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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Sobald sie in Ihren Händen ist, wissen Sie, was Sie zu tun haben. Mr. Nordling!« Ein grauhaariger Höfling trat vor. »Begleiten Sie Mr. Kelling mit seiner Kiste zum Wachhaus. Nichts wird fortgeschafft ohne meinen ausdrücklichen Befehl.«
    Schoepfil schürzte die Lippen. »Oh, Euer Hoheit, ich versichere Ihnen …«
    »Gehen Sie.«
    Schoepfil verschwand im Flur und trieb die Eskorte mit heftigen Armbewegungen an. Die Herzogin und Mr. Nordling sahen zu, wie Kelling die letzten Papiere in eine Kiste packte. Bevor Kelling ihn davon abhalten konnte, ließ Doktor Svenson seine Hand unter den Riemen des Koffers gleiten und schwang ihn sich über die Schulter. Kelling blickte erschrocken auf.
    »Ich trage das«, sagte Svenson.
    »Nein!«, rief Kelling. »Geben Sie den zurück!«
    Svenson nahm den Riemen auf die andere Schulter, außer Reichweite von Kellings zufassenden Händen. Er wandte sich an Nordling. »Vorerst gehört der mir!«
    »Nein!«, sträubte sich Kelling weiter, aber er war auf einmal nur noch ein Diener in einem Raum voller Personen, die über ihm standen.
    »Auf schnellstem Weg«, sagte die Herzogin. »Zum Wachhaus, Mr. Nordling.«
    Svenson schlug die Hacken vor der Herzogin zusammen und marschierte hinaus. Mr. Kelling schnappte sich die Kiste und eilte hinterher. Mr. Nordling verbeugte sich ernst und ließ seine Herrin allein.
    Die Herzogin von Cogstead räusperte sich.
    »Das kann nicht sehr bequem sein, wie klein Sie auch sein mögen. Kommen Sie da heraus, mein Kind, damit ich entscheiden kann, ob Sie ebenfalls hängen sollen.«
    Miss Temple tauchte auf Händen und Knien auf und erwiderte den Blick der Herzogin so stolz wie möglich. Sie wusste genug, um zu begreifen, dass hochgestellte Persönlichkeiten Unterwürfigkeit erwarteten, auch wenn sie sie nicht respektierten, und dass Selbstvertrauen, auf angemessene Weise gezeigt, als Kompliment statt als Affront angesehen werden konnte.
    »Miss Celestial Temple?«
    »Ja, Euer Hoheit.«
    »Ihr Akzent weist Sie als Koloniebewohnerin aus. Wie sind Sie mit der Contessa di Lacquer-Sforza hierhergekommen?«
    »Unter Zwang, Euer Hoheit.«
    »Erzählen Sie.«
    »Ich fürchte, es würde eine Stunde dauern.« Miss Temple zwinkerte zum Zeichen, dass sie nicht vorlaut war. »Ich bezweifle, dass Sie sie finden werden.«
    »Will Schoepfil sich mir widersetzen?«
    »Sie ist nämlich bereits weg.«
    »Das ist unmöglich.«
    Miss Temple zuckte mit den Schultern. Die Herzogin verschränkte die Arme unter ihrer schweren Brust.
    »Sind Sie mit Lady Hopton bekannt? Sie ist ebenfalls verschwunden.«
    »Sie ist tot, Euer Hoheit. Sie werden sie in einem Umkleideraum finden. Versteckt in einer Nische.«
    Dass die Herzogin nicht erbleichte, bestätigte, dass die Tote bereits aufgefunden worden war.
    »Aber warum um Himmels willen?« Hinter der Entrüstung der Herzogin verbarg sich echte Verwirrung. Sie klatschte in die Hände (die Fingerknöchel waren so dick, dass sie Miss Temple wie ein Paar Handschuhe vorkamen). »Sie haben es mit angesehen.«
    Miss Temple nickte.
    »Haben Sie Eis in den Adern, Mädchen?«
    »Nein, Euer Hoheit, es ist nur, dass angesichts der Ereignisse …«
    »Lady Axewith!« Die Herzogin verzog das Gesicht, als es ihr langsam dämmerte. »Lady Axewith hat mich dazu überredet, der Contessa eine Audienz bei der Königin zu verschaffen – ich hatte nicht verstanden, was so dringlich war. Und jetzt ist Lady Axewith vergiftet. Lady Hopton muss es gewusst haben …«
    »Ich nehme an, sie hatte Ihrer Majestät gewisse Vermutungen mitzuteilen – oder besser noch Ihnen, da Sie Ihrer Majestät – nun, ich weiß nicht genau, wie man das nennt …«
    »Freundin, ich bin ihre Freundin«, sagte die Herzogin, und in ihrem nüchternen Tonfall schwang leiser Tadel mit.
    »Freundin«, sagte Miss Temple leise. »Die Contessa und ihre Verbündeten hatten entdeckt, wie man eine Kooperation erzwingen kann. Ich sage erzwingen, doch die Wahrheit liegt näher an Versklavung.«
    »So wie Sie gezwungen wurden?«
    Miss Temple schüttelte den Kopf. »Oh nein – ich bin nicht die Sklavin der Contessa. Ich bin ihre Gegnerin.«
    »Aber Sie haben ihr geholfen.« Die Herzogin blickte Miss Temple drohend an. »Die Geschichte, die Sie der Königin erzählt haben, war die eine Lüge?«
    Miss Temple hatte das Bedürfnis, offen zu reden, aber sie wusste, dass die Wahrheit über den Herzog, das Glas, die Bücher, Vandaariff und die Intrige – alles Dinge, die sie vermitteln musste, bevor

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