Die Akte
Hotelzimmer stünde ihnen seit drei Uhr zur Verfügung, und es schiene sich um einen sehr sauberen Job zu handeln. Kein gewaltsames Eindringen. Keine Gegenwehr. Nichts, das uns irgendwie weiterhelfen könnte. Aber wir stehen noch am Anfang.« Voyles rieb sich die geröteten Augen und dachte eine Weile nach.
»Wie ist es möglich, dass er zu einer Beerdigung fuhr und dann ermordet wurde?« fragte Lewis.
»Er hat in dieser Pelikan-Sache rumgeschnüffelt. Einer unserer Agenten, ein Mann namens Carlton, hat East berichtet, dass Gavin versuchte, die Frau zu finden, und dass die Frau ihn angerufen hat. Er hätte gesagt, dass er vielleicht Hilfe brauchen würde, um sie in Sicherheit zu bringen. Carlton hat ein paar Mal mit ihm gesprochen und ihm die Namen von ein paar Studentenlokalen in der Stadt genannt. Das war alles, behauptet er jedenfalls. Carlton sagt, dass er, Carlton, sich ein bisschen Sorgen machte, dass Gavin den großen FBI-Mann herauskehren könnte. Das wäre ihm durchaus zuzutrauen.«
»Hat irgend jemand die Frau gesehen?«
»Sie ist vermutlich tot. Ich habe New Orleans angewiesen, sie zu finden, wenn es möglich ist.«
»Wegen ihrem kleinen Dossier haben schon mehrere Leute dran glauben müssen. Wann nehmen wir es ernst?«
Voyles deutete mit einem Kopfnicken auf die Tür, und Lewis stand auf und machte sie zu. Der Direktor war wieder auf den Beinen, ließ seine Knöchel knacken und dachte laut nach. »Wir müssen verdammt vorsichtig sein. Ich meine, wir sollten mindestens zweihundert Agenten auf Pelikan ansetzen, aber höllisch aufpassen, dass nichts durchsickert. Da steckt etwas dahinter, K. O., etwas ganz Übles. Andererseits habe ich dem Präsidenten versprochen, dass wir uns aus der Sache zurückziehen würden. Sie erinnern sich - er selbst hat mir die Anweisung erteilt, wir sollten uns nicht mehr um das Pelikan-Dossier kümmern, und ich habe zugestimmt, zum Teil deshalb, weil wir dachten, es wäre ein Witz.« Voyles brachte ein bitteres Lächeln zustande. »Jedenfalls habe ich unsere kleine Unterhaltung aufgenommen, als er verlangte, dass wir uns zurückziehen. Ich bin ziemlich sicher, dass er und Coal alles im Umkreis von einer halben Meile ums Weiße Haus aufnehmen, weshalb sollte ich es dann nicht auch tun? Ich hatte mein bestes Taschenmikrofon dabei, und ich habe mir das Band angehört. Alles ganz klar und deutlich.«
»Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
»Ganz einfach. Wir machen uns an die Arbeit und untersuchen alles und jeden. Wenn das hier die Antwort ist, dann lösen wir den Fall, bringen die Leute vor Gericht, und jedermann ist glücklich. Aber es wird verdammt schwierig sein, das schnell durchzuziehen. Währenddessen haben der Schwachkopf und Coal da drüben keine Ahnung von der Untersuchung. Wenn die Presse davon Wind bekommt, und wenn das Pelikan-Dossier sich als stichhaltig erweist, dann werde ich dafür sorgen, dass das ganze Land erfährt, dass der Präsident uns angewiesen hat, die Finger davon zu lassen, weil es um einen seiner Freunde geht.«
Lewis lächelte. »Das wird ihm den Rest geben.«
»Ja! Coal wird Blut spucken, und der Präsident wird sich nie davon erholen. Nächstes Jahr sind Wahlen, K. O.«
»Das gefällt mir, Dentón, aber zuerst einmal müssen wir den Fall lösen.«
Voyles trat langsam hinter seinen Schreibtisch und streifte die Schuhe ab. »Wir werden jeden Stein umdrehen, K. O., aber es wird nicht einfach sein. Wenn es Mattiece ist, dann haben wir einen sehr reichen Mann mit einem ausgeklügelten Plan, bei dem er sich höchst talentierter Killer bedient, um zwei Richter aus dem Weg zu räumen. Solche Leute reden nicht, sie hinterlassen auch keine Spuren. Nehmen Sie nur unseren Freund Gavin. Wir werden zweitausend Stunden damit verbringen, um dieses Hotel herum nachzuforschen, und ich wette, wir werden nicht ein Fetzchen nützliches Beweismaterial finden. Genau wie bei Rosenberg und Jensen.«
»Und Callahan.«
»Und Callahan. Und wahrscheinlich bei der Frau, falls wir jemals ihre Leiche finden.«
»Irgendwie bin ich dafür verantwortlich, Dentón. Gavin kam am Donnerstagmorgen zu mir, nachdem er von Callahans Tod erfahren hatte, und ich habe ihm nicht zugehört. Ich wusste, dass er nach New Orleans wollte, aber ich habe ihm nicht zugehört.«
»Es tut mir leid, dass er tot ist. Er war ein guter Anwalt und mir gegenüber immer loyal. Ich weiß das zu würdigen. Ich habe Gavin vertraut. Aber er hat sich seinen Tod selbst zuzuschreiben, weil er
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