Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
sie.
»Ihr Geständnis.« Seine Bewegungen wurden bestimmter, sein Lächeln starrer und verächtlicher.
»Geständnis von was?«
»Vergeblichkeit.«
»Sie tun mir weh …«
»Schmerz bedeutet nichts. Verlangen bedeutet nichts.« Vandaariff hatte den Mund zusammengekniffen. »Insignien nutzloser Gefäße … von Beginn an fehlerhaft.«
Miss Temple schrie auf. Vandaariff hob seine Finger und hielt drei rötliche Haare dazwischen. Er schnippte sie weg und zog erneut.
»Was tun Sie da! Hören Sie auf!« Über die Schulter hinweg rief sie in Richtung Tür: »Mr. Foison!«
»Alle Anzeichen von Alter müssen ausgelöscht werden. Alter bedeutet Verfall, Asche, Untergang …«
»Aufhören! Mr. Foison!«
»Die alchemistische Braut hat keinen Makel. Sie ist hell und trägt das Zeichen des Mondes – sie kann nicht markiert werden …«
Seine Finger sanken in Miss Temples Schamhaar, umklammerten es und zogen daran. Sie hob wimmernd die Hüften an, um das schmerzhafte Reißen hinauszuzögern …
Hinter ihr öffnete sich die Tür. Vandaariff drehte sich mit trübem Blick um.
»Lord Robert?«
Vandaariff folgte Foisons Blick zu Miss Temples entblößtem Körper und ließ los. Er wischte mit der Hand über die Schürze. »Gibt es Neuigkeiten?«
»Sind eben gekommen, Milord.« Foison reichte seinem Herrn ein gefaltetes Blatt Papier. Vandaariff schob einen gekrümmten Daumen unter das Wachssiegel. Vor Scham blickte Miss Temple nicht zu Foison. Stattdessen starrte sie zu Vandaariff und sah das Blatt zwischen seinen Fingern zittern.
»Wir brechen sofort auf.«
»Ja, Milord.«
Mit einer lässigen Handbewegung packte Foison den hochgeschobenen Saum von Miss Temples Kleid und warf es ihr über die Beine. Vandaariff steckte die Notiz in die Tasche.
»Der Plan geht haargenau auf.«
»Ja, Milord.«
Vandaariff zog ungeschickt den Schürzenträger über den Kopf. Foison glitt hinter ihn, um den Knoten zu öffnen. Vandariff legte die Schürze auf den Stuhl und humpelte aus dem Raum.
Foison löste rasch die Lederfesseln, die er Miss Temple angelegt hatte. Erst nachdem sie ihre Beine zusammengepresst hatte, konnte sie seinen Blick erwidern, dennoch blieb Foison misstrauisch und verschlossen. Ähnlich wie Chang, jedoch ohne dessen animalisches Temperament. Wo Chang eine leichtfüßige Katze war, war Foison ein kaltes Reptil.
»Können Sie gehen?«, fragte er einfach. »Es ist nur bis zur Kutsche.«
»Und dann wohin?« Sie hätte sich gern zu einer Kugel zusammengerollt.
»Wohin wohl?« sagte Foison und half ihr, sich zu erheben. »Zur Contessa.«
Sie betraten einen Hof, der von hohen Steinhäusern umgeben war. Miss Temple blickte sich um.
»Das Royal Institute«, sagte Foison. »Lord Vandaariff ist ein bedeutender Mäzen.«
»Ich glaube, der Comte d’Orkancz hat hier Experimente durchgeführt, mit Doktor Lorenz. Kannten Sie sie?«
Doch Foisons Aufmerksamkeit galt den Rauchwolken, die auf der anderen Seite des grasbewachsenen Hofs aus etwas quollen, das wie eine geöffnete Kellertür aussah. Wachleute in grünen Mänteln liefen mit Eimern voller Wasser und Sand darum herum. Unter einem riesigen Torbogen warteten zwei schwarze Kutschen. Foison hob Miss Temple in die erste. Sie glitt Vandaariff gegenüber auf ihren Platz. Foison blickte über die Schulter.
»Einen Augenblick, Lord Robert …«
»Ich habe keinen Augenblick. Steigen Sie ein und geben Sie den Männern Befehl zum Rückzug.«
»Es gibt einen kleinen Brand …«
»Die Gelehrten sollen sich um das Feuer kümmern.«
»Nebenan sind Chemikalien gelagert – es ist eine Sache von Minuten, sie wegzuschaffen und dann den Brand zu löschen. Es nicht zu tun birgt das Risiko …«
»Welches Risiko?«, fauchte Vandaariff.
Foison zögerte. »Das Institut selbst, Milord.«
»Faszinierend.« Vandaariff beugte sich aus der offenen Kutschentür und schnüffelte. Dann lehnte er sich wieder zurück. »Lassen Sie es brennen. Ich bin fertig mit diesem Ort.«
»Aber Lord Robert …«
»Steigen Sie ein, Foison, und geben Sie den Männern Befehl zum Rückzug. Ich habe keine Zeit zu verplempern. Nicht in dieser Welt.«
Mit grimmiger Miene rief Foison den Männern zu, die Eimer fallenzulassen und dem Befehl zu folgen. Er schwang sich neben Miss Temple und klopfte an das Dach, damit sich die Kutsche in Bewegung setzte. Vandaariffs Platz war mit einem Stapel Tageszeitungen bedeckt, und weil er bereits in den Courier vertieft war, bekam er die Abfahrt gar nicht mit.
Die anderen
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