Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Gespräche zu belauschen. Sie sollten Gishild finden, koste es, was es wolle.
Jetzt in dieser Stunde waren sie überall. In der Hafenstadt und an dem grässlichen, rauchverhangenen Ort mit den Bronzegießereien. Bei den Kasernen, den Festungen auf dem Felsgrat, der zum Festland führte. Bei der einsamen Hütte am Schwefelsee. Die meisten jedoch waren hierhergekommen, in das Tal voller Türme. Hier schlug das Herz des Ritterordens. Ollowain war sich ganz sicher gewesen, dass sie Gishild hier finden würden. Sonnenauge zupfte an den Kleidern im Boot. Da war das verfluchte Wappen. Er roch an dem feinen Leinen. Es konnte kein Zweifel bestehen. Es war das Gewand des Mädchens, welches dieser Luc Gishild genannt hatte. Sie war die Richtige! Und sie war eine Ordensritterin geworden. Unglaublich! Aber Weiber waren launenhaft ! Man konnte sich eben nicht auf sie verlassen.
Er hörte das Lachen der beiden im Nebel. Es ging ihr gut. Sonnenauge schüttelte den Kopf. Morgen sollte sie heiraten … Er dachte an den Streit, den Ollowain mit der Königin gehabt hatte. Er wusste, wie viele Kinder hier in diesem Tal waren. Wenn es zu einer Schlacht kam, dann würden Kinder sterben. Das ließe sich nicht vermeiden. Es sei denn, er wagte es, jetzt sofort zur Flotte zu fliegen. Die Adler würden erst weit nach Mitternacht kommen, um sie zu den Schiffen zu bringen. Mit seinen zarten Schmetterlingsflügeln war es ein harter Flug. König Wolkentaucher würde weniger als eine halbe Stunde bis zur Flotte brauchen. Er müsste drei Stunden fliegen. Aber selbst dann wäre er noch früher dort, als wenn er auf die Rückkehr der Adler wartete.
Er lauschte auf die Geräusche im Nebel. Die beiden würden wohl nicht vor dem Morgengrauen zurückkehren. Wenn Ollowain wüsste, dass Gishild hier an diesem verborgenen kleinen See war … Drei Elfen würden genügen, um sie zu holen. Es würde keine Schlacht um Valloncour geben.
Sonnenauge lächelte. Besser, er ließe sich nicht mehr am Hof der Königin blicken. Aber der Schwertmeister hatte recht. Wenn es die Aussicht gab, unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, dann mussten sie alles daran setzen, diesen Weg zu wählen. Sonst wären sie nicht besser als ihre Feinde.
Vor einem Mond hatte Sonnenauge davon geträumt, ein Krieger und Held zu sein. Gegen alle Wahrscheinlichkeit! Jetzt war seine Stunde gekommen. Er würde wirklich ein Held sein, wenn auch ein heimlicher.
Und so breitete er die Flügel aus und stieg dem Nachthimmel entgegen. Er würde den Weg über die Klippen, die rauchspeienden Felsschlote und das weite Wasser wagen. Er würde es zur Flotte schaffen und dafür sorgen, dass die Schlacht von Valloncour nicht geschlagen wurde!
KRIEGSRAT
»Wir vermuten, dass sie sich hier aufhält.« Goldflügel stampfte mit dem Fuß auf die Landkarte. »Hier in der Burg befindet sich das Hauptquartier des Ritterordens. Es gibt auch eine Reihe von Kerkern. Wir konnten allerdings nicht bis in alle Zellen vordringen.«
»Warum nicht?«, fragte Tiranu eisig.
Die Blütenfee blickte zu dem Ritter auf. Goldflügel hatte langes silberblondes Haar. Sie hatte den Befehl über die fast hundert Blütenfeen, die überall in Valloncour als Späher unterwegs gewesen waren. Sie war außergewöhnlich zierlich, selbst Tiranus kleiner Finger war größer als sie. Um den linken Arm trug sie ein schmales weißes Seidenband. Es zeichnete sie als Angehörige der Elfenritter aus. Nachdem Ollowain sich Emerelles Befehl gefügt und Tiranu unter die Elfenritter aufgenommen hatte, hatte er noch in derselben Nacht sämtliche Blütenfeen, die sich ihnen angeschlossen hatten, in den Rang von Rittern erhoben. Auch die Kobolde, die mit den Adlern flogen, um Brandax’ Stahlpfeile zum Einsatz zu bringen, hatte er zu Rittern geschlagen. Jeder von ihnen war in Ollowains Augen mehr Ritter als Tiranu.
Der Schwertmeister war stolz auf Goldflügel, die sich nicht durch den Fürsten von Langollion einschüchtern ließ. Trotzig und voller Verachtung sah sie zu dem Elfenfürsten auf, der mit den anderen Befehlshabern der Ritterschaft um den Kartentisch versammelt stand.
»Sie bereiten ein großes Fest vor«, erklärte Goldflügel. »Die halbe Burgbesatzung war bis tief in die Nacht auf den Beinen. Wir hatten strikten Befehl, kein Wagnis einzugehen.
Keiner meiner Späher durfte entdeckt werden. Dennoch sind wir in die Mehrzahl der Räume der Ordensburg vorgedrungen und haben genaue Karten angefertigt. Die Kerker jedoch sind mit Kriegern
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