Die Akte
Betreffenden eine davon.«
»Klar. Gestern abend war ein Polizist hier und hat Fragen gestellt. Sie glauben doch nicht, dass sie etwas mit seinem Tod zu tun hat?«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Wir müssen nur mit ihr reden.«
»Ich halte die Augen offen.«
Verheek bezahlte sein Bier, dankte dem Jungen noch einmal und war draußen auf der Straße. Er ging drei Blocks bis zum Half Shell. Es war fast zwei Uhr. Er war todmüde, halb betrunken, und im gleichen Augenblick, in dem er durch die Tür ging, legte eine Band los. Der Laden war dunkel, gedrängt voll, und an die fünfzig Studenten fingen sofort an, mit ihren Mädchen auf den Tischen zu tanzen. Er bahnte sich einen Weg durch das Chaos und konnte sich hinten, in der Nähe der Bar, in Sicherheit bringen. Sie standen in Dreierreihe, Schulter an Schulter, und niemand trat beiseite. Er schob sich irgendwie hindurch, ließ sich ein Bier geben, um cool zu wirken; wieder wurde ihm bewusst, dass er hier bei weitem der Älteste war. Er zog sich in eine dunkle, aber gleichfa lls überfüllte Ecke zurück. Es war hoffnungslos. Er konnte nicht einmal seine eigenen Gedanken hören, geschweige denn eine Unterhaltung führen.
Er beobachtete die Barkeeper: alle jung, alle Studenten. Der älteste sah aus, als wäre er Ende Zwanzig. Er tippte einen Bon nach dem anderen ein; offenbar machte er seine Abrechnung. Seine Bewegungen wirkten hastig, als wäre es Zeit, Feierabend zu machen. Gavin ließ ihn nicht aus den Augen.
Er nahm rasch seine Schürze ab, warf sie in eine Ecke, duckte sich unter dem Tresen hindurch und war verschwunden. Gavin bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge und holte ihn ein, als er gerade durch die Küchentür ging. Er hatte eine FBI-Karte in der Hand. »Entschuldigung. Ich bin vom FBI.« Er hielt ihm die Karte vor die Nase. »Wie heißen Sie?«
Der junge Mann erstarrte und musterte Verheek nervös. »Äh, Fountain. Jeff Fountain.«
»Also, Jeff. Kein Grund zur Aufregung. Ich habe nur ein paar Fragen.« Die Küche hatte schon vor Stunden Schluss gemacht, und sie waren allein. »Dauert nur eine Sekunde.«
»Okay. Was wollen Sie wissen?«
»Sie studieren Jura, stimmt’s?« Bitte sag ja. Sein Freund hatte gesagt, die meisten Barkeeper wären Jurastudenten.
»Ja. In Loyola.«
Loyola! Pech! »Ja, das habe ich mir beinahe gedacht. Sie haben doch sicher von Professor Callahan von Tulane gehört. Die Beisetzung ist morgen.«
»Natürlich. Es stand in allen Zeitungen. Die meisten meiner Freunde studieren in Tulane.«
»Kennen Sie dort zufällig eine Studentin im zweiten Jahr, die Darby Shaw heißt? Eine überaus gutaussehende Person.«
Fountain lächelte. »Ja, sie war im letzten Jahr mit einem Freund von mir liiert. Sie kommt gelegentlich her.«
»Wann war sie das letzte Mal hier?«
»Vor ein oder zwei Monaten. Weshalb?«
»Wir müssen mit ihr reden.« Er gab Fountain eine Handvoll Karten. »Behalten Sie die. Ich wohne für ein paar Tage im Hilton. Wenn Sie sie sehen oder irgend etwas hören, geben Sie dem Betreffenden eine davon.«
»Was sollte ich hören?«
»Irgend etwas über Callahan. Wir müssen unbedingt mit ihr Verbindung aufnehmen, okay?«
»Klar.« Er steckte die Karten in die Tasche.
Verheek dankte ihm und kehrte in das Chaos zurück. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge, versuchte, die Unterhaltungsversuche mitzuhören. Eine frische Horde drängte herein, und er boxte sich zur Tür durch. Er war zu alt für so etwas.
Sechs Blocks weiter parkte er vor einem Studentenwohnheim neben dem Campus. Seine letzte Station für diese Nacht würde eine dunkle, kleine Billardkneipe sein, die, jedenfalls im Moment, nicht überfüllt war. Es gab vier Billardtische, an denen kaum jemand spielte. Ein junger Mann mit einem T-Shirt trat an die Bar und bestellte ein Bier. Das Shirt war grün und grau, und auf der Vorderseite standen die Worte TULANE LAW SCHOOL und darunter etwas, was eine Kennziffer des Wohnheims zu sein schien.
Verheek kam sofort zur Sache. »Sie studieren Jura?«
Der junge Mann musterte ihn, während er in den Taschen seiner Jeans nach Geld fingerte. »Leider.«
»Haben Sie Thomas Callahan gekannt?«
»Wer sind Sie?«
»FBI. Callahan war ein Freund von mir.«
Der Student nippte an seinem Bier und war misstrauisch. »Ich habe bei ihm Verfassungsrecht gehört.«
Bingo! Darby auch. Verheek versuchte, uninteressiert zu wirken. »Kennen Sie Darby Shaw?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Wir müssen mit ihr
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