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Die Amazonen von Vanga

Die Amazonen von Vanga

Titel: Die Amazonen von Vanga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ziehen, war eins. Nur um eine Handbreit verfehlten nadelscharfe Krallen ihren Rücken.
    Lederhäutige Schwingen peitschten die Luft. Ihre Weite mochte gut fünf Körperlängen betragen. Ein scharfer, von Reißzähnen starrender Schnabel öffnete sich zu lautem Krächzen.
    Schon raste das Tier erneut heran.
    Im Liegen stieß Burra das Schwert nach oben. Der Himmel schien sich zu verdunkeln, als die Echse über ihr war. Für einen bangen Augenblick fürchtete die Amazone, der Flügelschlag würde sie in die Tiefe wirbeln.
    Atemlos starrte sie der Bestie hinterher, die einen weiten Kreis über der Schlucht zog, sich bis zu den Wolken hinaufschwang und dann wieder pfeilschnell in die Tiefe stürzte.
    Burra schlug zu, als die Echse nach ihr schnappte. Diesmal drang die Klinge in einen der weit vorgestreckten Fänge ein.
    »Ich bin stärker als du«, rief die Amazone. »Komm nur.«
    Das Tier stieß ein schrilles Krächzen aus. Heftig mit den Schwingen schlagend, verharrte es auf der Stelle.
    Burra vernahm das Schwirren einer Bogensehne. Welche der Kriegerinnen auch geschossen hatte, der Pfeil ging fehl.
    Halb aufgerichtet erwartete sie den nächsten Angriff. Ihre Klinge zuckte hoch, stieß in den geschuppten Leib und hinterließ eine Wunde. Gleichzeitig spürte sie einen überaus schmerzhaften Schlag gegen die linke Schulter, der sie von den Beinen riß.
    Plötzlich gähnte vor ihr der Abgrund.
    Im Fallen suchte Burra ihrem Körper eine Drehung zu geben, die sie auf die Brücke zurückführte. Aber nur mit den Armen fand sie noch Halt. Das namenlose Schwert ließ sie fahren, es schlitterte weit über die gläserne Fläche.
    Damit wurde die Amazone zum hilflosen Opfer. Von ihrem eigenen Gewicht gezogen, glitt sie langsam ab. Der Schweiß rann ihr in Strömen über den Körper, brannte wie Feuer in ihren Augen und ließ die Umgebung verschwimmen.
    Aber starke Hände zogen sie in die Höhe.
    »Komm!« zischte Gudun. »Im Wald sind wir sicherer.«
    Sie hasteten weiter. Hinter ihnen zerriß der Schlag der riesigen Schwingen die Lüfte.
    Im Laufen nahm Burra ihr Schwert wieder an sich, wirbelte herum und stellte sich zum Kampf.
    Mit unglaublicher Geschicklichkeit landete die Echse auf der Brücke. Zu voller Größe ausgerichtet, überragte sie Burra um mehr als das Doppelte.
    »Es ist aussichtslos!« rief Gorma.
    Burra achtete nicht auf sie. Unverwandt starrte sie dem Tier entgegen, das flügelschlagend näherkam.
    Täuschte sie sich, oder bebte der Boden unter ihren Füßen?
    Sie spürte die erhobene Rechte plötzlich unsagbar schwer werden. Alles in ihr drängte danach, sich herumzuwerfen und den anderen nachzueilen.
    Aber die Echse kam auf sie zu. Etliche Pfeile durchschlugen die Schwingen oder bohrten sich in den mächtigen Leib. Das Tier schien sie kaum wahrzunehmen.
    Burra duckte sich unter dem zupackenden Schnabel hinweg und stieß zu. Beide Schwerter drangen etwa eine Handbreit tief unmittelbar unterhalb des Halsansatzes ein, dann mußte die Amazone sie zurückreißen, um den mörderischen Fängen zu entgehen.
    Ein bedrohliches Knistern wurde hörbar. Über dem Abgrund schienen Staubwolken zu schweben. Einzelne Bruchstücke lösten sich aus der Brücke, die unter heftigen Erschütterungen zu schwanken begann.
    Burra stand wie erstarrt. Auch vor ihren Füßen wirbelte Staub auf. Von seltsamem Leben erfüllt, schwebte er zielstrebig auf die Echse zu, die wild mit dem Schnabel um sich hackte.
    Ein Pfeil bohrte sich in ihren aufgerissenen Rachen und zersplitterte.
    Zwei Schritte trennten Burra noch von der Bestie. Blindlings stürzte sie vor, zerfetzte mit wuchtigen Hieben die dicken Flughäute und stieß das namenlose Schwert bis ans Heft in den Hals des Tieres. Ein Schwall von Blut ergoß sich aus der klaffenden Wunde. Kraftlos schlug die Echse mit den Schwingen.
    Wie ein Rausch war der Wille zu töten über Burra gekommen, und ebenso unerwartet folgte die Ernüchterung. Unter ihren Füßen zerbröckelte das Unbegreifliche, ließ sie jeden Halt verlieren. Die Brücke brach in sich zusammen.
    Burra erreichte den rettenden Fels nicht, bekam aber den Bogen zu fassen, den man ihr hinhielt. Ihre Finger verkrampften sich um das Holz, während die Sehne tief in ihren Handrücken einschnitt.
    Die Füße in die Wand gestemmt, konnte sie sich dann an einem Vorsprung selbst in die Höhe ziehen. Hinter ihr verstummte das Kreischen der Flugechse.
    Als Burra sich umwandte, sah sie das Tier in wallenden Nebelschleiern vergehen. Fast

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