Die alte Villa (German Edition)
liebt. Und ich freue mich so sehr auf seinen Besuch im Sommer!
Wenn du ihn besuchst, Rebecca, bitte richte ihm meine allerbesten Wünsche aus und sage ihm, dass ich jeden Tag an ihn denke und von hier aus – in Gedanken - seine Genesung überwache.
Ich bin so glücklich, dass alles so gekommen ist, wie es jetzt ist und danke dir von ganzem Herzen,
deine Greta.
P.S. der Einbruch damals in die Klinik, das war übrigens Cornelia gewesen. Jeremy hat es mir gesagt. Aber ich möchte nicht mehr darüber reden. Das ist Schnee von gestern und ich habe damit abgeschlossen, ein für alle mal.’
Rebecca las den Brief mindestens dreimal durch und nach jedem Lesen war sie beeindruckter von ihrer Tante, von der Art und Weise, wie sie ihr eigenes Leben und das ihrer Mitmenschen begreift und sie versprach ihr im Stillen, dass sie sich von nun an mit ihrer ganzen Kraft um ihren Cousin Rolf kümmern würde. Gleich heute würde sie ihn im Krankenhaus besuchen, denn, das drückte ihr sehr auf der Seele, das hatte sie bisher immer noch vor sich her geschoben.
An Cornelia hätte sie nie und nimmer gedacht! Da hatte der ehemalige Dr. Bekell doch tatsächlich Recht gehabt und hätte vermutlich seiner Patientin, in die er darüber hinaus verliebt war, niemals etwas angetan.
Daneben wunderte es sie, dass Greta in ihrem Brief kein Wort mehr über ihren ehemaligen Arzt verlor. Immerhin hatte er versucht ihren Sohn umzubringen. Und dieser Junge war zudem irgendwann sogar eine Art Bruder von ihm gewesen.
Hatte Greta es wieder einmal geschafft, auch diese Absurdität zu akzeptieren? So wie die vielen anderen Absurditäten, die sie in ihrem noch jungen Leben schon hatte erleben müssen?
Sie fragte sich wieder und immer wieder, warum Menschen zu solch abscheulichen Taten fähig waren. Ob Dr. Kelbel Rolf nicht gegönnt hatte, dass er im Gegensatz zu ihm, eine liebevolle Familie gefunden hatte?
Doch liegt es am Ende nicht immer an jedem Einzelnen, wie er mit seinem Schicksal umgeht? Ihre Tante Greta hatte ebensoviel Leid erfahren und ist dennoch kein schlechter Mensch geworden.
Wir sind alle frei in unseren Entscheidungen, das wusste sie jetzt.
1. April 1980
Wie sehr sie doch Krankenhäuser hasste, wurde Rebecca wieder einmal bewusst, als sie den blank gewienerten Flur auf der Station für ‚Innere Medizin’ betrat.
Diese Atmosphäre von Krankheit und Leiden erfüllte sie mit einer undefinierbaren Furcht und wühlte sie innerlich auf.
Zimmer 304...
Stundenlang hatte sie darüber nach gegrübelt, was sie Rolf als Geschenk mitbringen könnte, sich dann aber entschieden, gar nichts zu besorgen, denn, wenn sie ehrlich zu sich selber war, wusste sie gar nicht richtig, womit Rolf seine Freizeit verbrachte, außer, dass er hinter ihr her spionierte oder, wie sie ja nun erfahren hatte, über der Entschlüsselung von hochkomplizierten Geheimschriften saß.
Sie drückte ganz vorsichtig die Türklinke herunter und trat dann mit heftig klopfendem Herzen in das Krankenzimmer ein.
Gleich beim Anblick der zierlichen Person, die dort mit ihrem rötlichen Haar und dem blassen Gesicht in den weißen Laken lag, spürte sie wieder diese innige Zuneigung, die sie in der Villa empfunden hatte, als sie Rolf dort schwer verletzt gefunden hatten.
J ede Angst war im Nu verflogen. Lächelnd trat sie an sein Bett heran.
„Hey, Rolf, was machst du uns nur für Sorgen?“
Rolf schien sich über ihr Erscheinen zu freuen. Wenn er auch nicht gleich für jeden erkennbar lächelte, so strahlte er doch eine Art innere Zufriedenheit aus.
„Da bist du ja“, sagte er und Rebecca musste lachen.
„Ja, mein Lieber, jetzt, wo du mir nicht mehr hinterher spionieren kannst, muss ich ja wohl zu dir kommen.“
Sie lachte und nun war auch auf Rolfs Gesicht ein schelmisches Grinsen zu erkennen.
„Ich fahre im Sommer nach Bayern“, sagte er mit unüberhörbarem Stolz.
„Ja, ich habe es schon gehört. Das finde ich toll! Ich möchte auch bald wieder meine Tante dort besuchen.“
Rolf schien zu überlegen und musste sich scheinbar sehr überwinden, dann brachte er leise, dass man es kaum verstehen konnte, hervor:
„Können wir nicht zusammen nach Bayern fahren?“
Rebecca war gerührt und sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen.
„Ach du, natürlich können wir das, wenn du möchtest, aber ich denke, du hättest das auch alleine hingekriegt.“
Rolf lächelte. „Ja, schon, aber mit dir zusammen ist es bestimmt viel schöner.“
Ob
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