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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hatte der große Vogel ganz natürlich ausgesehen. Jedenfalls, wenn man nicht nah genug herankam, um die blutigen, leeren Augenhöhlen zu sehen.
    Blumen aus Licht erblühten am Nachthimmel über der Stadt der Anderen. An einem Festtag waren sie gekommen, um das Glück aus ihrem Leben zu reißen, dachte Anne-Marie. Jetzt kam sie ebenso an einem Festtag. Und sie würde ihnen ihre Bluttaten tausendfach vergelten!
    »Die blaue Laterne!«, rief sie den Wachtposten am Heck an.
    Im nächsten Augenblick flammte ein kleines, blaues Licht auf.
    Das Schiff der Elfenkönigin war keine fünfzig Schritt mehr entfernt. Anne-Marie konnte eine große, schlanke Frau am Ende der Festtafel sehen, die eine silberne Krone trug.
    Der Zeigefinger der jungen Ritterin legte sich auf den kühlen Abzugshebel der Radschlosspistole. Die Waffe war gespannt. Ihr Rohr zeigte hinab auf die große Lampe mit den sieben Dochten, die in einer Schüssel aus feinstem Lampenöl stand. Zwanzig Zündschnüre lagen in der Schüssel, dicke und dünne. Manche würden schnell brennen, andere etwas langsamer. Nur eines hatten sie gemeinsam: Sie würden alle im selben Augenblick abgebrannt sein.
    »Blaue Laterne auf der Stolz!«, meldete die Wache vom Heck.
    Anne-Marie atmete tief ein. Dann begann sie leise zu zählen. Sie beide würden gleichzeitig schießen, der Kapitän der Stolz und sie. Die Pistolenkugeln würden die Lampen zerschmettern. Die brennenden Dochte in die Schalen mit dem Öl fallen.
    Anne-Marie dachte an den letzten Kuss, den Ramon ihr
geschenkt hatte, kurz bevor sie aufsaßen, um auf die Festwiese zu reiten. Dein Tod wird gesühnt sein, dachte sie. Der Augenblick der Rache ist nur noch ein Fingerkrümmen entfernt!

HOCHMUT

    Sie waren nur Menschen, sagte sich Ahtap immer wieder. Nur Menschen! Er wusste nicht, was geschehen war, als das Flaggschiff durch den Albenstern gesegelt war. Sie hatten ihn in einem kleinen Boot fast eine Meile von der Flotte weggebracht, als die Schiffe nach Albenmark hinübersegelten.
    Ahtap war klar, dass Honoré dies befohlen hatte. Und es war nicht geschehen, weil der Primarch ihn, den Tiermenschen, so sehr schätzte. Die verfluchten Ritter hatten ihre Gabe genutzt. Vielleicht gab es den Gott, den sie anbeteten, auch wirklich? Erklären konnte Ahtap nicht, was geschehen war. Das Gefüge zwischen beiden Welten war zerrissen. Sie berührten sich nun dort an der Stelle, wo der Albenstern gewesen war. Das himmelblaue Wasser des Waldmeers und die graue See vor der Küste Drusnas flossen ineinander. Die Horizonte bildeten eine Linie. Doch die Farben passten nicht zueinander.
    Ahtap hatte keine Ahnung, ob die Wunde zwischen den beiden Welten wieder heilen würde. Sein ganzer Plan war infrage gestellt. Es war tatsächlich seine Absicht gewesen, den Orden vom Blutbaum hierher zu bringen. Niemand hatte
ihn zwingen müssen, das Tor im Albenstern zu öffnen. Alle waren sie mitgekommen, ihre besten Krieger, ihre Anführer. Alle Schiffe des Ordens hatten sie zusammengezogen. Sollten sie Vahan Calyd nur angreifen! Sie würden sich wundern, wenn die geballte Macht der besten Magier Albenmarks statt den Himmel zu erleuchten, gegen die Flotte der Menschen eingesetzt wurde. Da würden dann auch keine Kanonen mehr helfen! Und ein Zurück gäbe es nicht mehr! Ahtap würde ihnen kein zweites Mal ein Tor in einem Albenstern öffnen.
    Das war seine Rache. Alle, die hierhergekommen waren, würden sterben. Von diesem Schlag würde sich der Orden vom Blutbaum nie wieder erholen. Und er, Ahtap, ein kleiner Lutin, hätte die Neue Ritterschaft vernichtet. Das war sein Lohn für all die Jahre im Kerker. Ob es ihn das Leben kostete, war ihm ganz egal.
    Aber nun taten sie schon wieder etwas, das er nicht vorhergesehen hatte.
    Warum hatten sie nur die beiden großen Schiffe vorausgeschickt? Ahtap betrachtete das Schauspiel am Himmel über Vahan Calyd. Selbst hier draußen, auf offener See, konnte man noch die Lichtblumen sehen, die an den Himmel gezaubert wurden. Ihr Anblick machte ihm Mut. Die Schönheit würde zuletzt über die Barbarei siegen, so war es immer gewesen!
    Zwei Flammensäulen schossen in den Himmel. Gleißend hell. Hässlich!
    Ahtap gaffte fassungslos zum Horizont. Er blinzelte, so hell war das Licht gewesen. Jetzt rollte ein Donner über die See, als seien hundert Blitze zugleich eingeschlagen. Er fuhr tief in die Glieder.
    Auf den Schiffen des Ordens ertönten Jubelrufe.

    Etwas klatschte neben Ahtap auf das Deck. Ein Spritzer

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