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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Erleichtert widmete sich der Kobold wieder seinem Mahl.
    Wahrscheinlich hatte man die beiden Adlerschiffe auf einer Werft irgendwo im Norden gebaut.

NUR EIN FINGERKRÜMMEN

    Anne-Marie atmete auf, als die Gottes Zorn die Einfahrt zwischen den beiden großen Festungstürmen passierte. Hier an dieser Stelle hätte sie noch scheitern können. Aber Gott war auf ihrer Seite. Ein Scheitern war undenkbar!
    Alle in der Flotte wussten das. Spätestens seit dem Wunder, das sich auf dem Flaggschiff ereignet hatte. Anne-Marie presste die Lippen zusammen. Wenn sie auch dort an Bord gewesen wäre … Es war müßig, darüber zu brüten. Tjured hatte ihr einen anderen Weg bestimmt. Heute war Lucs Name in aller Munde gewesen. Er hatte Honoré geheilt. Und nicht nur den Primarchen. Tjured selbst musste in ihrem Löwenbruder gewesen sein. Alle an Bord des Flaggschiffs waren von ihren Leiden genesen. Es hieß sogar, dass einem Seesoldaten ein richtiges Auge nachgewachsen war! Vielleicht wäre auch ihre Hand …
    Anne-Marie verdrängte diesen Gedanken. Morgen würde ihr Name in aller Munde sein! Das war ihr Schicksal. Wäre auch sie geheilt worden, dann würden sie jetzt vielleicht
Zweifel plagen. So aber lag das Ziel klar vor ihren Augen!
    Sie drückte auf die lange, geschwungene Ruderpinne. Das mächtige Schiff reagierte sofort. Der Doppelrumpf schwenkte leicht nach steuerbord, glitt lautlos tiefer in den Hafen hinein. So viele Schiffe waren hier versammelt. Überall hingen Laternen an den Rahen.
    Fröhliche Zecher winkten. Gut, dass die Gottes Zorn so hochbordig war, dass man nur von den Mastspitzen der anderen Schiffe aus an Deck sehen konnte.
    Anne-Marie blickte kurz zurück. Auch die Stolz hatte jetzt die enge Einfahrt zwischen den beiden Türmen passiert. Die junge Ritterin sah sich nach dem Schiff um, das Honoré ihr beschrieben hatte. Es sollte mit prächtigen Schnitzereien überladen sein. Und eine große Festtafel musste auf dem Hauptdeck stehen. Von den Masten würden Banner mit einem goldenen Pferd vor grünem Grund wehen.
    Endlich entdeckte sie das Schiff. Es lag an einem mit Blumengirlanden geschmückten Kai. Anne-Marie wischte sich über die Stirn. Dann nahm sie eine weitere Kurskorrektur vor.
    Ein Löwe aus silbernem Licht stürmte über den Himmel hoch über der Stadt. Der Anblick versetzte ihr einen Stich. Ein Silberlöwe, so wie sie.
    Gotteslästerliches Zauberwerk! Sie sollte sich nicht die Schwäche erlauben, das hübsch zu finden! Sie dachte an die blutige Hochzeit und an Ramon. Ja, er war nicht vollkommen gewesen. Das Rumpeln seiner Gedärme hatte ihm manch bösen Spott eingetragen. Aber keiner unter den Silberlöwen hatte kochen können wie er. Und kein anderer hatte sie je geküsst.
    Ramon hatte sie nie mitleidig angesehen. Nie hatte sie
in seinem Blick den Gedanken gelesen, dass sie nur ein armer Krüppel war. Von ihm hatte sie sich in der Nacht vor der Hochzeit küssen lassen. So zarte, warme Lippen hatte er gehabt. Einen verrückten Augenblick hatten sie überlegt, ob auch sie am nächsten Morgen in die Reihe der Paare treten sollten, die getraut werden würden. Aber sie hatten es verschoben. Ihre Liebe sollte noch reifen, frei von der Last der Ehe.
    Anne-Marie schluckte. Ein Elfenpfeil hatte all ihre Träume beendet.
    Niemand hatte sie seitdem mehr geküsst. Der Einzige, der sie verstand, war Honoré. So oft hatten sie beisammengesessen und über Tjured gesprochen. Über das Ziel, das jedes Leben hatte.
    Anne-Marie nahm eine letzte Kurskorrektur vor. Sie hielt direkt auf das Schiff der Elfenkönigin zu. Nur etwas mehr als hundert Schritt war es noch entfernt. Sie laschte die Ruderpinne fest und trat einen Schritt vor. Der Griff einer Radschlosspistole ragte aus einem Holzkasten, den man auf Deck aufgesetzt hatte.
    Die junge Ritterin kniete nieder. Ihre gesunde Hand umschloss den Griff. Sie blickte zum Bug. Der tote Adler hatte gewiss geholfen, sie sicher in den Hafen zu geleiten. Früh am Morgen war er am Himmel über der Flotte erschienen. Noch so eine gottesverhöhnende Kreatur.
    Aber er war gefallen, als die Raben der ganzen Flotte ihn angegriffen hatten. Sie hatten ihm die Augen ausgepickt und dem blinden Adler dann so lange zugesetzt, bis er ins Meer gestürzt war.
    Auf Honorés Befehl hatte man den Kadaver aus dem Wasser gefischt. Mit Seilen und stützenden Stangen hatte man ihn auf der vordersten Landestange der Gottes Zorn festgezurrt.
Ein Falkner hatte mitgeholfen, den Betrug zu verbergen. Zuletzt

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