Die Akte
reden. Das ist alles.«
»Wer ist wir?« Der Student war jetzt noch misstrauischer. Er trat einen Schritt näher an Gavin heran, als wollte er ein paar klare und deutliche Antworten hören.
»FBI«, sagte Verheek lässig.
»Haben Sie eine Marke oder so etwas?«
»Natürlich«, sagte er und zog eine Karte aus der Tasche. Der Student betrachtete sie genau, dann gab er sie zurück. »Sie sind Anwalt, kein Agent.«
Das traf den Nagel auf den Kopf, und der Anwalt wusste, dass er seinen Job verlieren würde, wenn sein Boss erfuhr, dass er Fragen stellte und sich so verhielt, als wäre er ein Agent.
»Ja, ich bin Anwalt. Callahan und ich haben zusammen studiert.«
»Was wollen Sie dann von Darby Shaw?«
Der Barkeeper war näher herangekommen und hörte zu.
»Kennen Sie sie?«
»Weiß nicht«, sagte der Student, und es war offensichtlich, dass er sie tatsächlich kannte, aber nicht reden wollte. »Steckt sie in der Klemme?«
»Nein. Sie kennen Sie, nicht wahr?«
»Kann sein.«
»Hören Sie, wie heißen Sie?«
»Zeigen Sie mir eine Marke, dann sage ich Ihnen, wie ich heiße.«
Gavin tat einen langen Zug aus der Flasche und lächelte den Barkeeper an. »Ich muss mit ihr reden, okay? Es ist sehr wichtig. Ich wohne für ein paar Tage im Hilton. Wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihr, sie soll mich anrufen.« Er bot dem Studenten die Karte an, der einen Blick darauf warf und dann davonging.
Um drei schloss er die Tür seines Zimmers auf und hörte den Anrufbeantworter ab. Keine Nachrichten. Wo immer Darby sein mochte, sie hatte immer noch nicht angerufen. Vorausgesetzt natürlich, dass sie noch am Leben war.
20
G arcia rief zum letzten Mal an. Grantham nahm den Anruf am Samstag vor Sonnenaufgang entgegen, knapp zwei Stunden, bevor sie sich zum ersten Mal treffen wollten. Er sagte, er würde aussteigen. Es war der falsche Zeitpunkt. Wenn die Story herauskam, dann würden einige sehr mächtige Anwälte und ihre sehr reichen Mandanten hart fallen, und diese Leute wären das Fallen nicht gewohnt und würden andere Leute mitziehen. Und Garcia konnte etwas passieren. Er hatte eine Frau und eine kleine Tochter. Er hatte einen Job, den er ertrug, weil die Bezahlung großartig war. Weshalb ein Risiko eingehen? Er hatte nichts Böses getan. Sein Gewissen war rein.
»Warum rufen Sie mich dann immer wieder an?« fragte Grantham.
»Ich glaube, ich weiß, weshalb sie umgebracht wurden. Ich bin nicht sicher, aber ich kann es mir sehr gut vorstellen. Ich habe etwas gesehen.«
»Über dieses Thema unterhalten wir uns jetzt seit einer Woche, Garcia. Sie haben etwas gesehen, oder Sie haben etwas in der Hand. Aber das hilft mir nicht weiter, solange Sie es mir nicht zeigen.« Grantham schlug eine Akte auf und zog eine der Vergrößerungen des Mannes am Telefon heraus. »Sie werden von einer Art Verantwortungsgefühl getrieben, Garcia. Deshalb möchten Sie gern reden.«
»Ja, aber es ist durchaus möglich, dass sie wissen, dass ich Bescheid weiß. Sie haben sich merkwürdig benommen, als wollten sie fragen, ob ich es gesehen habe. Aber sie können nicht fragen, weil sie nicht sicher sind.«
»Sie meinen die Leute in Ihrer Firma?«
»Ja. Nein. Einen Moment. Woher wissen Sie, dass ich in einer Firma arbeite? Ich habe es Ihnen nicht gesagt.«
»Ganz einfach. Um ein Regierungsanwalt zu sein, gehen Sie zu früh zur Arbeit. Sie stecken in einer dieser großen Firmen mit zweihundert oder mehr Anwälten, in denen man erwartet, dass die angestellten Anwälte und die jüngeren Partner hundert Stunden pro Woche arbeiten. Als Sie mich das erste Mal anriefen, sagten Sie, Sie wären auf dem Weg ins Büro, und da war es ungefähr fünf Uhr morgens.«
»Na schön. Was wissen Sie sonst noch?«
»Nicht viel. Wir reden um den heißen Brei herum, Garcia. Wenn Sie nicht reden wollen, dann legen Sie auf und lassen mich in Ruhe. Sie halten mich nur vom Schlafen ab.«
»Angenehme Träume.« Garcia legte auf. Grantham starrte den Hörer an.
In den vergangenen acht Jahren hatte er dreimal seine Telefonnummer aus dem Verzeichnis streichen lassen. Er lebte vom Telefon, und seine tollsten Storys kamen aus dem Nirgendwo über den Apparat. Aber nach jeder tollen Story hatte es an die tausend belanglose Anrufe gegeben von Leuten, die sich veranlasst fühlten, ihm mitten in der Nacht ihre heißen kleinen Informationen zukommen zu lassen. Er war bekannt als Reporter, der sich eher vor ein Erschießungskommando stellen lassen würde, als einen Informanten
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