Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
ihrem Kapitän gemacht. Und das, obwohl Joaquino wohl keineswegs unfähig ist. Er wird Großes leisten.«
»Und die Prinzessin? Glaubst du wirklich, dass sie sich fügt?« Alvarez dachte daran, dass er sie auf der Windfänger dabei erwischt hatte, wie sie Liliannes Truhe aufgebrochen hatten. Er war sich ganz sicher, dass Gishild Luc dazu angestiftet hatte.
»Ihr Herz gehört dem Fjordland. Aber mehr noch gehört es Luc. Ich bin mir nicht darüber im Klaren, worin sich die
Gefühle der beiden begründen. Aber ich muss es auch nicht wissen. Wir werden alles tun, um diese Liebe zu erhalten und wachsen zu lassen. Sie kann der Schlüssel zu unserem endgültigen Sieg über die Heiden werden. Du musst ihnen Gelegenheit verschaffen, allein miteinander zu sein, Drustan. Und dann werden wir sie trennen. Luc muss reisen. Er muss an Orte kommen, wo das Land noch unberührt ist von der Gabe. Wo er seine ganze Macht erproben kann. Diese Zeiten der Trennung werden ihre Liebe noch vertiefen.«
Alvarez dachte erneut an Mirella und daran, welchen Schmerz sie den beiden zufügen würden.
Leon hingegen war ganz euphorisch vor Begeisterung. »Gishild ist natürlich noch immer von großem Wert für uns. Ich musste ihr Selbstvertrauen brechen, damit sie sich leichter fügt. Es liegt nun an dir, Drustan, ihr wieder Mut zu machen. Fördere sie in ihren Stärken! Und lobe sie, wo sie es verdient. Wir müssen es schaffen, ihr Herz für uns zu gewinnen. Sie ist noch immer ihren Götzen ergeben. Wenn wir sie bekommen, dann bekommen wir auch das Fjordland. Dort wird man sie nicht so schnell vergessen. Also soll sie zurückkehren in ihre Heimat und ihr Geburtsrecht auf den Thron einfordern! Und wenn die Jarls sich gegen sie stellen, dann kann sie ein ganzes Heer von Ordensrittern zu Hilfe rufen. Aber zunächst sollen sie und Luc allein gehen. Es ist besser, wenn sie es ohne uns schaffen. Und wo Luc ist, da wird unser Orden folgen. Er wird uns den Weg bereiten. Dazu hat Tjured ihn auserkoren. Ich fühle das! Nie bin ich jemandem begegnet, in dem die Gabe so stark ist.«
Alvarez betrachtete das große Mosaik des Blutbaums, das den weiten Boden des Saals ausfüllte. Wie weit manche Äste der Krone voneinander entfernt waren. Er fühlte sich fehl am Platz.
»Heute ist der Tag, an dem sich alles ineinander fügt«, fuhr Leon fort. »Der Lutin hat vor den Schrecken der Gabe kapituliert. Er ist nun wie Wachs in meiner Hand.«
Die Nachricht riss Alvarez aus seinen melancholischen Gedanken. »Er redet? Und ist er ein Eingeweihter?«
»Er kann die Tore öffnen und kennt die Wege. Er ist ein begabter Magier, wie Bruder Valerian zu seinem Leidwesen erfahren musste. Wie es scheint, ist er sogar schon der Königin begegnet. Und alles, was ich wissen möchte, gibt er bereitwillig preis.« Leon trat aus dem Schatten seiner Nische heraus. Das hatte er noch nie getan! Er wirkte verändert, so voller Kraft. Das Alter schien von ihm abgefallen zu sein. Wie ein lebender Heiliger erschien er dem Kapitän. Ein Mann, der durch und durch von Gott durchdrungen war.
»Bruder Alvarez, wir werden ein neues Amt in unserem Orden schaffen. Als Flottenmeister, als Oberbefehlshaber über all unsere Seestreitkräfte und alle Hafenanlagen. Bist du bereit, diese Bürde zu tragen?«
Der Kapitän war völlig überrascht. »Ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen bin. Ich bin doch nur ein Seekapitän … Vielleicht sollte Lilianne …«
»Nein! Es gibt zwei Gründe, warum meine Wahl zuerst auf dich fällt«, entgegnete der Primarch höflich, aber bestimmt. »Erstens soll einer der Unseren das Amt ausüben, weil der Flottenmeister um Geheimnisse wissen muss, die den Kreis der Bruderschaft nicht verlassen dürfen. Und zweitens muss der Flottenmeister ein erfahrener Kapitän sein, denn er wird eines Tages das größte Seegefecht in der Geschichte unseres Ordens befehligen.«
»Nicht, solange der Orden vom Aschenbaum nach unseren Schiffen greift!«, warf Honoré ein.
»Machen wir es uns zunutze. Schicken wir ihnen Schiffe
und Mannschaften, die sich bewähren sollen. Es gibt nur noch wenige Gelegenheiten, sich im Seegefecht zu bewähren. Und in die Schlacht, die uns bevorsteht, sollten wir nur mit Veteranen ziehen.«
»Was für eine Schlacht wird das sein?« Jeromes Stimme war anzuhören, dass auch ihn die Begeisterung gepackt hatte.
»Ich habe von dem Lutin einen Ort erfahren, den die Elfenkönigin immer wieder aufsucht und der von der See aus zu erreichen ist. Er konnte mir
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