Die Akte
außerhalb des FBI gesehen. Aber ich weiß nicht, von wem und von wie vielen.«
»Er ist tot, Gavin. Er wurde gestern abend gegen zehn ermordet. Jemand hat für uns beide eine Bombe ins Auto gelegt. Ich habe Glück gehabt, aber jetzt sind sie hinter mir her.«
Verheek hing über dem Telefon, kritzelte Notizen. »Sind Sie verletzt?«
»Körperlich bin ich okay.«
»Wo sind Sie?«
»In New Orleans.«
»Sind Sie ganz sicher, Darby? Ich meine, ich weiß, dass Sie ganz sicher sind, aber, verdammt noch mal, wer sollte ihn umbringen wollen?«
»Ich bin zweien von ihnen begegnet.«
»Wie können Sie...«
»Es ist eine lange Geschichte. Wer hat das Dossier gesehen, Gavin? Thomas hat es Ihnen am Montagabend gegeben. Es hat die Runde gemacht, und achtundvierzig Stunden später ist er tot. Ich sollte zusammen mit ihm sterben. Es ist in die falschen Hände geraten, meinen Sie nicht auch?«
»Sind Sie in Sicherheit?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
»Wo sind Sie jetzt? Wie ist Ihre Telefonnummer?«
»Nicht so schnell, Gavin. Im Augenblick bewege ich mich ganz langsam. Ich spreche von einer Zelle aus, also keine krummen Touren.«
»Sie haben keinen Grund, über mich herzufallen, Darby! Thomas Callahan war mein bester Freund. Sie müssen zu uns kommen.«
»Und wie stellen Sie sich das vor?«
»Geben Sie mir eine Viertelstunde, Darby, und dann ist ein Dutzend Agenten da, die Sie abholen. Ich nehme die nächste Maschine und bin vor Mittag bei Ihnen. Sie können nicht auf der Straße bleiben.«
»Warum, Gavin? Wer ist hinter mir her? Reden Sie, Gavin.«
»Wir reden miteinander, wenn ich dort bin.«
»Ich weiß nicht. Thomas ist tot, weil er mit Ihnen geredet hat. Im Augenblick bin ich ganz und gar nicht scharf darauf, Sie zu sehen.«
»Hören Sie, Darby. Ich weiß nicht, wer es getan hat oder warum, aber ich versichere Ihnen, Sie sind in einer sehr gefährlichen Situation. Wir können Sie beschützen.«
»Vielleicht später.«
Er holte tief Luft und setzte sich auf die Bettkante. »Sie können mir vertrauen, Darby.«
»Okay, ich vertraue Ihnen. Aber was ist mit diesen anderen Leuten? Das ist kein Kinderspiel, Gavin. Mein kleines Dossier hat irgend jemanden fürchterlich aufgeregt, meinen Sie nicht auch?«
»Hat er gelitten?«
Sie zögerte. »Nein, ich glaube nicht.« Die Stimme wurde brüchig.
»Können Sie mich in zwei Stunden wieder anrufen? Im Büro. Ich gebe Ihnen eine Geheimnummer.«
»Geben Sie mir die Nummer, und ich denke darüber nach.«
»Bitte, Darby. Sowie ich im Büro bin, gehe ich zum Direktor. Rufen Sie mich um acht an, Ihre Ortszeit.«
»Geben Sie mir die Nummer.«
Die Bombe war zu spät explodiert, um noch in die Donnerstagmorgen-Ausgabe der Times-Picayune zu gelangen. Darby blätterte sie in ihrem Hotelzimmer hastig durch. Nichts. Sie schaltete den Fernseher ein, und da war es. Eine Live-Aufnahme des ausgebrannten Porsche, der immer noch inmitten der Trümmer auf dem Parkplatz lag, säuberlich von gelbem Band umgeben, das überall ausgespannt worden war. Die Polizei ging von Mord aus. Keine Verdächtigen. Kein Kommentar. Dann der Name von Thomas Callahan, fünfundvierzig Jahre alt, namhafter Juraprofessor in Tulane. Dann war plötzlich der Dekan da mit einem Mikrofon vor dem Gesicht und redete über Professor Callahan und den schweren Schock, den all das hinterlassen hatte.
Der Schock, die Erschöpfung, die Angst, der Schmerz, und Darby vergrub ihren Kopf im Kissen. Sie hasste es zu weinen, und es würde für eine Weile das letzte Mal sein. Trauern würde nur dazu führen, dass sie umgebracht wurde.
16
O bwohl es eine wundervolle Krise war, mit Punktgewinnen bei den Meinungsumfragen und Rosenberg tot, mit einem sauberen, aufpolierten Image und einem Amerika, dem wohl zumute war, weil er an der Spitze des Staates stand, mit den Demokraten, die nichts zu melden hatten, und mit der Wiederwahl im nächsten Jahr so gut wie in der Tasche, hatte er diese Krise und die damit verbundenen Zusammenkünfte im Morgengrauen satt. Er hatte F. Dentón Voyles satt, seine Selbstgefälligkeit und Arroganz und seine gedrungene kleine Gestalt, Voyles, der in einem zerknitterten Trenchcoat an der anderen Seite seines Schreibtisches saß und aus dem Fenster schaute, während er mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten sprach. Er würde in einer Minute hier sein, wieder eine Zusammenkunft vor dem Frühstück, wieder eine unerfreuliche Begegnung, bei der Voyles nur einen Bruchteil von dem
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