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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einem ersten Kuss, wo die Möwen fliegen, erzählt. Von Sommernächten in hohem Gras. Von einem Bett über Gräbern. Von gestohlenen Augenblicken. Ich habe Dinge erfahren, die sie mir bei wachem Verstand niemals verraten hätte. Und sie haben zutiefst mein Herz berührt, denn ich wusste ja, was für sie noch kommen sollte. Manchmal glaube ich, sie wäre glücklich gewesen, wenn sie eine von ihnen geworden wäre. Aber ihr, die ihr so gern von Moral redet und euch über Gishild das Maul zerreißt, weil sie so anders war – so viel stärker als ihr, so viel freier! –, ihr solltet bedenken, dass sie alles gegeben hat für das Fjordland. Und eben das hat sie zu dem gemacht, was größer ist als euer Bild von einem ehrenhaften Leben.
    Sollen die Jahre in Valloncour ihr Geheimnis bleiben. Die Jahre, in denen die Ordensritter sie lehrten, Wunden zu schlagen und Wunden zu heilen. Kriege zu führen, mit kaltem Herzen Leben zu opfern, um Siege zu erringen, aber auch
Ödland urbar zu machen und ihr Volk vor dem Hunger zu bewahren. So voller Widersprüche wie ihre ungeliebten Magister war auch sie. Selbst in der Liebe war sie so, doch darüber will ich schweigen, so wie ihr auch von ihrer Zeit in Valloncour nichts weiter mehr von mir erfahren werdet. Denn nun will ich von Dingen berichten, an denen ich selbst Anteil hatte. Ich will Gishild nicht auch ihr letztes Geheimnis rauben, nachdem man ihr alles andere schon genommen hat.
     
    ZITIERT NACH:
DIE LETZTE KÖNIGIN, BAND 2 – DER WECHSELBALG, SEITE 43 ff.
VERFASST VON: BRANDAX MAUERBRECHER, HERR DER
WASSER IN VAHAN CALYD, KRIEGSMEISTER DER HOLDEN

DAS RAPIER

    Der Sand knirschte leise unter seinen Schritten. Der Elfenfürst bewegte sich durch das Feldlager, als gehöre er hierher. Tiranu trug den weißen Ordensmantel und den Helm eines Ritters. Doch wichtiger war, dass er den selbstbewussten Stolz eines Ritters vom Aschenbaum zur Schau trug. Er war die beste Tarnung in dieser Nacht inmitten seiner Feinde.
    Fast fünf Jahre waren vergangen, seit die Ordensritter Gishild verschleppt und ihren Vater getötet hatten. Der Krieg um Drusna wurde immer noch mit unerbittlicher Härte geführt. Auch wenn alle wusten, dass die Tjuredkirche am Ende siegen musste.

    Tiranu blickte zu den kalten Sternen auf. Der Mond war fast voll und stand tief am Himmel. Die Feuer waren herabgebrannt. Hunderte Krieger und Ruderer lagen in ihre Mäntel gehüllt am Ufer und schliefen.
    Tiranu nickte einem Schlaflosen, der sich die Hände über der Glut rieb, kurz zu. Der Mann erwiderte den Gruß. »Was für eine schöne Nacht.«
    »Ja«, entgegnete der Elf knapp. Mehr wagte er nicht zu sagen, denn sein Akzent würde ihn verraten, auch wenn er die Sprache der Menschen recht gut gemeistert hatte.
    Der Krieger machte keine Anstalten, das Gespräch fortzuführen. Und Tiranu ging weiter auf das schwere Blockhaus inmitten des Feldlagers zu.
    Es war eine der ersten warmen Frühlingsnächte. Der Duft von Apfelblüten lag in der Luft. Das Schilf am nahen Ufer raschelte im Wind. Dunkel hoben sich die Schatten der Galeeren und Frachtschiffe gegen den silbern schimmernden See ab. Sie würden Nachschub zum Feldheer bringen, das mehr als hundert Meilen weiter im Süden lagerte. Das Heer der Ordensritter war zu stark, um ihm in einer offenen Feldschlacht zu begegnen. Sie konnten nur hoffen, es von seinem Nachschub abzuschneiden.
    Ein einzelner Ritter stand vor der Tür des Blockhauses Wache. Durch hundert Meilen Wald- und Marschland von den Heeren Albenmarks und des Fjordlands entfernt, fühlten sie sich sicher.
    »Was ist dein Begehr?«
    Der Elf hob eine versiegelte Lederrolle. »Dringende Befehle vom Erzverweser.« Hatte der Ritter den Akzent bemerkt? Noch drei Schritt, dann wäre er bei ihm.
    »Ist was geschehen? Hat es eine Schlacht gegeben?«
    Noch ein Schritt. Tiranu lächelte. »Nur einen einzelnen
Toten.« Seine gepanzerte Faust schnellte vor. Der Hieb zerquetschte dem Ritter die Luftröhre. Leise röchelnd ging er zu Boden. Mit beiden Händen umklammerte er seinen Hals, als gelte es, einen Würgegriff zu lösen.
    Der Elfenfürst öffnete die Tür zum Blockhaus. Ein atemberaubender Gestank schlug ihm entgegen. Es roch nach schlechten Duftwässerchen, gebratenem Speck, Rotwein, zu lange getragenen Kleidern und übervollen Nachttöpfen. Und das hier waren ihre Besten, dachte er zynisch. Die Offiziere, die das Fjordland und eines Tages Albenmark unterwerfen wollten! Für dieses Gesindel endeten nun alle

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