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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Es war auch nicht notwendig. Die Schamanin wusste genau, dass die Königin der Elfen niemals zu ihr käme. Emerelle, die Unnahbare. Skanga war mehr als neugierig zu erfahren, was die Herrscherin so tief bewegt hatte, dass sie über ihren Schatten sprang und um Hilfe bat.
    »Fürst Fenryl ist mit seinem Adlerbussard Winterauge geflogen. « Yulivee sprach sehr leise. »Mehr als zwei Jahre ist das nun her. Der Vogel kehrte nicht zurück, das Band zwischen ihm und Fenryl war zerrissen. Wie tot hat der Fürst dagelegen. All die Zeit! Vor zwei Tagen nun kehrte der Adlerbussard zurück. Er kam hierher zur Burg, und niemand kann sagen, von wo. Aber man sieht Winterauge an, dass er schwere Zeiten hatte. Er ist ausgezehrt. Sein Gefieder ist voller Ungeziefer. Und seine Augen haben keinen Glanz. Ich bitte dich, Skanga: Gib Fenryl seine Seele zurück.«
    »Dummes Ding! Er ist ein Windsänger. Seine Seele war zwei Jahre mit der eines Tieres verbunden … Weißt du nicht, was das bedeutet? Lass ihn endlich sterben. Den Mann, den du gekannt hast, gibt es nicht mehr. Wenn du ihn liebst, dann lasse ihn in Frieden.«
    »Ich bin nicht seine Geliebte. Ich … Ich kann ihn nicht aufgeben, Skanga. Es ist nicht gerecht. Er darf nicht auf diese Weise sterben.«
    Die Schamanin schnaubte. Ja, so waren sie, die Elfen. Herrschsüchtig. Dieses dumme Weibsbild wollte bestimmen, wie der Fürst lebte und starb. Und sie faselte von Gerechtigkeit … »Du bist sicher, dass du das willst?«

    »Ja!«, sagte Yulivee entschieden. »Fenryl ist sehr alt. Seine Seele wird zu uns zurückfinden. Ganz sicher.«
    Du hast keine Ahnung, Kind. Skanga blickte zu Emerelle. Wenn sie nur sehen könnte! Im Gesicht der Königin lesen. Oder wenn wenigstens Birga hier wäre, um ihr zu sagen, was sie sah. Aber gut … Die Elfen wollten unbedingt eine Dummheit machen. Sollten sie es tun! Sie hatte sie gewarnt. Was nun kam, war nicht mehr ihre Angelegenheit.
    »Du weißt, was zu tun ist, Emerelle. Wie man dem Fürsten die Seele des Vogels schenkt.« Skanga hatte ihre Worte mit Bedacht gewählt.
    »Ja.« Die Stimme der Königin klang belegt. Die Schamanin war sich sicher, dass Emerelle wusste, was geschehen würde. Was schuldete sie Yulivee? Warum duldete sie diese Grausamkeit?
    Die Herrscherin der Elfen beugte sich über den Fürsten. Vorsichtig öffnete sie seinen Mund und legte ihren Albenstein hinein. Skanga spürte die Macht des uralten Artefakts. Wenn sie diesen Stein besitzen könnte … Nein, es wäre töricht, sich auf ein Kräftemessen mit Emerelle einzulassen. Hier mitten in ihrer Burg, mit einem ihrer Ritter im Rücken. Nein … Sie brauchte diesen Stein nicht.
    »Bring mir den Vogel!«
    Yulivee sprach leise auf das Tier ein. Er schlug unruhig mit den Flügeln. Ob er etwas ahnte? »Halt du ihn lieber fest«, sagte Skanga leise. Das fehlte noch, dass ihr dieses Mistvieh in die Finger hackte.
    Die Magierin redete beruhigend auf den großen Vogel ein. Er duldete es, dass sie ihn auf ihre Hand nahm. Seine Krallen schnitten in Yulivees zarte Haut, doch die Elfe ließ sich nichts anmerken. Ihre Aura war durchdrungen vom Licht freudiger Erwartung.

    »Komm, tritt an meine Seite, Yulivee. Wir müssen ganz dicht bei Fenryl stehen.« Die Schamanin tastete nach dem Albenstein, der wohlverborgen zwischen Dutzenden Amuletten auf ihrer Brust lag. Er war warm. Skanga schloss die blinden Augen und öffnete sich ganz seiner Kraft.
    Der Vogel stieß einen langen, schrillen Schrei aus. Ein Schrei, der peitschenden Sturmwind übertönt hätte, voll wilder Freiheit.
    Skanga griff nach Winterauges Kopf. Ihre Finger schlossen sich zur Faust. Sie hörte es knacken, als Schnabel und Schädel zwischen ihren starken Fingern zersplitterten. Warmes Blut rann über ihre Hand, die besudelt war mit gallertartiger Hirnmasse.
    »Nein!« Yulivee packte sie. »Was hast du getan? Was hast du getan, du seelenloses altes Weib! Ich verfluche dich …«
    Skanga spürte die Macht der Elfe. Ihre magische Kraft, verstärkt durch ihren Zorn. Zügellos.
    Sie empfand Angst. Etwas ballte sich in Yulivee zusammen. Etwas, das sie vernichten könnte …
    »Nicht!«, fuhr Emerelle die Elfe an. »Sie musste es tun, um die Seelen zu befreien. Es ist der einzige Weg! Störe sie nicht, oder du verdirbst den Zauber!«
    Skanga spürte Yulivees Schmerz. Schrecken und Schmerz, der gleich glühenden Dornen ihre Hand durchbohrte. Im Augenblick des Todes hatten sich die Krallen des Vogels verkrampft. Sie waren tief in

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