Die Akte
Es war ein sehr starker Sprengstoff. Wir haben ein Stück Fuß gefunden, das fünfundzwanzig Meter entfernt in einem Maschendrahtzaun hing. Entschuldigung, okay. Er wurde ermordet.«
»Vielleicht hat jemand den falschen Wagen erwischt.«
»Das ist natürlich möglich. Wir werden alles genau überprüfen. Wenn ich richtig verstanden habe, hätten Sie normalerweise zusammen mit ihm in dem Wagen gesessen.« Sie versuchte, etwas zu sagen, konnte aber die Tränen nicht zurückhalten. Sie vergrub ihr Gesicht in dem Taschentuch. Sie hielten zwischen zwei Krankenwagen in der Nähe der Notaufnahme des Charity und ließen das Blinklicht eingeschaltet. Er führte sie rasch in einen schmutzigen Raum, in dem an die fünfzig Leute mit Schmerzen und Beschwerden verschiedenen Ausmaßes saßen. Sie fand einen Platz neben dem Trinkwasserbehälter. Olson sprach mit der Frau hinter dem Schalter, und er hob die Stimme, aber Darby konnte nicht verstehen, was er sagte. Ein kleiner Junge mit einem blutigen Handtuch um den Fuß weinte auf dem Schoß seiner Mutter.
Eine junge Schwarze war kurz vor der Niederkunft. Weder ein Arzt noch eine Schwester waren zu sehen. Alle schienen zu warten.
Olson hockte sich vor ihr nieder. »Es wird ein paar Minuten dauern. Bleiben Sie hier sitzen. Ich stelle nur den Wagen um, bin gleich wieder zurück. Ist Ihnen nach Reden zumute?«
»Ja, natürlich.«
Er war fort. Sie tastete wieder nach Blut und fand keins. Die Doppeltür schwang weit auf, und zwei Schwestern kamen, um die Frau in den Wehen zu holen. Sie schleppten sie gewissermaßen ab, durch die Doppeltür und den Flur entlang. Darby wartete einen Augenblick, dann folgte sie ihnen. Mit den geröteten Augen und dem Taschentuch sah sie aus wie die Mutter irgendeines Kindes. Der Flur war ein Zoo mit Schwestern und Pflegern und Verletzten, die schrieen und es eilig hatten. Sie bog um eine Ecke und sah ein Schild, auf dem EXIT stand. Durch die Tür, einen anderen Flur entlang, der wesentlich ruhiger war, eine weitere Tür, und sie stand auf einer Laderampe. Die Gasse war beleuchtet. Nicht rennen. Stark sein.
Es ist okay. Niemand beobachtet dich. Sie war auf der Straße, schritt rasch aus. Die kühle Luft klärte ihre Augen. Sie wollte nicht weinen.
Olson würde einige Zeit brauchen, und wenn er zurückkam, würde er denken, sie wäre aufgerufen worden und wäre jetzt drinnen und würde behandelt. Er würde warten. Und warten. Sie bog um mehrere Ecken und sah die Rampart Street. Das French Quarter lag direkt vor ihr. Da konnte sie untertauchen.
Auf der Royal waren Leute, umherschlendernde Touristen. Sie fühlte sich sicherer. Sie betrat das Holiday Inn, bezahlte mit ihrer Kreditkarte und bekam ein Zimmer im fünften Stock.
Nachdem sie die Tür verriegelt und die Kette vorgelegt hatte, rollte sie sich auf dem Bett zusammen, ohne das Licht auszuschalten.
Mrs. Verheek rollte ihren dicken, aber reichen Hintern von der Mitte des Bettes weg und griff nach dem Hörer. »Es ist für dich, Gavin!« rief sie ins Badezimmer. Gavin erschien, das halbe Gesicht voller Rasierschaum, und nahm seiner Frau, die sich tief im Bett vergrub, den Hörer ab. Wie ein Schwein, das sich im Schlamm wälzt, dachte er.
»Hallo«, sagte er ungehalten.
Es war eine Frauenstimme, die er noch nie gehört hatte. »Hier ist Darby Shaw. Sie wissen, wer ich bin?«
Er lächelte sofort und dachte eine Sekunde lang an den knappen Bikini auf St. Thomas. »Natürlich. Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Freund.«
»Haben Sie meine kleine Niederschrift gelesen?«
»Ach ja. Das Pelikan-Dossier, wie wir es nennen.«
»Und wer ist wir?«
Verheek setzte sich auf den Stuhl neben dem Nachttisch. Dies war kein belangloser Anruf. »Weshalb rufen Sie an, Darby?«
»Ich brauche ein paar Antworten, Mr. Verheek. Ich habe fürchterliche Angst.«
»Ich heiße Gavin, okay?«
»Also Gavin. Wo ist das Dossier jetzt?«
»Hier und dort. Was ist passiert?«
»Das kommt gleich. Zuerst sagen Sie mir, was Sie mit dem Dossier gemacht haben.«
»Nun, ich habe es gelesen und dann an eine andere Abteilung geschickt, und ein paar andere Leute vom FBI haben es gesehen und dann Direktor Voyles gezeigt, dem es offenbar gefallen hat.«
»Hat es auch jemand außerhalb des FBI gesehen?«
»Diese Frage kann ich nicht beantworten, Darby.«
»Dann sage ich Ihnen auch nicht, was mit Thomas passiert ist.«
Verheek dachte eine lange Minute darüber nach. Sie wartete geduldig. »Okay. Es wurde auch von Leuten
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