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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erschienen. »Mein Fernglas!« Lucs Atem ging schneller, doch nicht vor Aufregung. Allein zu sprechen strengte ihn schon an.
    Ein Maat brachte ihm ein großes, bronzenes Fernrohr. Lucs Hände zitterten. Er brauchte lange, bis er das Schiff im Blick hatte. Es war nur ein kleiner Segler, weniger als zwanzig Schritt lang. Ohne Zweifel ein Schiff der Elfen. Die letzte Möglichkeit, in Albenmark noch Schlachtenruhm zu erringen! Eigentlich hatte es geheißen, alle Schiffe seien zerstört. Raffael hatte ihm von Schiffsrümpfen erzählt, die Hunderte Schritt weit in die Stadt geschleudert worden waren.
    »Beidrehen«, sagte Luc. »Den nehmen wir uns vor.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Geschütze klar zum Gefecht!«, rief der Steuermann über Deck. »Refft die Segel! Backbordruder auf!«
    Luc hob das Fernrohr. Auf dem kleinen Segler hatte man eine Flagge gesetzt. Es war ein grünes Banner mit einem goldenen Pferd. Das Schiff kam schnell näher, während ihre Lanterna langsam einen weiten Halbkreis beschrieb, um den Feind vor die Buggeschütze zu bekommen.
    »Bronzeschlangen bereit!« Der Geschützmeister winkte ihnen.
    Luc brachte gerade einmal ein Nicken zustande. Mit ihren fünf schweren Geschützen würden sie den Elfensegler in Stücke reißen.
    Plötzlich begann die See rings um sie herum zu brodeln und zu zischen, als sei sie ein Topf voller kochendem Wasser. Luc sah am Bug des Elfenseglers eine kleine, zierliche Frauengestalt. Dann kippte seine Lanterna über den Bug. Das Meer … war verschwunden! Sie stürzten den Rumpf
voran in eine Schlucht, umgeben von senkrechten Wasserwänden.
    Das Fernrohr entglitt Lucs Fingern. Verzweifelt klammerte er sich an der Reling fest. Die Lanterna hatte sich um mehr als fünfundvierzig Grad nach vorn geneigt und stürzte dem schlammigen Meeresboden entgegen. Wer sich nirgends festhalten konnte, der stürzte von Bord.
    Einen schrecklichen Augenblick nur dauerte der Sturz. Dann schlug das große Schiff mit infernalischem Getöse auf den felsigen Meeresboden auf. Der Rumpf zersplitterte. Die beiden Masten knickten, als seien sie nur dünne Ästchen.
    Luc war hart auf die Reling geschlagen. Er schmeckte Blut im Mund. Benommen blickte er auf und sah, wie die Wasserwände auf sie niederstürzten. Er griff nach seinem Dolch. Das Seil! Er musste von der Reling loskommen.
    Das Wasser traf ihn wie der Tritt eines Riesen und drückte ihn nieder auf das Deck. Er hatte das Seil durchtrennt und wurde emporgehoben. Etwas Großes streifte sein Bein.
    Er kniff die Augen zusammen. Die Fluten warfen ihn hin und her. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Dann durchbrach er die Wasseroberfläche. Seine Schuhe und seine Hose waren ihm vom Leib gerissen worden. Er trug nur noch ein Hemd.
    Rings herum trieben Trümmer auf dem Wasser. Das Elfenschiff war vorbeigesegelt. Es folgte weiter der Ordensflotte.
    Luc klammerte sich an ein Wrackstück. Planken, zusammengehalten von einem halb zersplitterten Balken. Er war zu Tode erschöpft. Um ihn herum waren Dutzende Männer, die mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieben. Die meisten waren wahrscheinlich schon durch den Sturz auf den Meeresboden getötet worden.
    Luc war klar, dass er nicht mehr lange bei Bewusstsein
bleiben würde. Er war zu entkräftet. Er würde ohnmächtig werden, das Wrackteil loslassen und ertrinken. Das also war das Ende seiner großen Liebe zu Gishild.
    Verzweifelt sah er sich um. Es gab keine Überlebenden. Niemanden, der über ihn wachen würde. So durfte es nicht enden! Wenn er sich nur an dem Wrackteil festhielte, dann würde ihn ja vielleicht eine Strömung hinüber in seine Welt tragen. An die Küsten Drusnas.
    Aus dem gesplitterten Balken ragte ein großer Nagel. Er musste sich diesem verbogenen Stück Eisen anvertrauen!
    Er hob den linken Arm und legte ihn so auf den Nagel, dass die Spitze seinen Arm drei Zoll hinter dem Handgelenk berührte. Dann drückte er zu.
    Luc schrie auf. Er schluckte Wasser. Schrie erneut. Die Nagelspitze ragte aus seinem Fleisch. Zwischen Elle und Speiche hatte sie den Arm durchdrungen.
    Ihm wurde übel. Die Wunde blutete stark. Wenn er bloß keine Ader getroffen hatte! Er versuchte einen Stoffstreifen von seinem Hemd zu reißen, doch auf das Wrackstück genagelt, mit nur einem beweglichen Arm, schaffte er es nicht.
    Sein Kopf sank auf das raue Holz. Er sah dem rinnenden Blut zu, bis ihm schwarz vor Augen wurde.

UNTER FEINDEN

    Als Luc erwachte, lag er mit dem Gesicht auf nassen Planken.

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