Die alte Villa (German Edition)
Oberbürgermeister zuerst den Eltern, dann auch Rebecca die Hand und gratulierte ihnen herzlich.
„Nun möchten wir natürlich sehr gerne wissen, liebe Familie Stein“, ergriff der Bürgermeister erneut das Wort. „..ob sie bereit sind, das alte Herrenhaus in der Kirchstraße an die Stadt zu verkaufen. – Ähm, . .. natürlich können wir nicht jeden Preis zahlen, hoffen aber doch, dass wir uns einig werden. Das alte Gebäude wäre schon auf Grund seiner Geräumigkeit der ideale Ort für ein Zentrum der Zusammenkunft für alle Bürger unserer Stadt, ja, ein regelrechtes Wahrzeichen könnte daraus werden. Aber ich will sie nicht drängen. Denken Sie in Ruhe über unseren Vorschlag nach, bedenken Sie aber auch den Unterhalt des Hauses. Ein Haus in dieser Größenordnung verschlingt eine Menge Geld, Monat für Monat.... aber gut, sie wollen sicher noch etwas Bedenkzeit...“
„Nicht nötig“, unterbrach ihn Rebeccas Mutter. „Wir haben uns gestern Abend ausführlich zu diesem Thema beraten, uns auch das Haus in der Buchenallee angeschaut und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir d ie große alte Villa in der Kirchstraße verkaufen möchten.“
Elisabeth Stein wirkte vollkommen ruhig und bestimmt und lächelte den verdutzten Bürgermeister an.
„Ja, aber ...gut... und was möchten Sie denn haben für d as Haus? Sie wissen doch sicher, dass unsere Kassen so gut wie leer sind....also bitte bedenken Sie...“
„Wir müssen nur genug Geld haben, um das Haus in der Buchenallee zu renovieren – und ein wenig umzubauen..“, erklärte Elisabeth dem Bürgermeister und auf dessen Gesicht machte sich Verwunderung breit.
„Soll das heißen, dass sie gar nichts für das Gebäude haben wollen, wenn wir die Renovierung des Hauses in der Buchenallee übernähmen?“
Elisabeth nickte und auch Rebecca und ihr Vater meldeten keinen Protest an. Der Bürgermeister reichte Elisabeth Stein die Hand und strahlte dann einen nach dem anderen an.
„Liebe Familie Stein. Sie können sich darauf verlassen, dass wir das Haus in der Buchenallee schon in Kürze und nach ihren Wünschen herrichten werden und....“, er rang nach Worten. „... und unser neues Gemeindezentrum wird einfach wundervoll werden.“
15. April 1980
Am darauffolgenden Freitag stellte Rebecca ihr Rad gegen 16 Uhr vor dem Haus der Krügers in der Bergerstraße 7 ab und betrat kurz darauf den gepflegten Weg, der zum Elternhaus ihrer Freundin führte. Neben einem gepflegten riesig wirkenden Kübel aus Beton, der mit rosafarbenen Hyazinthen bepflanzt war, blieb sie stehen, klingelte und wartete darauf, dass ihr geöffnet wurde. Kurz darauf steckte Hannelore den Kopf durch die halb geöffnete Eingangstür, da sie ihre Freundin schon sehnsüchtig erwartet hatte. Sie hatte ihre Jacke schon in der Hand und konnte es anscheinend nicht erwarten, sich mit Rebecca zu Fuß auf den Weg zu ihrer mit Spannung angekündigten Überraschung zu machen.
Rebecca vermied es, Hannelore auch nur ein Sterbenswörtchen von der alten Villa zu erzählen, die inzwischen im Besitz ihrer Familie war. Zuerst wollte sie doch wissen, was ihre Freundin ihr Spannendes zu zeigen hatte. Und da wollte sie ihr auf keinen Fall die Schau stehlen.
„Mensch, Hannelore, du machst mich jetzt aber wirklich neugierig! Wohin führst du mich denn?“
„Sei nicht so ungeduldig, Rebecca, du wirst es schon sehen.“
Sie bogen in eine Straße ab, die in das älteste Viertel der Stadt führte. Hier standen uralte Fachwerkhäuser und leider befanden sich nur die allerwenigsten von ihnen in einem halbwegs gepflegten Zustand, so dass die ganze Straße einen extrem verwahrlosten Eindruck machte.
Rebecca kannte diese Gegend zwar, aber hielt sich hier kaum jemand freiwillig auf, da ihr Ruf ein recht zweideutiger war.
Man erzählte sich, dass hier auch einige Frauen wohnen sollten, die für Geld ihre ‚Liebesdienste’ anboten und ängstlich blickte sich Rebecca um, ob vielleicht ein paar der Zuhälter hier herumlungerten und ihnen womöglich gefährlich werden könnten. Wenn sie sich nicht vor möglichen zwielichtigen Gestalten zu fürchten hätten, hatte die Gegend durchaus ihren Reiz. Die Zeit schien hier stehen geblieben zu sein und die Geister vergangener Zeitepochen steckten in den Gemäuern, wie auch in jeder ihrer engen Gassen. Die Härchen an Rebeccas Unterarmen stellten sich mit einem Ruck auf, als Hannelore plötzlich vor einem der Häuser stehen blieb. Es war mit Abstand das
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