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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Contessa.
    Miss Temple schlich zum Schlüsselloch. Sie sah, wie die Contessa abgeführt wurde und Schoepfil, anstatt ihr zu folgen, heimlich hinter einer spanischen Wand verschwand. Als er nicht wieder auftauchte, holte Miss Temple tief Luft und jagte ihm über den Flur nach. Hinter dem Wandschirm verbarg sich ein anderer Raum, wo Schoepfil in einen Kupfertrichter an der Wand sprach. Dann hängte er den Trichter wieder an seinen Haken und schob zwei Fingerspitzen in den Handschuh, kratzte sich und schlug dann rasch die Hände zusammen, als könne das den Juckreiz lindern.
    Die Tür hinter Schoepfil ging auf, und die herbeizitierte Person trat ein. Miss Temple nutzte die Ablenkung, schlüpfte wie ein Hund auf allen vieren hinein und ließ sich hinters Sofa fallen.
    » Doktor «, rief Schoepfil freundlich. »Immer herein – so viel zu bereden, und so wenig Zeit. Sie haben gegessen – nicht? Nun, jetzt ist kaum Zeit dafür – hat man Ihnen das von dem Brand erzählt?«
    »Ich habe selbst genug davon gesehen.« Miss Temple streckte den Hals um ein Sofabein herum. Doktor Svenson sah aus wie ein geprügelter Hund. Schoepfil knuffte ihn ausgelassen.
    »Nicht den Brand. Können Sie es nicht riechen?«
    Svenson tastete seinen Militärmantel ab. »Wenn wir in einem Rosengarten stünden, würde ich Rauch riechen.«
    »Ja, eine schlimme Feuersbrunst den Berichten nach, und jetzt, wo die Berichte massenhaft eintreffen, ist der Hof der Königin in Aufruhr.« Schoepfil nahm eine Aktenmappe vom Tisch, wobei sich eine Aschewolke erhob. »Folglich verlangt der klitzekleine Brand in meinen Räumlichkeiten, dass ich umziehe .«
    »Was hat den klitzekleinen Brand denn verursacht?«
    »Wissen Sie das wirklich nicht?«
    »Ich war eingesperrt.«
    »Die Contessa di Lacquer-Sforza. Sie hat furchtbares Unheil angerichtet.«
    »Ich würde sagen, Sie haben Glück gehabt.«
    »Ich hatte Sie nicht zu ihren Bewunderern gezählt.«
    »Das bin ich auch nicht. Wo ist Miss Temple? Sie waren zusammen in den Bädern.«
    Schoepfil zuckte mit den Schultern, als sei die Frage belanglos. Svenson wollte den Mann packen, aber Schoepfils Hand schoss vor und drehte dem Doktor rasch den Arm um. Svenson verzog das Gesicht, konnte jedoch seine Frage wiederholen.
    »Wo ist Miss Temple?«
    »Wohlbehalten – es wird Sie schmerzen zu hören – und eingesperrt mit dem Kerl aus dem Bordell.«
    »Lassen Sie mich nachsehen, ob sie wohlauf ist. Sie können mich genauso gut auch dort einsperren.«
    Schoepfil ließ den Arm des Doktors los. »Eine ungewöhnliche Bitte. Ist die Contessa ebenfalls um sie besorgt? Was, wenn ich damit drohen würde, ihr die Nase abzuschneiden?«
    »Die Contessa würde wahrscheinlich darum bitten, sie essen zu dürfen.«
    Schoepfil seufzte. »Vielleicht. Bevor ich über das Schicksal von Miss Temples Nase entscheide, muss ich mehr über Madeleine Kraft wissen.«
    »Da gibt es nichts zu erzählen. Sie hat sich erholt. Ich weiß nicht wie.«
    Schoepfil griff in die Tasche seines Jacketts und holte eine verkorkte Flasche mit braunem Pulver heraus. »Ich glaube, das nennt man Blutstein.«
    »Ach ja?«
    »Das war in Ihrem Uniformrock, Doktor. Gorine hat bestätigt, dass Sie Blutstein angewendet haben, um die Dame wiederherzustellen.«
    »Mr. Gorine war nicht dabei. Er erzählt Ihnen, was Sie hören wollen.«
    »Ich will Mrs. Krafts Aufenthaltsort wissen.«
    »Sie ist im Feuer umgekommen.«
    »Wer hat Sie über die Eigenschaften von Blutstein unterrichtet. Vandaariff? Er hat die Arbeit an der Bibliothek des Comte wie deraufgenommen, wie Sie wissen.« Miss Temple bekam große Augen, als sie einen Lederkoffer neben den Papieren liegen sah. Sie hatte eine Narbe, weil ein solcher Koffer, der das Glasbuch mit dem Comte d’Orkancz enthielt, ihr beinahe den Schädel zertrümmert hätte.
    »Mit ein wenig Glück hat er ein Buch für sie beiseitegelegt.«
    Schoepfil trällerte amüsiert und schüttelte den Kopf ein wenig zu schnell, wie ein Hund, der aus dem Schlaf erwacht. »Sie piesacken mich, Doktor Svenson – Sie piesacken mich, weil nichts so gelaufen ist, wie Sie es sich vorgestellt haben. Ich akzeptiere das – akzeptiere den Impuls – obwohl ich auf einer ernsthaften Antwort bestehen muss, bevor wir gehen.«
    »Gehen wohin?«
    »Ausgezeichnete Frage. Und weil ich Ihre große Entschlossenheit bewundere, Doktor, werde ich Ihnen etwas verraten – zumindest ein bisschen …« Schoepfil hob eine Hand, trat zu dem Torbogen und steckte den Kopf hindurch.

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