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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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braucht.«
    Ollowain war dort nie gewesen. Er konnte nur vermuten, was Wolkentaucher meinte. »Wir brauchen also ein wenig mehr als eine halbe Stunde?«
    Der Adler machte eine Kopfbewegung, die man als ein Nicken deuten konnte. Wenn er einen Fehler machte, dann konnte es ein Todeskommando werden, zur ersten Welle zu gehören. Auch wenn sie unendlich viel besser kämpften als die Menschlinge, es waren einfach zu viele von ihren Feinden rings um die Burg.
    »Goldflügel, du nimmst die besten deiner Späher und lässt dich von einem Adler zurück ins Tal der Türme bringen. Sucht nach Taumorgen und Sonnenauge. Erwartet uns kurz vor Morgengrauen an dem Gipfel, der wie ein Hundekopf aussieht. Wir bleiben hier und warten, falls die beiden den Weg über das Meer genommen haben.«
    Sonnenauge würde kommen! Ganz gewiss.

DER RABENFUND

    »Bruder Honoré!«
    Honoré schreckte hoch. Er hatte davon geträumt, Michelle wegen Ketzerei einem Fragenden zu übergeben und dem Gespräch beizuwohnen. Es war eine Wonne gewesen, mit anzusehen, wie sie unter der Folter zerbrach und mit jedem gestammelten Geständnis ihr Ende auf dem Scheiterhaufen gewisser wurde.
    Schlaftrunken richtete er sich auf. Bruder Tomasin, der Wächter der Raben, stand in der Tür zu seiner Kammer. »Bruder Honoré, du musst kommen. Sofort!«
    Ein stechender Schmerz fuhr Honoré durch die Brust. Die verdammte Wunde, die nicht ausheilen mochte. Bis er Lucs Fähigkeiten mit eigenen Augen gesehen hatte, war er stets überzeugt gewesen, der begabteste Heiler der geheimen Bruderschaft zu sein. Doch seine Kraft hatte nicht ausgereicht, die Wunde zu schließen.
    Sie war stark genug gewesen, ihn gegen alle Wahrscheinlichkeit am Leben zu erhalten, nachdem Michelle ihm dicht unter dem Herzen in die Brust geschossen hatte. Aber heilen konnte er sich nicht. Seine Gabe hatte ihm ein Leben in Schmerz beschwert. Ein Leben als Krüppel, so wie Drustan. Sie überlebten Wunden, an denen andere verreckt wären. Aber oft war Honoré dies nicht wie ein Geschenk, sondern wie ein Fluch erschienen.
    Schlaftrunken versuchte er den Schmerz und den Traum zu vergessen. Eben noch hatte er Michelle den Stiefel der Wahrhaftigkeit angelegt und die Zugschrauben angezogen, bis Blut unter ihren Zehennägeln hervorgequollen war. Wenn
Tomasin keinen guten Grund hatte, ihn zu wecken, würde er es bereuen, ihm diesen Traum gestohlen zu haben!
    »Was hast du mir zu berichten? Gibt es wieder Ärger mit dem Aschenbaum?«
    »Nein, Bruder. Du musst es selbst sehen. Es ist unglaublich. Tintenfuß hat etwas gebracht … Keine Nachricht. Das musst du sehen, Bruder!«
    Mürrisch schob Honoré die Füße über die Bettkante. Der Holzboden war kalt. Solch einen frostigen Herbst hatten sie schon lange nicht mehr in Valloncour gehabt. Vielleicht würde der Winter zum ersten Mal seit Jahren wieder Schnee bringen.
    Honoré tastete nach seinem Gehstock, der am Kopfende des Bettes lehnte. Obwohl er fror, hatte er keine Hausschuhe neben dem Bett stehen. Er würde sich noch mehr wie ein alter Mann fühlen, wenn er außer auf den Stock gestützt auch noch in Schluffen umhertappte.
    Tomasin führte ihn über eine mörderisch steile Treppe hinauf zum Horst unter dem Giebel des Kontors. Der Wind pfiff durch die Einflugluken der Raben. Gereiztes Krächzen ertönte, als sie eintraten. Es stank nach Vogelmist, Aas und nassem Gefieder. Dicht drängten sich die Raben auf den Stangen im Giebel.
    Eine Blendlaterne hing an einem Haken über dem schmutzigen Tisch an der Wand gegenüber der Tür. Dies war der Platz, an dem Tomasin seine einsamen Wachen absaß. Hier las er die Nachrichten aus den schmalen Silberkapseln an den Rabenbeinen. Eine umgestülpte Steingutschüssel und ein kleiner, fleckiger Kasten standen auf dem Tisch. Honoré wusste, dass Tomasin in dem Kasten sein Schreibzeug verwahrte. Unter der Schüssel hatte er wahrscheinlich ein spätes Nachtmahl vor den Raben versteckt.

    »Also?« Es war elend kalt unter dem Giebel.
    Tomasin strich sich über die Schultern, eine Geste, die ihm zur steten Gewohnheit geworden war, egal, ob dort nun Vogelkot haftete oder nicht. Wann immer er einem anderen Bruder begegnete oder zu reden begann, kämpfte er zunächst einmal gegen eingebildeten oder tatsächlich vorhandenen Vogelmist an.
    Honoré biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Er hätte nicht mit nackten Füßen hier heraufkommen sollen, dachte er, während er den besudelten Boden innerhalb des kleinen Lichtkreises

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