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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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so einfach, dass Luc sie ein wenig beleidigend fand. Er hätte sie sogar beantworten können, bevor er Michelle zum ersten Mal getroffen hatte. Jedes Kind lernte, was es mit den Zeichen der Kirche auf sich hatte. »Als die Anderen Guillaume gefangen nahmen, banden sie ihn in Aniscans an eine große Eiche vor dem alten Tempelturm. Sie wollten ihn zwingen, Tjured zu lästern. Weil er sich nicht fügte, folterten sie ihn. Ihre Pfeile durchdrangen seine Arme und Beine, bis die ganze Eiche rot vom Blut des Heiligen war. Als er allen Martern widerstand, verbrannten sie ihn gemeinsam mit der Eiche. Der Blutbaum steht also für die Eiche, an der Guillaume seine Qualen erlitt. Der Aschenbaum ist das Zeichen seines Todes, den es zu rächen gilt.«
    Leon klatschte in die Hände. »Gut gelernt, Junge, ich hätte es auch nicht besser sagen können. Aber es gibt noch eine verborgene Geschichte. Sie ist das Geheimnis der Bruderschaft des Heiligen Blutes. Guillaume hatte einen Sohn. Den heiligen Jules. Er war ein Wanderer, der die Tjuredkirche erneuerte und den Orden vom Aschenbaum gründete. Er wollte der Kirche ein Schwert schenken, damit sie künftig den Bluttaten der Anderen nicht mehr wehrlos ausgesetzt sei. Und Jules war ein Mann mit einem großen Herzen, dem auch die Herzen der Frauen leicht zufielen. Niemand kann sagen, wie viele Kinder er gezeugt hat. So wie Guillaume war auch Jules ein bedeutender Heilkundiger. Er hatte die Gabe von seinem Vater geerbt und gab sie an einen Teil seiner Nachkommenschaft weiter. Bis auf den heutigen Tag werden Urenkel des heiligen Guillaume geboren, die seine von Gott geschenkte Gabe im Blute haben.«
    Leon sah ihn erwartungsvoll an.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Luc begriff, was das bedeuten mochte. Aber es war so ungeheuerlich, dass er
es nicht auszusprechen wagte. »Das kann nicht … Ich bin nicht …«
    Der Alte ergriff seine Hände. »Doch, Luc. Du bist ein Urenkel Guillaumes, und du trägst sein von Tjured geheiligtes Blut in deinen Adern. Unser Wappen, der Blutbaum, hat zwei Bedeutungen. Die eine kennt jedes Kind, wie du schon sagtest. Aber die zweite, verborgene Deutung ist nur der Bruderschaft des Heiligen Blutes bekannt. Das Wappen ist ein Abbild von uns. Von unserer Blutlinie. Guillaume und Jules sind der Stamm. Danach beginnt der Baum Äste zu treiben. Wir sind der Blutbaum, Luc.«
    Der Junge fühlte sich ganz benommen. Leon musste sich irren! »Ich bin nur der Sohn eines Waffenmeisters. Du musst dich irren. Ich …«
    Der Alte lächelte melancholisch. »Nein, diesmal nicht, Luc. Gestern habe ich dich endlich erkannt.«
    Das Lächeln erstarb. Luc hatte das Gefühl, dass Leon ihm etwas sagen wollte, aber sich dann doch entschied zu schweigen.
    »Kennst du das Gefühl, dass du anders bist als die anderen? Dass etwas mit dir nicht stimmt?«
    »Ja«, stieß er hervor. Bei Gott, das Gefühl kannte er so gut! Zwei Jahre lang, seit die Ritter mit den Rabenmasken nach Lanzac gekommen waren, hatte es ihn jeden Tag gequält. Und auch zuvor hatte er schon oft den Verdacht gehabt, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung wäre.
    »Du hast als Einziger die Pest in deinem Dorf überlebt. Du bist etwas Besonderes. Verzeih mir, wenn ich dich für einen Wechselbalg gehalten habe. Doch auch die Mächte der Verderbnis sind stark. Und ihre Waffe ist die Heimtücke. Du aber bist ein auserwählter Streiter Gottes. Doch muss dies ein Geheimnis bleiben, denn zu zahlreich sind unsere Feinde.
Auch wir kämpfen im Verborgenen. Nicht einmal unsere Brüder und Schwestern dürfen wissen, was wir sind. Du wirst sehen, dies ist die größte Last von allen. Wirst du sie tragen können?«
    Luc wusste, er würde nichts verraten. Er hatte es doch geschworen. Doch er hatte ein wenig Angst vor Gishild. Sie vermochte in sein Herz zu blicken. Wie sollte er vor ihr ein Geheimnis verbergen? »Ich werde der Bruderschaft des Heiligen Blutes treu sein. Und ich werde dir in allem gehorchen, Bruder Leon.«
    »Nichts anderes habe ich erwartet.« Er erhob sich mit einem Seufzer. »Lass dir bei den Ställen ein Pferd geben, Luc. In weniger als einer Stunde werden deine Löwen ihren Wappenschild erhalten. Und lass dich nicht entmutigen. Auch ein Makel kann einem zum Ruhme gereichen. Wir Löwen gehen nie den einfachsten Weg. Dafür kennt uns jeder, selbst wenn uns nicht jeder liebt.«

DIE GEZEICHNETEN

    Er ritt mit verhängtem Zügel. Langsam, so als wolle er nicht ankommen. Es war seltsam, ihn auf einem Pferd zu sehen, dachte

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