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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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betrachtete.
    »Ich kann es nicht in Worte fassen. Es ist zu ungeheuerlich !«, stieß Tomasin aufgeregt hervor. »Komm her und sieh es dir selbst an.« Er hob die Steingutschüssel und deutete auf etwas Kleines, Blutiges, das darunter verborgen war. Ein Kinderfinger? Honoré trat näher.
    Ungläubig nahm er in die Hand, was dort auf dem Tisch lag. Es war weich. Und kalt.
    »Verstehst du, warum ich dir nicht sagen konnte, was wir da haben, Bruder?«
    Er sah zu Tomasin auf, doch sein Blick ging ins Leere. Er versuchte zu ermessen, was das hier zu bedeuten hatte. Seine Knie begannen zu zittern. Er zog den Stuhl vom Tisch zu sich herüber und setzte sich hin. Seine alte Wunde brannte. Jeder Herzschlag bereitete ihm Schmerzen.
    »Bruder Honoré? Ist alles in Ordnung?«
    »Nein.« Der Ritter war kaum in der Lage zu sprechen. Ihm war übel. »Woher kommt das?«
    »Ich sagte doch, Tintenfuß hat es gebracht. Einer unserer Raben.«
    »Wann?«
    Tomasin hob hilflos die Arme. Er blickte zur Steilwand hinauf
nach Osten, als stünde am Himmel ein riesiges Stundenglas. Eine erste, zarte Andeutung von Licht zeigte sich über dem schwarzen Felsrand. »Vor einer halben Stunde vielleicht.«
    Honoré betrachtete das winzige Bein. Er dachte an die endlosen Verhöre von Ahtap. Der Kobold hatte von den Völkern Albenmarks erzählt, von all den widernatürlichen Geschöpfen. Von Elfen, Trollen und Kobolden. Von Kreaturen, die halbe Tiere waren wie der Lutin. Und von den Blütenfeen, den Vertrauten der Elfenkönigin. Sie begleiteten sie auf ihren Reisen.
    Honoré schluckte. Sie war also hier. Verborgen. Das Bein in seiner Hand war zierlicher als sein kleiner Finger. Ein Muster aus verschlungenen Linien schimmerte unter dem verkrusteten Blut auf der bleichen Haut.
    Er musste ruhig bleiben, ermahnte sich Honoré und zwang sich dazu, nicht schneller zu atmen.
    »Was hat das zu bedeuten? Was …«
    Der Ordensritter hob die Hand, um Tomasin zum Schweigen zu bringen. Honoré war klar gewesen, dass die Königin Rache suchen würde für den missglückten Mordanschlag während der Krönungsfeier Roxannes. Und ihm war auch klar, dass sie wusste, wer dahintersteckte. Aber dass sie selbst kommen würde, damit hätte er nicht gerechnet. Das passte nicht zu ihr. Ob ihr bereits aufgefallen war, dass einer ihrer Begleiter fehlte?
    »Soll ich einen Brief an den Primarchen aufsetzen? Er würde ihn kurz nach Morgengrauen erreichen, wenn wir sofort einen Raben schicken.«
    Honoré knetete sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Es wäre seine Pflicht, den Primarchen sofort zu benachrichtigen. Wahrscheinlich würden die Elfen im Morgengrauen
kommen. Und gewiss war die Ordensburg ihr Angriffsziel. Wenn dort etwas Auffälliges geschah, würden sie sich vielleicht zurückziehen. Sie würden ein Massaker unter den Novizen anrichten. Gewiss würde Leon in vorderster Linie kämpfen. Auf welche Weise hatten sie es geschafft, unbemerkt auf die Insel zu kommen? Verdammte Magie! Anders war das nicht zu erklären … Wie viele es wohl waren? Wenn Emerelle bei ihnen war, dann war es gewiss ein ganzes Heer.
    »Bruder Honoré? Der Brief …«
    Er winkte ärgerlich ab. Wenn Leon etwas zustieße, dann würde er den Befehl über die Bruderschaft vom Heiligen Blut übernehmen. Er würde Primarch werden. Er besaß jetzt schon einigen Einfluss … Genug, um seine Wahl zum Primarchen sicherzustellen. Dann endlich konnte er die ganze Macht der Neuen Ritterschaft ausspielen. Leon war viel zu zögerlich geworden.
    »Welche Truppen stehen am nächsten zum Tal der Türme, Tomasin?«
    »Die Schwarze Schar. Sie könnten wohl in einer halben Stunde im Tal sein, sobald sie Nachricht erhalten. Aber warum ?«
    Honoré überging die Frage. »Sollte nicht ein Manöver am Pass abgehalten werden?«
    Tomasin nickte. »Ja. Am Fuß der Passstraße stehen drei Regimenter. Morgen, nach der Hochzeit, soll es eine umfassende Gefechtsübung …«
    Honoré hörte nicht weiter zu. Drei Regimenter, das waren dreitausend Mann. Und dazu noch die fünfhundert Reiter der Schwarzen Schar. Die verfluchte Elfenkönigin hatte sich eine Schlinge um den Hals gelegt. Und er musste sie nur noch zuziehen … »Du schreibst sofort Briefe an die Kommandanten
der drei Regimenter am Pass und an den Befehlshaber der Schwarzen Schar. Sie sollen sich unverzüglich in Marsch setzen. Ihr Ziel ist die Ordensburg.«
    »Aber müssten wir nicht den Primarchen …«
    »Später, Tomasin. Später! Unsere Soldaten müssen

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