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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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den Tauen.
    Den Blick nach oben gerichtet, zog Gudun sich weiter. Der Abstand zwischen Gondel und Ballon betrug etwa fünfzehn Schritte. Sie mochte die Hälfte davon überwunden haben, als die Amazonen der Zahda erneut bis auf Rufweite heran waren.
    Gudun kletterte schneller. Ein flüchtiger Blick zurück ließ ihr die schwindelerregende Höhe deutlich werden, in der sie flogen. Wer abstürzte, würde sich beim Aufprall auf das Wasser sämtliche Knochen brechen.
    Sie schauderte. Das war anders als bei einem Zweikampf, bei dem man der Gegnerin Auge in Auge gegenüberstand, ihren Ausfall vorhersehen und parieren konnte. Ein Gefühl der Hilflosigkeit überfiel sie. Dieses Monstrum aus Drachenhaut, das mehr als dreißig Schritte durchmaß, wirkte bedrückend.
    Es erschien ihr wie eine kleine Ewigkeit, bis sie endlich den schlaff herabhängenden Flügel erreicht hatte. Für die Arbeit benötigte sie beide Hände. Also sicherte sie sich mit einem Seil, das sie fest um ihre Hüfte schlang.
    Die hölzernen Versteifungen miteinander zu verbinden, fiel schwer. Zum Glück waren es nur die innersten, die nachgegeben hatten, andernfalls hätte Gudun es nie geschafft, den Ballon wieder voll flugfähig zu machen.
    Als sie die Knoten des Sicherungsseils löste, ließ ein schwirrendes Geräusch sie aufsehen. Unmittelbar neben ihr verfing sich eine mit eisernen Haken versehene Wurfleine in der Takelage.
    Schon wollte Gudun die Leine kappen, da erschütterte der heftige Zusammenstoß mit einem anderen Ballon den Donnersturm. An langen Tauen hängend, schwangen sich Amazonen herüber.
    Weitere Wurfhaken verfingen sich in der Takelage. Gudun durchtrennte die Leinen mit blitzschnellen Hieben.
    Um die Gondel wurde bereits heftig gekämpft. Burra stand wie ein Fels in der Brandung, rief Befehle und ließ unablässig ihre Schwerter kreisen.
    Keine der Angreiferinnen hatte ihr etwas entgegenzusetzen. Burra allein trieb sie mit wütenden Streichen zurück. Aber mittlerweile lösten die Luftschiffe sich wieder voneinander.
    Den gegen sie geführten Shantiga wehrte sie mit beiden Klingen ab. Gleichzeitig überkreuzte sie ihre Schwerter und riß die Arme hoch. Die Kriegerin Zahdas, der dieser Streich galt, kam nicht dazu, aufzuschreien.
    Die anderen flohen in die Takelage, als sie die Aussichtslosigkeit ihres Kampfes erkannten. Zwei von ihnen starben unter Guduns Hieben. Die letzte stürzte schreiend ab, als Gorma und Tertish das Tau durchschlugen, an dem sie zum Ballon hinaufkletterte.
    Wieder stießen die Luftschiffe zusammen. Diesmal aber war Burra gewarnt und ging selbst zum Angriff über. Sie und ihre Begleiterinnen warfen sich mit unbezähmbarer Wildheit auf die Amazonen der Zaubermutter Zahda.
    Der Widerstand, den man ihnen entgegensetzte, erlahmte schnell. Wieder auf dem Donnersturm, durchtrennte Burra die Halteleinen. Die anderen Ballone ließen sich nicht mehr lenken. Nur den Kräften des Windes gehorchend, trieben sie davon.
    »Das soll euch eine Lehre sein«, rief Burra den Überlebenden nach. »Greift nie wieder Kriegerinnen an, die unter dem Schwertmond kämpfen. Beim nächstenmal würdet auch ihr euer armseliges Leben verlieren.«
    Sie erhielt keine Antwort.
    Statt dessen sprang eine von Zahdas Amazonen vom Rand ihrer Gondel auf die Hülle des Donnersturms und begann, mit dem Schwert auf einen der Steuerflügel einzuschlagen.
    »Sie wird uns zum Absturz bringen!« schrie Gudun auf.
    Burra sagte nichts, aber sie nahm ihren Bogen und zog einen Pfeil aus dem Köcher. Obwohl die Rundung des Ballons das Ziel fast völlig verdeckte, fiel es ihr nicht schwer, zu treffen. Die Frau stieß einen gellenden Schrei aus, als der Pfeil sich zwischen ihre Schultern bohrte. Für einen Augenblick ruderte sie wild mit den Armen, dann kippte sie hintenüber.
    Im Fallen wirbelte sie ihr Schwert herum. Dessen Klinge drang tief in die Ballonhülle ein und schlitzte sie auf eine Länge von mindestens zwei Schritten auf.
    Als die Waffe ihren kraftlos werdenden Händen entglitt, verlor der Donnersturm bereits an Höhe. Ausströmendes Gas wölbte die Schnittstelle.
    »Wenn wir auf dem Wasser niedergehen«, stöhnte Gorma, »besiegelt das unser Schicksal.«
    Burras Bemühungen, wenigstens mit Hilfe des unbeschädigten Flügels und des Schwanzes den Ballon in eine bestimmte Richtung zu zwingen, waren von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sie konnten sich nicht mehr lange in der Luft halten. Die Drachenhaut bekam erste Falten, die im Wind zu knattern

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