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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ollowain hatte das Gefühl, sie hätte genau sagen können, wie viele Tage und Stunden seit der Entführung der Prinzessin vergangen waren, denn seit damals pflegte sie Fenryl.
    »Ich glaube, ein paar Stunden mehr oder weniger spielen keine Rolle mehr. Warten wir auf Taumorgen und Sonnenauge. Vielleicht hat einer von ihnen etwas Bedeutendes entdeckt und kommt deshalb später. Was für ein Fest feiern die Ritter eigentlich?«

    Goldflügel hob die Hände. »Das konnten wir nicht genau herausfinden. Eine Initiation oder eine Hochzeit. Keiner meiner Späher versteht ihre Sprache.«
    »Wir hätten Elfen schicken sollen!« Tiranu schüttelte verärgert den Kopf. »Ich habe es gleich gesagt. Niemand nimmt Blütenfeen mit in einen Krieg.«
    »Deine Männer wären niemals so nahe an die Menschlinge herangekommen wie wir«, verteidigte sich Goldflügel erbost. »Sie hätten auch nicht in ihre Kammern …«
    »Wir hätten verstanden, was sie reden«, entgegnete der Fürst von Langollion mit aufreizender Gelassenheit. »Wir hätten unsere Nasen nicht in ihre Betten stecken müssen, nur um Gishild dann am Ende doch nicht zu finden.«
    »Es reicht, Tiranu! Du wirst diesen Tisch verlassen, wenn du weiterhin versuchst, einen Streit zu provozieren. Goldflügel und ihre Späher haben ihre Sache gut gemacht!«
    »Emerelle hat mich dir im Rang gleichgestellt, Schwertmeister. Du hast keine Befehlsgewalt über mich.«
    »Ein Titel ist nur ein Wort, Tiranu. Verwechsle das nicht mit wirklicher Autorität.« Der Schwertmeister blickte in die Runde der Anführer, die um den Kartentisch versammelt waren. Jornowell, der Sohn des Alvias, war der Letzte, der zu ihnen gestoßen war. Er hatte erst vor wenig mehr als einem Jahr das Gelübde abgelegt und sich den Elfenrittern verschrieben. »Was würdest du tun, wenn ich dir den Befehl erteilte, Tiranu aus dieser Runde zu entfernen, Jornowell?«
    »Ich würde ihn höflich bitten, mir in seine Kabine zu folgen«, entgegnete der Elf, ohne zu zögern.
    »Und was würdest du tun, Fenryl?«
    »Ich würde ihm das Genick brechen und sein Aas als Möwenfraß in die Wanten hängen.« Der Fürst sah Tiranu durchdringend an. Dann blickte er zu Ollowain. Dabei bewegte
er den Kopf wie ein Raubvogel. Er blinzelte niemals. Seine Augen starrten wie seelenlos. Es war schwer, seinem Blick standzuhalten. Nichts deutete darauf hin, dass er einen Scherz gemacht hatte. Sein Gesicht war maskenhaft, kein Gefühl spiegelte sich darin. Würde er es wirklich tun? Er hatte sich zu sehr verändert … Schon mit ihm an einem Tisch zum Mahl zu sitzen war eine Überwindung. Manchmal bemerkte man nichts … und dann wieder kam es vor, dass er sein Fleisch roh bestellte und es vom Teller fraß, ohne auch nur seine Hände zu benutzen. Er war unheimlich. Doch keiner verstand sich mit den Schwarzrückenadlern so gut wie er. Ihm war zu verdanken, dass wenigstens siebzig von ihnen bei der Flotte weilten. Vor einem Jahr noch waren es mehr als hundert gewesen. Sie hatten zu lange gewartet, ihre Geduld war am Ende gewesen. Und Wolkentaucher hatte keinen aufgehalten, der in die Horste am Albenhaupt hatte zurückkehren wollen.
    Ollowain betrachtete die Karte. Sie würden in ein Wespennest stechen. Allein in der Ordensburg waren Hunderte von Schülern und Kriegern untergebracht. Und über die Insel verteilt gab es noch etliche Garnisonen. Er hingegen konnte mit einer Angriffswelle nur fünfzig Krieger einfliegen. Zwanzig Adler würde er als Reserve hoch über dem Schlachtfeld kreisen lassen. Sie würden Kobolde mit ihren Stahlpfeilen tragen und einige handverlesene Krieger.
    »Wie lange werden deine Adler brauchen, um uns bis zur Ordensburg zu bringen?«
    Der König der Schwarzrückenadler sah zum großen Stundenglas, das vor dem Steuerrad des Seglers aufgehängt war. »So lange wie der Sand braucht, um eine Schwungfeder breit den Boden zu bedecken.« Die Stimme war in Ollowains Kopf. Er musste die Gedanken des Adlerkönigs laut
aussprechen, damit die anderen wussten, was Wolkentaucher geantwortet hatte.
    Der Schwertmeister seufzte innerlich. Die Adler mochten es einfach nicht, den Tag in Stunden zu untergliedern. Sie hatten ein völlig anderes Zeitgefühl. »Also wird es etwas weniger als eine halbe Stunde dauern, bis die zweite Welle kommt.«
    Wolkentaucher kratzte unruhig mit den Krallen. Er blickte zur Sanduhr. »Ich würde eher sagen, so lange, wie man bei leichtem Gegenwind vom Schwerthang am Albenhaupt bis zum Tal der traurigen Träume

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