Die alte Villa (German Edition)
zurücktritt und die beiden besagten Gebäude der Familie Stein übereignet.“
„Was?!“, rief Rebecca. „Das kann doch gar nicht wahr sein!“
„Nun ja“, fuhr Professor Hensel fort. „Ich habe mir das auch nicht so einfach vorgestellt und mir schon eine recht komplizierte Strategie zurechtgelegt..“ Er fing an zu kichern. „Als ich ihm aber diese alten Briefe, einen nach dem anderen vorgelesen hatte, bekam ich das Gefühl, dass er am Ende sogar froh war, nie wieder in die alte Villa zurückkehren zu müssen, in der sich ja einen Tag zuvor auch noch sein Cousin erhängt hatte und beinahe auch noch ein weiterer Mord geschehen wäre. Wahrscheinlich war er sogar froh, dass er nie wieder einen Fuß in unsere Stadt setzen müsste, wenn er diesen Besitz loswerden würde. Und das war für ihn am schnellsten möglich, wenn er die Villa und das kleine Haus in der Buchenallee auf einen Schlag beide auf einmal loswerden könnte.“
Also ist es tatsächlich wahr! Ihnen gehört die Villa!
Es war alles wie ein Traum und Tamara lächelte sie selig an.
„Vielleicht werden wir ja sogar Nachbarn?“, sagte sie mit einem Augenzwinkern.
„..I...ich muss zu meiner Mutter“, rief Rebecca aufgeregt. „Sie hat nämlich einen Brief bekommen vom Bürgermeister wegen der alten Villa und ist nun völlig verwirrt.“
„Oh, wenn das so ist, dann fahre schnell zu ihr und erzähle ihr alles. Auch deinem Vater. Oh, Rebecca, ich freue mich ja so für dich und für deine Familie.“
Schnell verabschiedete sich Rebecca und fuhr dann die Abkürzung über die Auwiesen und durch den Wald.
Zum ersten Mal seit Torsten sie verlassen hatte, nahm sie den einkehrenden Frühling wahr. Auch im Wald und auf den Wiesen war er jetzt überall zugegen. Die Bäume begannen, das erste Grün zu treiben, die alten Kopfweiden trugen an ihren buschigen Schöpfen flauschig weiche und inzwischen voll erblühte Kätzchen, die von Tausenden von nektarsuchenden Bienen und beleibten Hummelköniginnen umschwirrt wurden.
Die Vogelkirschen standen in voller Blüte und der Boden war mit unzähligen lila Blüten des Lerchensporns bedeckt. Es duftete wunderbar und die Luft war angenehm lau.
Rebecca atmete tief ein und konnte es kaum erwarten, ihren Eltern alles zu erzählen.
Nachdem sie ihrer Mutter zum wiederholten Male gesagt hatte, dass die Villa in der Kirchstraße tatsächlich ihnen gehörte und diese immer wieder den Kopf geschüttelt hatte, gab Rebecca es schließlich auf.
„Aber was sollen wir denn mit dem Haus..?“ sagte ihre Mutter geradezu verzweifelt und man konnte aus ihrem Ton heraushören, dass ihr die Situation scheinbar über den Kopf zu wachsen begann. In Rebecca begann eine Idee zu keimen.
Heinrich Stein kam am Nachmittag müde und erschöpft von der Arbeit heim und konnte es ebenfalls nicht fassen, dass gerade seine Familie plötzlich und unerwartet in den Besitz eines derart prächtigen Hauses gelangt war.
„Das gibt’s doch gar nicht!“, sagte er und auch er schien durch diese sensationelle Nachricht vollkommen überrumpelt zu sein.
„Wir sollten uns das Haus erst einmal in Ruhe ansehen“, schlug Rebecca vor. „Und auch das andere in der Buchenallee. Das ist bestimmt sehr hübsch, wenn man es ein wenig aufgemöbelt hat.“
Als sie abends in ihrem Bett lag, konnte sie vor Aufregung lange nicht einschlafen. Immerzu grübelte sie über das Erlebte nach. Erst nach vielen Stunden siegte die Erschöpfung, die sich nach dem langen und anstrengenden Tag dann endlich doch noch einstellte.
Doch kurz, bevor ihr die Augen zufallen wollten durchzuckte es sie mit einem heftigen Schreck: Hannelore!! Sie hatte die Verabredung vergessen! Hoffentlich war die Freundin nicht böse auf sie.
Sie würde ihr einfach alles erzählen, dann würde sie es sicher verstehen..
11. April 1980
Schon am nächsten Tag kam eine kleine Delegation von der Stadtverwaltung zu den Steins und sogar der Hauptkommissar, der Rebecca schon zweimal verhört hatte, war mit dabei.
Sie überreichten Rebeccas Eltern die alten Briefe, die Rebecca auf dem Schreibtisch in der Villa gefunden hatte und händigten ihnen außerdem eine Reihe von Schlüsseln und Urkunden aus.
„Die Schlüssel waren allesamt im Besitz von Herrn Friedhelm Kelbel, und er übergab sie uns gestern, kurz bevor er die Stadt verlassen hat.“
„Zur Verhandlung muss er natürlich wiederkommen“, schaltete sich der Kommissar ein.
Diese Bemerkung überhörend, reichte der
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