Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
Er tauchte wieder auf, lächelte und stürzte sich dann ohne Vorwarnung hinter das Sofa. Doch als Mr. Schoepfils Aufmerksamkeit von dem Torbogen abgelenkt worden war, war Miss Temple zu einem anderen gepolsterten Möbelstück gekrochen. Schoepfil hob das Sofa und sah funkelnd auf den Teppich darunter hinab.
»Geht’s Ihnen gut?«, fragte Svenson.
»Natürlich«, knurrte Schoepfil. »Haben Sie es nicht gehört?«
»Was gehört?«
»Ein Spion .« Schoepfil kehrte mit finsterem Gesicht zum Bogen zurück. »Er atmet.«
Svenson seufzte ungeduldig. »Wenn Sie es mir nicht sagen wollen …«
»Ich sage es Ihnen, wann ich will! Und Sie werden mir sagen – was immer ich will – mehr als ich will – Sie werden noch um eine Gelegenheit betteln!«
»Zweifellos«, stimmte der Doktor höflich zu.
Schoepfil marschierte schnurstracks zu Svenson und schlug ihm ins Gesicht. Keiner der beiden Männer sagte etwas. Miss Temple wagte nicht nachzusehen, welchen Ausdruck die beiden hatten.
»Ich werde diesen … diesen Ton auf keinen Fall dulden«, fauchte Schoepfil. Svensons Schweigen war unerträglich. Schoepfil rümpfte die Nase. »Schieben wir diese Sache doch einen Moment beiseite. Was ich sagen wollte – was ich anbieten wollte –, war eine Gelegenheit, aus Ihren Fähigkeiten Gewinn zu schlagen. Eine Gelegenheit, in die Fußstapfen großer Männer zu treten. Doktor Lorenz, Mr. Gray …«
»Sie waren gewissenlose Dummköpfe.«
»Besser Dummköpfen zu folgen, als den Kopf in einer Schlinge zu haben, was?«
»Wohin folgen? Robert Vandaariff verfügt über jedes dieser Labors, oder etwa nicht? Was um alles in der Welt wollen Sie mich wirklich fragen?«
Schoepfil zögerte und senkte seine Stimme zu einem nervösen Flüstern. »Was hat mein Onkel mit diesem Kardinal Chang angestellt ?«
Ein diskretes Hüsteln kündigte Mr. Kelling an, der rußverschmiert, jedoch gelassen war. »Die Herzogin von Cogstead, Sir. Sie besteht darauf …«
Bevor Mr. Schoepfil die Dame empfangen oder abweisen konnte, trat sie bereits ein. Miss Temple erkannte die alte Schabracke aus den Bädern kaum wieder, denn hier stand eine angesehene Hofdame, gepudert und mit perfekt sitzender Perücke, und ihr Kleid, das in schönem Kontrast zu dem engen Badeanzug stand, war ein Triumph des Strebewerks.
»Euer Hoheit.« Schoepfil vollführte eine elegante Verbeugung. »Wie Sie sehen, bereiten wir tatsächlich unsere Abreise vor.«
»Wo ist diese Frau?«
»Frau?« Schoepfil wedelte mit der Hand zum Lederkoffer und zu den Papieren hinüber, ein grauer Zaunkönig, der sein Gefieder schüttelte. »Kelling, wenn Sie das bitte nehmen und zur Kutsche bringen würden?«
»Die Frau, die unter unserem Schutz steht«, sagte die Herzogin.
Schoepfil schmunzelte. »Ich bin keine Kirche, die Zuflucht gewährt …«
»Die Contessa di Lacquer-Sforza. Sie ist in unserer Hand. Ich will sie. Jetzt .«
»Du meine Güte!« Schoepfil drehte sich zu Svenson um. »Ich bitte um Verzeihung, Madam, kennen Sie Doktor Svenson? Persönlicher Gesandter des verstorbenen Kronprinzen von Mecklenburg. Doktor Svenson, Ihre Hoheit die Herzogin von Cogstead, Herrin über das Schlafgemach Ihrer Majestät, und de facto Herrin über die gesamte Dienerschaft …«
Die Herzogin richtete sich mit schneidender Stimme an Kelling, der wie angewiesen Gegenstände zusammensammelte. »Legen Sie das hin. Nichts verlässt diesen Raum.«
Schoepfil hob die Hände. »Erst sagen Sie mir, dass ich gehen soll, und jetzt …«
»Bis ich diese Frau habe, sind Ihre Vermögenswerte beschlagnahmt. Sie werden nicht gehen. Sie werden mit niemandem sprechen. Ihre Gelegenheit – ja, ich weiß, wohin Colonel Bronque gegangen ist, und wohin Lord Axewith gelockt wurde –, Ihre Gelegenheit, nach Gutdünken zu handeln, wird verstrichen sein. Sofern ich nicht diese Frau bekomme.«
»Ich wusste gar nicht, dass die Contessa bei Hofe so hoch geschätzt wird.«
»Sie haben drei Sekunden für eine Antwort.«
»Euer Hoheit, ich benötige nur eine. Natürlich sollen Sie sie haben. Auf Colonel Bronques Anweisung hin wartet sie in der Obhut seiner Soldaten. Erlauben Sie mir, Sie zu begleiten, und verstehen Sie, dass ich keine Meinung zu der Dame habe. Anscheinend sind die Contessa und der Colonel durch den Herzog von Stäelmaere miteinander bekannt …«
Anstatt jedoch auf Schoepfil einzugehen, rief die Herzogin lediglich einer Gruppe von Höflingen zu, die vor der Tür standen: »Mr. Schoepfil wird Sie zu ihr bringen.
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