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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zerfurchte Rinde der Baumriesen hinaufhangelten.
    Eine Schar tanzender Blütenfeen hielt mit Räucherstäbchen, die sie wie Lanzen schwangen, Moskitos und andere Blutsauger von der Königin fern. Natürlich hätte sich Emerelle leicht mit einem Wort der Macht vor jedweden Plagegeistern schützen können, doch sie schätzte es, von Blütenfeen umgeben zu sein. Ihre fröhliche, ausgelassene Art war Balsam für ihre wunde Seele. Und sie mochte es, mit ihnen versponnene Debatten über die Poesie im Wispern der Baumwipfel zu führen oder über verborgene Muster in den verschlungenen Pfahlwurzellabyrinthen der Baumriesen, von denen der Kundige die Geheimnisse der Welt abzulesen vermochte.
    Emerelle richtete sich halb auf und blickte die Reiterkolonne entlang. Sie reiste mit großer Eskorte. Hundert Elfenritter unter dem Befehl Obilees schützten den langen Zug aus prächtigen Kutschen und schweren Wagen, die mit tausend alltäglichen Kleinigkeiten beladen waren, welche ein Hofstaat verlangte, um all seinen Glanz zu entfalten.
    Kentauren aus Uttika, gewappnet mit glänzenden Bronzepanzern und hohen Helmen, von denen weiße Rosshaarbüsche wehten, hielten sich in unmittelbarer Nähe der Königin. Etwas abseits des hohen Damms, auf dem die Prachtstraße durch das Mangrovendickicht führte, streiften Kentauren aus den weiten Steppen des Windlands. Bis über den Bauch im brackigen Wasser spähten sie nach verborgenen Gefahren. Doch Emerelle wusste, dass sie hier im Dschungel nichts zu fürchten hatte.
    Vahan Calyd war nur noch eine halbe Tagesreise entfernt. So nah an der großen Stadt gab es keine Raubtiere mehr. Keine
Ochsenwürger und auch keine Riesenschnapper würden sich hierher verirren.
    Voraus weitete sich der Himmel. Die Baumriesen wichen vom Damm der Straße zurück, um Reisfeldern Platz zu machen, zwischen denen sich hier und da Blumeninseln erhoben. Einzelne Holde wateten durch die blausilbern spiegelnden Felder und fischten Binsen und Seerosen aus dem Wasser.
    In der Kutsche hinter ihr begann Yulivee auf einer ihrer Flöten zu spielen. Es war eine wilde, ausgelassene Melodie. Sie hatte darauf bestanden, Fenryls Sarg mitzuführen. Manchmal überraschte die Zauberin Emerelle. Die meisten hielten Yulivee für unbeständig und sprunghaft, aber wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann besaß sie eine beeindruckende Ausdauer. So wie damals, als sie mit einer Handvoll Arbeiter begonnen hatte, das verlassene Valemas wieder aufzubauen und die Letzten ihres Volkes zur Siedlung ihrer Ahnen zurückzuführen.
    Längst war Valemas wieder eine blühende Stadt. Doch das verdankte es allein Yulivee, die nicht davor zurückgeschreckt war, das scheinbar Unmögliche zu wagen. Vielleicht würde sie auch Fenryl … Emerelle seufzte. Nein, mit diesen Gedanken wollte sie sich nicht den wunderschönen Spätsommertag verderben!
    Sie lehnte den Kopf weit zurück gegen das Polster, sah dem Flug der Blütenfeen zu und lauschte Yulivees Lied.
    Der Himmel erschien ihr seltsam. Von tiefem Blau, fast wolkenlos, aber die Luft hoch über ihr schien zu zittern, so wie man es an besonders heißen Sommertagen über dem Sand und in der Wüste beobachten konnte.
    Die Schläfrigkeit war verflogen. Hier wurde Magie gewirkt! Emerelle richtete sich auf. In diesem Augenblick fiel
ein langer, weißer Rauchfaden aus dem Blau. Ein dunkler Punkt an seiner Spitze raste dem Boden entgegen. Zwei, fünf, ein Dutzend weitere Rauchfäden zerteilten den Himmel wie Gitterstäbe.
    Alarmrufe erklangen entlang der Kolonne. Reiter saßen ab. Die Kentauren preschten durch das Reisfeld und zermalmten die zierlichen, grünen Pflanzen unter ihren Hufen.
    Ein tönernes Klirren ließ Emerelle herumfahren. Dichter Rauch wogte hinter ihrer Kutsche über den Damm.
    »Dein Schwert!«, rief sie dem Uttiker neben ihrer Kutsche zu.
    Der Kentaur zog seine Klinge und reichte sie mit dem Heft voran. »Bitte, Herrin, verlasst die Kutsche nicht.«
    Emerelle ignorierte diesen Wunsch. Dort zu bleiben war das Dümmste, was sie tun konnte. In der Kutsche würden sie zuerst nach ihr suchen, wer immer sie auch sein mochten.
    Der Wind frischte auf. Flügel rauschten. Der Rauch wurde in wirbelnden Spiralen über die Straße getrieben. Etwas Großes glitt dicht über sie hinweg. Wieder sah sie das seltsame Hitzeflimmern, jetzt ganz nah über ihr. Doch es verweilte nicht auf der Stelle, sondern glitt pfeilschnell über sie hinweg. Ein weißer Schatten erschien und verschmolz sofort

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