Die alte Villa (German Edition)
er es weiß, oder wenigstens ahnt, dass wir zwei verwandt sind?
„Sag mal Rolf, wa rst du es gewesen, der meine Fesseln in der alten Villa durchschnitten hat?“
Rolf antwortete nicht gleich, sondern schien nach Worten zu suchen.
„Ich wollte nicht, dass sie dir etwas antun“, sagte er dann. „Deshalb bin ich zu meinem Großonkel gefahren und habe ihm etwas über die Runenschrift erzählt. - Er hat mich dann mitgenommen in die alte Villa und mir eine von diesen Kutten gegeben und gesagt, dass der Tag der Erlösung gekommen wäre. Ich wusste aber die ganze Zeit, dass sie hinter dir her waren…“
Er wollte mich immer nur beschützen! dachte Rebecca bestürzt.
Die ganze Zeit, fast mein ganzes Leben lang! Und ich Trottel habe es nicht gemerkt!!
„Ich finde es unglaublich, dass du es geschafft hast, die Geheimschrift zu entschlüsseln! Der absolute Wahnsinn! Du bist ja ein richtiges Genie!“
Nun war das Strahlen in Rolfs Gesicht nicht mehr zu übersehen.
„Ich habe sie noch nicht komplett entschlüsselt. Es ist nur ein ganz kleiner Teil bisher…“,
Wie bescheiden er ist!
Rebecca blieb fast eine Stunde am Bett von Rolf und es war an diesem Tag überhaupt die erste richtige Unterhaltung, die sie miteinander führten und das, obwohl sie doch ihr ganzes Leben so nah beieinander verbracht hatten.
Jetzt konnte endlich damit begonnen werden, das Band ihrer Freundschaft zu einem soliden Flechtwerk zu knüpfen. Der Grundstein für diese Knüpfarbeit wurde soeben mit einem ersten seidenen Faden gelegt...
Als sie sich schon von Rolf verabschiedet hatte und gerade dabei war, das Krankenzimmer zu verlassen, hörte sie Rolf leise ihren Namen rufen.
Sie drehte sich um und sah, dass Rolf ihr anscheinend noch etwas Wichtiges mitzuteilen hatte.
Sie sah ihn von der Tür her fragend an.
„Kannst du mir irgendwann meine Bücher wiedergeben?“, fragte er dann schüchtern.
„Welche Bücher?“
„Die vom Speicher. Du hast sie doch alle mitgenommen“
„Wa..was meinst du? Die Bücher gehörten doch meiner Großmutter!“
Rolf schüttelte den Kopf.
„Ich habe die Bücher vor ein paar Jahren auf dem Flohmarkt gekauft, für ein paar Mark“, sagte er leise und seine Worte klangen fast wie eine Entschuldigung.
Rebecca war fürs erste sprachlos. „Natürlich… ja klar, ich gebe sie dir zurück…ähm, wenn du wieder aus dem Krankenhaus zurück bist..“
Völlig irritiert verließ sie das Krankenhaus und erst als sie schon auf halbem Wege mit dem Rad durch den Wald fuhr, brach sie in hemmungsloses Gelächter aus.
„Das darf doch alles gar nicht wahr sein.. wenn ich das Tamara erzähle. Dieser kleine Schlingel… Was sind wir doch alle für Dummköpfe gewesen!“
10. April 1980
„Rebecca, du siehst ja heiß aus!“, sagte Hannelore am ersten Schultag nach den Osterferien. Tatsächlich stand ihr die frische Gesichtsfarbe außerordentlich gut und im Gegensatz zu ihr war Hannelore diesmal zu Hause geblieben und hatte sich anscheinend die ganzen Ferien in ihren Schulsachen vergraben.
„Du weißt ja, meine Eltern...“, sagte sie seufzend. „Haben sich in den Kopf gesetzt, dass ich ein bravouröses Abitur mache und jetzt geht’s langsam zur Sache. Wie ich diese Lernerei inzwischen hasse!“
Rebecca schaute ihre Freundin voller Mitleid an.
„Hey, was mir gerade einfällt. Wirst du nicht bald 18?“, fragte Hannelore und sogleich hellte sich ihre Stimmung sichtlich auf.
„Ja, schon... aber“, versuchte sich Rebecca aus dieser Fangfrage herauszuwinden. Sie ahnte schon, was jetzt käme.
„Mensch, du und volljährig! Das MUSS gefeiert werden!“
„Fragt sich nur wo“, zweifelte Rebecca die Möglichkeit einer Feier im Hause Stein an.
„Ach, wir werden es uns schon gemütlich machen. Bei dir im Zimmer.“
Rebecca verdrehte die Augen. Dann fiel ihr etwas ein, und es kam gerade Recht, um dieses leidige Thema zu wechseln. „Hey, sagtest du nicht etwas von einer geheimen Sache, die du mir zeigen wolltest?“
„Ja, natürlich!“, sagte Hannelore. „Es ist nur sehr schwierig, bei dir mal einen Termin zu bekommen“, fügte sie ein wenig beleidigt hinzu.
„Wie wäre es mit heute Nachmittag?“ fragte Rebecca.
„Klar, einverstanden. Dann kommst du am besten um vier zu mir, OK?“
„ Abgemacht!“
~
Als Rebecca an diesem Tag von der Schule nach Hause kam, fand sie ihre Mutter völlig aufgelöst vor.
„Rebecca, komm rein..... setz dich. Weißt du was...ach .. also ich kann
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