»Ich weiß. Lassen wir das. Mir wäre es nur lieb, wenn Sie sich aus dieser Sache zurückziehen würden. Ich meine, schließlich ist es völlig absurd, und es könnte durchaus sein, dass mir etwas angelastet wird. Sie verstehen, was ich damit sagen will?«
Voyles war brutal. »Verlangen Sie von mir, dass ich einen Verdächtigen ignoriere, Mr. President?«
Coal lehnte sich dem Monitor entgegen. Nein, ich will, dass Sie dieses Pelikan-Dossier vergessen! Er hätte es beinahe laut gesagt. Er hätte es Voyles klipp und klar sagen und dann dem dicken kleinen Tropf eine reinhauen können, wenn er frech wurde. Aber er versteckte sich in einem verschlossenen Raum, weit von den handelnden Personen
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