Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
ein kluger Bursche, doch wird er transzendieren.«
Chang sah hilflos dabei zu, wie Trooste weitere Flaschen leerte. Schließlich schwammen Cunsher und Gorine in einer rostfarbenen Brühe, die um ihre blasse Haut herum schäumte.
Chang rief der Stahlmaske zu: »Was wollen Sie?«
»Dass sie den Schluck der Stille trinken, natürlich.«
»Gehen Sie zum Teufel!« Chang wandte sich zu dem anderen Durchgang um. »Ich werde einen Weg hindurch finden. Und ich werde Ihnen die Kehle durchschneiden.«
»Nein, Kardinal. Das ist nicht Ihr Ort.« Vandaariffs Augen schimmerten hell hinter der Maske. »Sie kennen das Ritual aus Rosamondes Gedächtnis, nicht wahr? Ich stehe gewiss in Ihrer Schuld. So viele Zelebranten kommen jetzt vorbereitet.«
»Das kann nicht funktionieren«, rief Chang. »Selbst wenn Sie überleben, in was für einer Welt? Die Stadt brennt. Die Armee kontrolliert die Straßen. Die Menschen sind geflohen. Die Ministerien sind verwaist, die Banktresore geplündert …«
»Summende Fliegen auf einem Misthaufen.«
»Die Nation steht am Abgrund! Ihr Neffe hat Verbündete. Sämtliche Kräfte werden seine Machtergreifung und Ihren Untergang stützen. Sie sind unberechenbar. Bronque lebt. Seine Grenadiere …«
Die Worte erstarben auf Changs Lippen. Die Gehilfen waren mit zwei weiteren bemalten Körpern zurückgekehrt – der hagere Mann aus dem Zug, Kelling, und Colonel Bronque selbst, dessen Körper von Wunden übersät war. Chang erinnerte sich an die Stille, die sie in den Dünen vernommen hatten – was konnte das erklären außer den Glaskugeln? Schon ein paar von Vandaariffs Männern konnten Bronque und seine überlebenden Soldaten außer Gefecht setzen, bevor sie einen Schuss abfeuerten. Trooste stand über den Colonel gebeugt und leerte das Fläschchen.
»Wertvolle Salze«, sagte Vandaariff, während er Changs Blick folgte. »Blut und Sex, Säure und Feuer – ein geheiligtes Temperieren, Kardinal. Und so wird das Fleisch des Lebens zum Fleisch der Träume.«
»Verschonen Sie Celeste Temple.«
Vandaariff drehte sich um. »Wie bitte?«
»Verschonen Sie Celeste Temple.«
»Warum sollte ich das tun?«
»Im Tausch gegen mich, für meine Kooperation.«
»Sie werden sowieso kooperieren.«
»Nein.« Chang zückte das Silbermesser. Er riss die Segeltuchtasche und seinen roten Mantel herunter. Dann hob er das Seidenhemd und griff nach hinten, um die Narbe neben seiner Wirbelsäule zu ertasten. »Ich werde mir Ihr Glas herausschneiden. Selbst wenn es mich umbringt.«
Vandaariff betrachtete Chang aufmerksam durch seine Maske. »Es wird Sie umbringen.«
»Dann soll es so sein.«
»Nicht!« Vandaariff leckte sich die Lippen mit einer trockenen Zunge. Trooste hinter ihm beobachtete ihn mit großer Neugier. »Ich kann sie nicht verschonen. Sie muss die Braut spielen.«
»Nehmen Sie die Contessa.«
»Sie ist die Virgo Lucifera.« Vandaariff hob eine Hand zur Decke des kleinen Raums. Sie bestand aus kleinen offenen Röhren, die sanft zu schimmern begannen.
»Sie ist Ihr Feind. Sie will Ihren Kopf.«
»Und ich möchte ihre Einzelteile zu einer Pastete verarbeitet sehen. Trotzdem haben wir einen Weg gefunden.«
Hinter Chang hatte sich ein Akolyth an die Segeltuchtasche herangeschlichen. Chang trat dem Mann auf die Hand und hörte eine Glaskugel knirschen. Der Gefolgsmann schrie vor Schmerz auf, konnte jedoch den Messinghelm wegtreten, bevor er den Dämpfen erlag. Chang stürzte dem Helm nach, doch ein anderer Akolyth – sie hatten auf die Gelegenheit gewartet – packte ihn am Bein, als er ebenfalls zu Boden ging. Der Helm rollte außerhalb Changs Reichweite davon.
Ein gedämpftes Dröhnen erschütterte den Raum. Chang, der kaum Luft bekam, blickte auf. Schwarzer Rauch quoll durch eine zersplitterte Tür. Qualm würde ihn genauso schützen wie der Helm. Er stürzte zur Tür und riss sie auf.
Rußverschmierte Gestalten lagen auf den verformten Fliesen – Grenadiere, nach ihren versengten und zerrissenen Uniformen zu schließen. Dann verzog sich der Rauch, und ein Mann mit rußgeschwärztem Gesicht schlug Chang mit einem Gewehrkolben auf die Brust. Chang blieb die Luft weg, und er taumelte rückwärts. Ein scharfer Schmerz erfüllte seine Lunge. Seine dunkle Brille wurde ihm aus dem Gesicht geschlagen.
Vandaariff rief aus dem anderen Raum: »Sehr gut! Ergreift ihn!«
Chang hatte sein Messer verloren. Er griff nach dem Helm. Ein Tritt in die Rippen warf ihn erneut zu Boden. Er sah ein Gesicht über sich
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