Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Herzen.
Luc drückte Grishilds Hand ganz fest. Mit zusammengepressten Lippen starrte er auf den Schild.
Auf seiner Herzseite prangte der Blutbaum auf weißem Grund. Dicht neben dem Baum zerteilte ein schwarzes Ruder den Schild der Länge nach. Die Schwertseite aber war dort, wo ein roter Löwe auf weißem Grund hätte stehen sollen, schwarz gefärbt und zeigte einen stehenden weißen Löwen. Nie zuvor in der Geschichte der Neuen Ritterschaft hatte es einen solchen Schild gegeben.
»Das Schwarz steht für den Schlamm, mit dem ihr bis ans Ende eurer Tage euren Namen besudelt habt«, sagte Drustan mit gepresster Stimme. »Und Weiß kann in der Heraldik auch
für Silber stehen. Ihr seid die Silberlöwen. Auch dies wird euch bis ans Ende eurer Tage anhaften. Diese Schandtaten könnt ihr nicht mehr ungeschehen machen. Aber ihr könnt mit dem Makel leben. Ihr könnt erreichen, dass Freund wie Feind voller Ehrfurcht von den Silberlöwen sprechen. Seid von nun an makellos, dann könnt ihr die Schande tilgen, die an eurem Schild haftet.«
HEIMKEHR
Skanga sah sich misstrauisch um. Die Trollschamanin war blind, aber sie nahm magische Auren wahr. Der Elfenpalast war durchdrungen davon, und zwar so sehr, dass es ihr Kopfschmerzen bereitete. Seit der kurzen Herrschaft des Königs Gilmarak war sie nicht mehr in Burg Elfenlicht gewesen. Emerelle reiste viel in letzter Zeit, wie man so hörte. Skanga wäre lieber gewesen, sie in Vahan Calyd oder sonst wo aufzusuchen. Jeder andere Ort wäre ihr lieber gewesen als das verfluchte Gemäuer, das nichts als schlechte Erinnerungen barg. Skanga reiste nur noch selten, jeder Schritt bereitete ihr Schmerzen.
Emerelle hatte ihr angeboten, sie holen zu kommen. Eingebildete Elfenschlampe! Sie war jünger als Emerelle. Sie brauchte niemanden, der für sie die Tore zu den Albenpfaden öffnete. Wenn Birga noch leben würde, das wäre eine Hilfe … Aber ihre Schülerin hatte für ihre Dummheit bezahlen müssen. Es war nie gut, sich mit den Elfen einzulassen!
Und Alathaia hatte schon von weitem nach Tod und Verderben gerochen.
»Wenn du mir bitte hier entlang folgen würdest, ehrwürdige Meisterin.« Der Elf, der sie am Albenstern im Thronsaal erwartet hatte, wies höflich auf einen Flur, der zu den Pavillons am Park führte.
»Ich bin nicht deine Meisterin. Und ehrwürdig bin ich auch nicht, Elfenlümmel! Nenn mir deinen Namen, und wenn du mich noch einmal beleidigst, werde ich ihn auf ein Stück Mammuthaut schreiben, ihn verbrennen und dich dabei verfluchen. Behandle mich gefälligst mit Respekt!«
Der Elf blieb stehen. Deutlich konnte sie seine Aura sehen. Er drehte sich zu ihr um.
»Bitte entschuldige, ich bin kein Höfling, und meine Umgangsformen, was Trolle angeht, lassen wohl zu wünschen übrig. Ich bin Jornowell, Sohn des Alvias. Und solltest du mich verfluchen, dann besuche ich dich in deiner stinkenden Wolfshöhle und schneide dir die Kehle durch.«
Skanga sah den Elfen forschend an. »Sag mir, wie du aussiehst! «
»Ich habe aschblondes Haar. Meine Augen sind von ungleicher Farbe. Meine Haut ist von der Sonne gedunkelt. Ich trage einen weißen Waffenrock, der …«
»Das genügt!« Seine Aura verriet Skanga, dass er nicht allzu jung sein konnte. »Jornowell«, sie sprach den Namen mehrmals hintereinander aus. Nein, sie hatte ihn noch nie gehört. »Glaubst du, du würdest weit kommen, wenn du versuchtest, in meine Höhle einzudringen?«
»Steht dir der Sinn danach herauszufinden, wie weit ich käme?«
Sie lachte. »Du bist richtig, Jüngelchen. Wenn mir meine Wachen deinen Kadaver bringen würden, würde ich dich
ehren und dein mutiges Herz essen.« Sie versuchte, sich an Alvias zu erinnern. Der Junge war ihm nicht sehr ähnlich, so wie er sich gegenüber einem Gast seiner Königin aufführte. »Du trägst also das Weiß der Elfenritter. Ich dachte, die seien alle bei Ollowain in Vahan Calyd. Was hat dich in den Palast verschlagen, wo du doch kein Höfling bist?«
»Ein Dienst für einen Freund.«
Skanga grunzte. Emerelle hatte ihr eine ganze Büffelherde als Lohn versprochen, wenn sie kam und half. Der Winter war nicht mehr fern. Es wäre gut, gefüllte Fleischkammern zu haben. Nur hatte die Elfenschlampe nicht sagen wollen, worum es bei dieser Hilfe ging. Und dieser Grünschnabel verriet auch nichts … Die mussten sich verschworen haben! Jornowell war drei Köpfe kleiner als sie, obwohl sie alt war und krumm wie eine sturmgebeugte Eiche. Wahrscheinlich wog sie
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