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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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    Die Contessa antwortete aus dem Mundwinkel: »Gerade Sie sollten wissen, dass das keine Rolle spielt.«
    »Mich hat das nie gekümmert.«
    »Lügnerin.«
    »Sie wird Ihrer Bitte nicht stattgeben.«
    »Ich bitte um nichts.«
    Die Königin gab der Herzogin ihre Antwort, ein scharfes Zischen, das in einem kurzen Wedeln der dicken Hand endete. Dann winkte die Herzogin sie förmlich herbei. Die Contessa stieg in das Becken und tauchte bis zu den Brüsten hinein, bevor sie mit einem gefälligen Lächeln die Arme streckte und losschwamm. Miss Temple folgte etwas langsamer. Das Wasser war sehr warm und sprudelte ganz unerwartet. Sie sank bis zum Kinn hinein und zwickte sich selbst. Die Herzogin stellte die Contessa vor.
    »Rosamonde, Contessa di Lacquer-Sforza, Euer Majestät. Eine italienische Hofdame.«
    »Ich fühle mich geehrt, dass Euer Majestät mich empfängt«, murmelte die Contessa.
    Die Augen der Königin in ihren leprösen Falten zeigten so viel Gefühl wie eine Kröte.
    »Und die Begleiterin der Contessa«, fuhr die Herzogin fort. »Eine Miss Celestial Temple.«
    Miss Temple senkte den Kopf und hielt den Blick auf den schwimmenden Korb gerichtet, in dem Seihtücher und Bottiche mit Fettsalbe standen.
    »Ich verstehe nicht, warum «, beschwerte sich die Königin schnaufend. »Warum sollte ich jemanden empfangen, wenn es mir nicht gut geht?«
    Die Herzogin warf der Contessa einen finsteren Blick zu. »Mir wurde mitgeteilt, die Neuigkeit sei wichtig.«
    Niemand sagte etwas. Das Wasser schwappte gegen die Kachelwände. Dann schnaubte die Königin.
    »Wirklich … witzig.« Die Worte kamen stoßweise, als wäre die Fähigkeit, ganze Sätze zu bilden, mit dem Verlust der Gesundheit abhanden gekommen, die Grammatik zusammen mit Bewegungsfähigkeit und Hoffnung verloren gegangen. »Bei den Italienern muss man aufpassen. Römischer Honig. Ein Geschenk vom Sultan. Arabisch? Afrikanisch? Schlafmützchen?«
    »Das Gedächtnis Eurer Majestät ist viel besser als meins«, sagte die Herzogin.
    »Versiegelter Krug. Zentimeter Wachs, wenn verkleckert – normaler Tontopf – mit Schleifen gekommen. Samtbeutel. Afrikanischer Samt muss selten sein. Ich hoffe, niemand hat ihn gestohlen, Schlafmützchen.«
    »Ich werde das Inventar prüfen, Ma’am.«
    »Alle stehlen alles. Italien? Italien .« Mit einem Finger, so dick wie ein gazeumwickelter Kerzenstumpf, zeigte sie auf die Contessa. »Krug mit Honig vom Meeresgrund. Römisches Schiff, versenkt von …« Die Königin hielt inne und schnaubte. »Wale. Böse. Wale fressen alles. Noch immer gut. Wegen Wachs. Tausendjähriger Honig. Alte Bienen. Mein zehntes Jahr auf dem Thron, oder mein zwölftes. Nichts Derartiges auf Erden, selten wie … selten wie …«
    »Milch von einer Schlange, Euer Hoheit?«, schlug eine Dame hinter der Herzogin vor.
    » Niemals «, knurrte die Königin. »Absurde Vorstellung.« Die Dienerinnen nahmen ihr anschließendes Schweigen als Gelegenheit, ans Werk zu gehen und ihre fleckige Haut mit einem Schwamm abzuwischen und einen neuen Umschlag zu machen, wobei das gelbe Öl durch das Gewebe drang.
    »Hat Eurer Majestät der Honig geschmeckt?«, fragte die Contessa schüchtern.
    »Alles mit dem Löffel gegessen.« Die Königin kniff gegen den Schweiß ein Auge zu. »Lady Axewith sagt, ich soll Sie treffen.«
    »Lady Axewith ist ausgesprochen liebenswürdig.«
    »Lästiges Weib. Ehemann sollte sie einfach eintauschen.« Die Königin grunzte. » Venedig .«
    »Euer Majestät haben ein hervorragendes Gedächtnis«, antwortete die Contessa.
    »Sollte Rom sein. Italiener mit Stammbaum sind vorzuziehen.«
    Die Herzogin räusperte sich. »Lord Axewith wartet, Euer Majestät, auf Euer Siegel. Lord Vandaariff ist angesichts der großen Krise unnachgiebig …«
    »Wird wohl nicht andauern.«
    »Nein, Majestät. Doch Lord Vandaariff hat eine äußerst großzügige Garantie gegeben …«
    » Lord Axewith kann warten .« Die Königin rutschte auf dem Thron hin und her, ließ Wasser über ihre Arme schwappen und verstärkte den gehässigen Unterton ihrer Stimme noch. »Was wollen Sie?«
    Die Contessa zwinkerte mit ihren violetten Augen. »Nun ja, gar nichts, Ma’am.«
    »Dann verschwenden Sie sowohl meine als auch Ihre Zeit! Lady Axewith wird nicht mehr vorgelassen! Zum Teufel, Schlafmützchen, wenn jede beliebige Ausländerin …«
    »Verzeiht, Ma’am. Ich bin nicht meinetwegen hier, sondern Euretwegen …«
    Als die Contessa sie unterbrach, machte die Königin ein

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