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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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berichten würde, was er wusste.
    Er hatte es satt, im Dunkeln gelassen und nur mit den Krümeln gefüttert zu werden, die Voyles ihm vor die Füße zu werfen geruhte. Auch Gminski würde ihm ein paar Krümel zuwerfen, und damit sollte er genug haben und zufrieden sein. Verglichen mit ihnen wusste er überhaupt nichts. Immerhin hatte er Coal, der ihre Papiere durchpflügte und seinem Gedächtnis einverleibte und aufpasste, dass sie nicht logen.
    Er hatte auch Coal satt. Seine Perfektion und sein Auskommen ohne Schlaf. Seine Brillanz. Seine Gewohnheit, jeden Tag zu beginnen, wenn die Sonne irgendwo über dem Atlantik stand, und jede verdammte Minute jeder verdammten Stunde zu planen, bis sie über dem Pazifik stand. Und dann griff sich Coal noch einen Karton mit dem ganzen Mist des Tages, nahm ihn mit nach Hause, las ihn, entschlüsselte ihn, speicherte ihn und kam dann ein paar Stunden später wieder an und sprudelte den stinklangweiligen Mischmasch heraus, den er gerade verschlungen hatte. Wenn Coal müde war, schlief er fünf Stunden, aber das Normale waren drei oder vier. Er verließ sein Büro im Westflügel gegen elf Uhr abends, las während der ganzen Heimfahrt auf dem Rücksitz seiner Limousine, und ungefähr um die Zeit, zu der der Motor der Limousine abgekühlt war, wartete Coal bereits darauf, dass sie ihn ins Weiße Haus zurückbrachte. Er hielt es für eine Sünde, später als fünf Uhr morgens an seinem Schreibtisch einzutreffen. Und wenn er hundertzwanzig Stunden pro Woche arbeiten konnte, sollten alle anderen imstande sein, wenigstens achtzig zu leisten. Er verlangte achtzig. Nach drei Jahren konnte sich niemand in der Administration an all die Leute erinnern, die Fletcher Coal gefeuert hatte, weil sie keine achtzig Stunden in der Woche arbeiteten. Das passierte jeden Monat mindestens dreimal.
    Coal war am glücklichsten in den Frühstunden, in denen Hochspannung herrschte und eine unerfreuliche Zusammenkunft anstand. In der vergangenen Woche hatte diese Sache mit Voyles bewirkt, dass er ununterbrochen lächelte. Er stand neben dem Schreibtisch und las ein paar Briefe, während der Präsident die Post überflog und zwei Sekretärinnen herumwieselten.
    Der Präsident warf einen Blick auf ihn. Tadelloser schwarzer Anzug, weißes Hemd, rote Seidenkrawatte, ein bisschen zuviel Pomade im Haar über den Ohren. Er hatte ihn restlos satt, aber er würde darüber hinwegkommen, wenn die Krise vorüber war und er wieder zum Golfspielen zurückkehren und es Coal überlassen konnte, sich um die Details zu kümmern. Er redete sich ein, dass er, als er siebenunddreißig war, ebensoviel Energie und Ausdauer besessen hätte, aber er wusste es besser.
    Coal schnippte mit den Fingern, funkelte die Sekretärinnen an, und sie waren froh, das Oval Office verlassen zu dürfen.
    »Und er hat gesagt, er würde nicht kommen, wenn ich hier bin. Das ist wirklich ein Witz.« Coal war offensichtlich erfreut.
    »Ich glaube, er mag Sie nicht«, sagte der Präsident.
    »Er mag nur Leute, die er über den Haufen rennen kann.«
    »Ich nehme an, ich muss liebenswürdig zu ihm sein.«
    »Tragen Sie dick auf, Chef. Er muss die Finger davon lassen. Diese Theorie ist so schwach, dass sie geradezu lächerlich ist, aber in seinen Händen könnte sie gefährlich werden.«
    »Was ist mit der Studentin?«
    »Wir überprüfen sie. Sie scheint harmlos zu sein.«
    Der Präsident stand auf und streckte sich. Coal hantierte mit Papieren. Eine Sekretärin meldete über die Gegensprechanlage die Ankunft von Voyles.
    »Ich verschwinde«, sagte Coal. Er würde hinter der nächsten Ecke zuhören und zusehen. Auf sein Betreiben waren im Oval Office drei Fernsehkameras installiert worden. Die Monitore standen in einem kleinen, verschlossenen Raum im Westflügel, zu dem nur er einen Schlüssel hatte. Sarge wusste von diesem Raum, hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, ihn zu betreten. Noch nicht.
    Dem Präsidenten war wohler zumute bei dem Gedanken, dass Coal zumindest zusehen würde. Er nahm Voyles an der Tür mit einem warmen Händedruck in Empfang und geleitete ihn zur Couch - ein herzliches, freundschaftliches Geplauder unter vier Augen. Voyles war nicht beeindruckt. Er wusste, dass Coal zuhörte. Und zusah.
    Voyles zog seinen Trenchcoat aus und legte ihn ordentlich auf einen Stuhl. Er wollte keinen Kaffee.
    Der Präsident schlug die Beine übereinander. Er trug die braune Strickjacke. Der Großvater.
    »Dentón«, sagte er ernst, »ich möchte mich

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