Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Yulivees Hand gedrungen. Sein Blut vermischte sich mit ihrem.
Emerelle flüsterte Worte der Macht. Sie nahm ihren Albenstein aus dem Mund des Fürsten. Dann herrschte Stille.
Skanga wurde unruhig. War es geglückt? Sie hatte versucht, die Seele zu halten … Hatte Yulivees Aufbegehren alles zunichtegemacht?
Fenryl tat einen tiefen Seufzer. Seine Brust wölbte sich. Plötzlich bäumte er sich auf. Seine Arme schlugen auf und nieder, als wolle er Schwingen ausbreiten und ihnen entfliehen. Die Augen des Fürsten blickten starr. Ruckartig bewegte sich sein Kopf. Und dann stieß er einen Schrei aus, wie ein Raubvogel. Lang, durchdrungen von einem Schmerz, der jenseits von Worten lag. Urtümlich und tief. Der Schmerz eines Tieres, das die Freiheit weiter Himmel verloren hatte.
»Fenryl.« Yulivee streckte die unverletzte Hand nach dem Fürsten aus. Sie tastete über seine Wangen. »Fenryl …«
»Er war zu lange fort«, sagte Emerelle. »Zu lange. Er wusste um die Gefahr. Lass ihn gehen, Yulivee.«
Etwas Kaltes, Längliches störte plötzlich die Aura der Königin. Ein Messer? Skanga machte unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Erlöse die beiden Seelen, Yulivee. Schenk ihnen ihre Freiheit. Es gibt nur einen Weg. Quäle sie nicht immer weiter, jetzt, wo du sehen kannst, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe.« Sie hielt der Magierin das Messer hin. »Sei ehrlich zu dir. Geht es wirklich noch um Fenryl? Oder geht es nur um deinen Stolz? Du musst das Unabwendbare anerkennen. Auch wenn es nicht ist, was du gewollt hättest. Nun bring es zu Ende! Ein schneller Schnitt nur. So wird er kaum leiden. Oder willst du Fenryl gedemütigt sehen? Sieh hin! Es ist noch etwas von ihm übrig. Seine Seele ist nicht ganz verloren. Vielleicht begreift er, was mit ihm geschehen ist. Würdest du dir wünschen, so zu leben? Ich weiß, du wolltest nur das Beste. Nun sei stark genug und stelle dich der Wirklichkeit.«
Die Magierin nahm wortlos das Messer.
SEELENSCHMIEDE
Ich weiß nicht, wie sie es angefangen haben, aber sie haben an die Seelen der Kinder gerührt, und ich hasse sie dafür. Gishild wollte nie gern über ihre Jahre in Valloncour reden. Sie wusste, niemand würde verstehen, was dort mit ihr geschehen war. Selbst mir gegenüber hatte sie Zweifel, obwohl sie mir zuletzt vertraute wie nur einem anderen noch. Die Gelegenheiten, bei denen sie von ihrer Zeit unter den Novizen sprach, kann ich an den Fingern einer Hand abzählen. Es war im Fieberwahn … in jenen Tagen, in denen ich noch zögerte zu tun, was unausweichlich war. Ihr Verbot zu übergehen und sie zu retten.
Er war in ihrer schwersten Stunde nicht da, obwohl er es ihr versprochen hatte. Manchmal, wenn ich an ihrem Lager saß und ihre Stirn kühlte, hielt sie mich für ihn, glaube ich. Sie sprach vertraut und voller Anspielungen, die nur verstehen konnte, wer mit ihr gelebt hatte.
Ich glaube, sie hat ihren Magistern lange Widerstand geleistet. Manche reden streng von ihr und können sie nicht verstehen. Aber sie war noch ein Kind. Und sie war allein, so allein! Immer wieder hat sie davon gesprochen, wie sehr sie auf Silwyna gehofft hatte und auf den weißen Boten.
Sie sprach auch viel von einem Spiel. Ich konnte nicht recht verstehen, worum es dabei ging, aber es scheint ihr etwas bedeutet zu haben … Fünf Jahre war sie in Valloncour. Die Zeit, in der sie vom Kind zur Frau wurde. Und sie war stolz darauf, was sie in dieser Zeit für sich errungen hatte. Das zeigte sie uns allen an dem Tag, an dem sie ihr Wappen wählte.
Wenn ich heute an sie zurückdenke, dann sind Mut und
Stolz ihre herausragendsten Fähigkeiten. Viele reden von Moral, wenn sie von Gishilds Leben sprechen. Sie machen es sich leicht … Ich sehe stets das Kind vor mir, das inmitten von Feinden aufwächst. Sie sind klug, die Ritter vom Blutbaum. Sie wussten sie zu nehmen … und zu verführen. Nicht so, wie ein Liebhaber seine Schöne verführt. Sie haben ihre Seele verführt. Sie haben erreicht, dass sie nirgends mehr ganz heimisch werden konnte.
Was kann aus einem Kind werden, das von Menschen und Elfen erzogen wurde und dann in die Seelenschmiede der Ordensritter geriet? Darf es noch Glück in seinem Leben erwarten? Ich weiß, sie hat dort in Valloncour ihre Liebe gefunden. Doch das war das Schlimmste, was ihr geschehen konnte. Sie war einst glücklich. Daran ist sie zerbrochen. Mehr noch als an dem schrecklichen Krieg, in den sie hineingeboren wurden.
In ihren Fieberträumen hat sie von
Weitere Kostenlose Bücher