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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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einen Gegner als ebenbürtig behandelte, und es machte ihr große Angst.
    Vandaariff hatte sich aus dem Kampfgetümmel hinter die Säulen zurückgezogen und winkte. Hinter ihm waren die Rufe von Soldaten zu hören. Miss Temple war verblüfft, denn Vandaariff winkte sie weg .
    Weil ihr Zusammentreffen eine Überraschung gewesen war, wie ihr klar wurde, eine Störung. Vandaariffs eigentliche Angelegenheit im Zollhaus konnte keine Zeugen brauchen – die Soldaten würden die Sache in die Hand nehmen, die Umgebung absuchen und das Gelände für ihre Verbündeten erkunden …
    Was, wenn Vandaariff überhaupt nicht wegen der Leichen zur Handelsbörse gekommen war? Hatte die Überheblichkeit des Künstlers sein Verschwinden verzögert, nachdem er seinen wahren Auftrag erledigt hatte?
    Der Platz. Die Kathedrale. Warum nicht auch das Zollhaus? Vandaariff wüsste, wann es wieder für normale Arbeit zur Verfügung stand und sich mit Leuten füllte – auf die Minute. Das doppelte Ticken …
    Noch mehr Stimmen waren am Eingangsportal zu hören; Soldaten, die Rufe angesichts des Kampfgeschehens ausstießen. Sie mussten jeden Moment herbeistürmen. Miss Temple entdeckte ihre Pistole. Sie schnappte sie sich.
    Ihr Schuss zersplitterte das Holz des Uhrenkastens.
    »Celeste, was tun Sie da?«
    Es war Svenson. Vandaariffs Stimme hinter ihr wurde zu einem Kreischen. Sie trat näher, um besser zu treffen. Ihre zweite Kugel ging daneben.
    Ein Offizier befahl laut, sämtliche Waffen fallen zu lassen. Miss Temple streckte den Arm, stellte sich die Uhr als braune Glasflasche vor und schoss.
    Blauer Rauch stieg beim Einschlag der Kugel auf, einen Moment vor der Explosion, einer ohrenbetäubenden Wand aus Rauch und Schutt, die ihr den Atem und die Sicht nahm. Miss Temple wurde von den Füßen gerissen und schlug hart auf. Ihre letzten Gedanken waren voll grundloser Wut. Sie wollte nichts lieber als Robert Vandaariff mit beiden Daumen die Augäpfel eindrücken.
    Ein heftiger Schmerz in ihrem linken Arm brachte sie wieder zu sich.
    » Pauvre petite «, sagte eine unfreundliche Stimme. »Du wirst dein Erwachen noch bereuen. Haltet sie fest, bitte … sie unterliegt vielleicht noch immer der Infusion.«
    Kräftige Hände umklammerten Miss Temples Schultern, und über ihrem Gesicht tauchte Mr. Foison auf, dessen weißes Haar herabhing. Robert Vandaariff stand neben ihm, in Hemdsärmeln und mit einer Schürze über seinen Kleidern. Er hielt eine Pinzette, deren Spitze er, während sie zusah, in eine zirka zehn Zentimeter lange Schnittwunde an ihrem Unterarm steckte. Sie protestierte, aber er stieß sie nur noch tiefer hinein, unter eine blaue Kruste, die das eine Ende der Wunde verschloss. Mit einem Ruck, der Miss Temple aufschreien ließ, zog Vandaariff das kristallisierte Fleisch hoch. Er riss das Stück mit den Fingern ab und ließ es auf einen Teller fallen. Trotz des Schmerzes spürte Miss Temple, wie sie einen klaren Kopf bekam. Vandaariff legte die Pinzette neben ein Porzellanbecken und wusch sich die Hände. Neben dem Becken sah sie eine rotbraune Locke, die unverkennbar ihr gehörte.
    »Keine schwere Verletzung«, sagte er. »Mr. Foison kann sie verbinden. Ich habe genug für Sie getan. Dass Sie überhaupt noch leben, dass ich Ihren weichen Körper nicht zu Paraffin verarbeitet habe …« Er rümpfte die Nase und griff nach einem Handtuch. »Das ist gegen die Tradition.«
    Vandaariff steckte sich die Haarlocke in eine Tasche, nahm seinen Stock und humpelte zu einem Schrank mit einer Reihe von Flaschen darauf – allerdings, wie sie feststellte, keine Schnapsflaschen. Er schenkte eine eklige Mixtur ein, wie schwacher Tee mit Milch, schwenkte das Glas und trank es aus. »Sie sind nur das eine Mal angefasst worden.« Mit einem Taschentuch wischte er sich den Mund ab. »Ihr Glück hält an.«
    »Sie haben Francesca nicht.« Ihre Stimme zitterte, weil Foison damit begonnen hatte, ihr den Arm zu verbinden. Ihre Wolljacke war weg und ihr Kleid rußverschmiert und zerrissen.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Mein Überleben.«
    »Ich nehme an, es macht Ihnen nicht viel aus – so tapfer wie Sie sind –, dass Ihre Freunde in Fetzen gerissen wurden. Nur dass es Ihnen gelungen ist, mich damit zu ärgern.«
    Miss Temples Körper erstarrte. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Wie dem auch sei, Miss Temple. Glauben Sie Ihrem Herzen.«
    Sie stöhnte erneut, als Foison den Verband verknotete. Er trat zurück, und Miss Temple richtete sich auf. Sie saß auf einer

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