Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
weiter.«
Verärgert über Foisons ausweichende Antwort, schnipste Bronque nach einem Assistenten, der einen Stadtplan brachte. Der Soldat beugte sich vor, sodass man ihm den Stadtplan auf den Rücken legen konnte.
»Wir müssen wissen, wo sie sich versteckt hat.« Bronque zog mit dem Finger einen Kreis. »Also, diese Bezirke sind derzeit wegen des Feuers nicht mehr zugänglich …«
Chang war überrascht. Der Bereich war riesig – ein gesamtes Stadtviertel. Er versuchte sich die Windrichtung vorzustellen, doch Bronque war schneller als er, skizzierte die wahrscheinliche Ausbreitung des Feuers und markierte die Stellen, zu denen die Behörden – stets vor wohlhabenden Stadtteilen – ihre Ressourcen hingeschickt hatten, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
»Sie können den Fluss nicht erreicht haben, und Kutschverkehr ist völlig unmöglich. Sie sind also wahrscheinlich zu Fuß Rich tung Norden oder Osten unterwegs. Ich würde sie hier vermuten.« Bronque tippte auf eine Stelle, wo sich, wie Chang wusste, ein Haufen Lagerhäuser befand. »Sie hat wohlhabende Unterstützer – wie soll ein Mischling sonst ein solches Etablissement führen? Man könnte sie leicht auf seinem Grundstück verstecken …«
»Sie irren sich«, sagte Chang.
»Es leuchtet aber ein.«
»Nur, wenn sie sich verstecken will.«
»Warum sollte sie das nicht wollen?«
»Weil sie betrogen wurde. Sie sinnt auf Rache.«
»Nur sie und ihr Diener?«
»Er ist nicht ihr Diener«, sagte Chang. »Er ist ihr Sohn. Und er könnte Ihnen das Rückgrat brechen, als wäre es ein Baguette. Nein, die Frage ist nicht, wo sie sich versteckt haben, sondern wo sie zuschlagen werden.«
Bronque dachte darüber nach, schüttelte jedoch den Kopf. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich gestehe ihr zu, intelligent zu sein, aber wie kann sie glauben, in diesem Chaos …«
»Es kommt darauf an, wem sie die Schuld gibt, nicht wahr?« Chang wandte sich an Foison. »Angenommen, sie weiß, wer die Intrige hinter dem blauen Glas geschmiedet hat. Jeder dieser Namen könnte das Ziel sein.«
Colonel Bronque nickte und gestand damit erneut seine Kenntnis der geheimen Sache ein.
»Der Comte d’Orkancz ist tot«, bemerkte Foison vorsichtig.
»Wie Crabbé, wie Francis Xonck«, fügte Chang hinzu. »Wer bleibt noch?«
»Die italienische Frau.«
»Wir wissen nicht, wo sie ist«, sagte Bronque.
Doch er wusste, wer die Contessa war. »Madeleine Kraft war zusammen mit ihr und etwa hundert anderen Gästen nach Harschmort eingeladen worden«, sagte Chang. »Dort hat man ihren Geist geplündert.«
»Eingeladen von Robert Vandaariff«, seufzte Bronque. »Wenn Sie recht haben, ist ihr Ziel Harschmort House. Was nicht bedeutet, dass es nicht äußerst schwierig sein wird, nach Harschmort zu kommen.« Er warf einen Blick auf den Stadtplan. »Ich kann Männer an diesen Kreuzungen postieren.«
»Kennen Sie Mr. Drusus Schoepfil?«
Bronque blickte auf, doch Foison hatte die Frage an Chang gerichtet. Chang schüttelte den Kopf.
»Mit dem Tod von Lydia Vandaariff ist Drusus Schoepfil zum Erben seines Onkels geworden. Kennen Sie ihn, Colonel?«
»Wir sind uns kurz begegnet. Schräger Vogel.«
»Allerdings.« Foison fuhr mit einem dünnen Finger über den Plan. »So, wie Sie Ihre Straßensperren errichtet haben, sollten Sie vielleicht auch Männer zu den Bahnhöfen von Crampton und Packington schicken. Alle Züge nach Harschmort passieren beide Bahnhöfe – so müssen wir uns nicht mit dem Tollhaus von Stropping abgeben. Wir selbst werden Mr. Schoepfil zu Hause einen Besuch abstatten.«
»Nach meiner Erkenntnis werden Mr. Schoepfil und sein Onkel nichts verraten. Warum sollte sich Mrs. Krafts Rache gegen sie richten?«
»Nicht Mrs. Krafts Rache, Colonel, sondern deren . Die Frau braucht einen Verbündeten.«
Bronque zögerte. »Ich will nicht anmaßend sein, doch warum sollte er seinen Onkel ausgerechnet jetzt hintergehen? Wenn Lord Vandaariffs Gesundheit sowieso schwindet …«
»Wollen Sie mitkommen oder nicht?«
Bronque hieb fest auf den Plan. Der Assistent stöhnte bei dem Schlag und rollte den Plan dann zusammen. Der Colonel gab Befehle, teilte die Männer für Straßensperren und Bahnhöfe ein und befahl ein paar anderen, sie bei ihrer Suche zu begleiten. Er umfasste den Griff seines Säbels.
»Also. Dann wollen wir mal sehen, ob die Annahme zutrifft.«
Foison streckte einen Finger nach Bronques goldener Epaulette aus. »Ein Blutfleck.«
Der Weg zu Schoepfils
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