Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
zu den Kanzleien gerufen werden, sobald die Ermächtigungen erlassen sind; lokale Milizen wurden für Enteignungen aufgestellt. Entschädigungszahlungen gegenüber dem Schatzamt werden reduziert, um unseren Bedarf deutlich zu machen – Mr. Harron, erledigen Sie das!«
Harcourt rauschte noch immer auf die Reihe von Tischen zu. Die Contessa stieß Svenson an, als eine korpulente Gestalt – der beauftragte Mr. Harron mit einer dicken Aktenmappe voller Blätter, an denen jeweils ein Band mit einem Wachssiegel baumelte – ohne stehen zu bleiben, vorbeieilte.
»Möchten Sie etwas zu trinken, Mr. Harcourt?«, fragte ein Referent, der mehr um eine faszinierende rubinrote Karaffe besorgt zu sein schien als um Enteignungen.
»Der Tag ist noch nicht zu Ende«, sagte Harcourt naserümpfend. »Lassen Sie aus der Küche starken Tee kommen. Wo ist die Liste von Lord Axewith?«
»Sie ist noch nicht da, Sir.«
»Vandaariff wird uns allen Bedingungen stellen.« Harcourt rieb sich die Augen und seufzte. Er hob einen weiteren Stapel Dokumente hoch und hielt sogleich eine Seite einem weiteren Referenten unter die Nase. »Sorgen Sie dafür, dass die Befehlshaber im Bilde sind – es wird keine offiziellen Opferlisten geben und auch kein Sterbegeld, das man dem Schatzmeister in Rechnung stellen könnte. Das wird aus den Geldmitteln von Lord Axewith genommen. Los.«
Der Referent tummelte sich, und der nächste mit einem Kontobuch und einem Stift in der Hand trat vor. Harcourt blinzelte müde. »Helfen Sie mir auf die Sprünge?«
»Transportgebühren, Sir – um den Orange Canal zu verbreitern, von der neuen Abzweigung von Parchfeldt zum Meer.«
»Ah, ja.« Harcourt kritzelte seinen Namen hin, behielt jedoch den Stift in der Hand, während seine Augen über das Buch wanderten. »Parchfeldt.«
Der junge Mann nutzte das Zögern seines Vorgesetzten, um das Wort zu ergreifen. »Wissen Sie, wie lange die Quarantäne noch andauern wird, Sir? Im Stäelmaere House?«
»Bin ich vielleicht von der Medizinschule?«
»Natürlich nicht, Sir – aber Sie haben dem Herzog gedient, waren Referent von Mr. Phelps …«
»Kümmern Sie sich um Ihre Kanäle, Mr. Forsett!« Harcourt schlug das Kontobuch zu, wobei er beinahe das Tintenfass umgekippt hätte. »Wo in Gottes Namen ist Pont-Joule? Und wo zum Teufel bleibt der Tee?«
Seine letzten Worte stieß er jedoch nicht mehr wütend hervor – sie waren eher ein ahnungsvolles Stottern. Die Contessa di Lacquer-Sforza, deren Kleid wie ein Edelstein schimmerte, war plötzlich vor ihm aufgetaucht.
»Du liebe Güte«, krächzte Harcourt. »Kümmern Sie sich um Ihre Aufträge – augenblicklich, fort mit Ihnen!«
»Was ist mit Ihrem Tee?«, quäkte Forsett.
»Vergessen Sie den Tee! Trinken Sie ihn selbst! Ich muss die Dame allein sprechen!«
Harcourts Bedienstete eilten hinaus, wobei sie ihre Papiere umklammerten, als flüchteten sie vor einem Feuer. Harcourt war ganz auf die Frau konzentriert, und seine Unterlippe zitterte.
»M-Milady …«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass ich zurückkommen würde, Matthew. Sie sehen müde aus.« Die Contessa stand Harcourt gegenüber, und die Schale mit den weißen Blüten zwischen ihnen hatte etwas von einer Opfergabe.
»Ganz und gar nicht.« Harcourts Nonchalance wurde vom Zucken eines Auges Lügen gestraft. Die Contessa stellte ihre juwelenbesetzte Tasche auf den Tisch, ließ sie aufschnappen und nahm ein Paar Seidenhandschuhe in der Farbe ihres Kleids heraus.
»Was für eine Leistung, sich um die Belange einer Nation in Gefahr zu kümmern«, sagte sie leise. »Wird es wirklich anerkannt? Wird ein solches Opfer belohnt?«
Harcourt schluckte. »In Abwesenheit des anderen – erfahrenen – Ministers Crabbé – und angesichts der Krankheit, welche …«
»Diese schreckliche Frau befallen hat …« Die Contessa schüttelte den Kopf, und ihre behandschuhten Finger klickten, während sie nach etwas in der Handtasche suchte. »Können Sie sich vorstellen, dass so jemand wie sie erneut in Erscheinung treten sollte? Oder gar ein Dutzend von ihr auf einmal?«
Harcourt starrte auf das schimmernde blaue Rechteck, das die Contessa hervorgeholt hatte. »Das ist für Sie, Matthew … für Sie allein.« Sie streckte ihm die Hand über die duftende Schale hinweg entgegen und lächelte schüchtern. »Ich hoffe, Sie werden nicht schlecht von mir denken.«
Harcourt schüttelte den Kopf, würgte und griff nach der Glaskarte. Er hielt sie sich vor die Augen und leckte sich
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