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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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an die Föderation zu melden. Inoffiziell jedoch sollen sie versuchen, die Ermittlungen im 50. UG von Bel-o-kan fortzusetzen. Es klingelte an der Tür, als Augusta gerade ihre kostbaren, leicht bräunlichen Fotos an die Wand nadelte. Sie vergewisserte sich, daß die Sicherheitskette eingehakt war, und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    Vor ihr stand ein adretter Herr mittleren Alters: selbst das Revers seines Jacketts war frei von Schuppen.
    »Guten Tag, Madame Wells. Darf ich mich vorstellen:
    Professor Leduc, ein Kollege Ihres Sohnes Edmond. Ich will nicht lange drum herum reden. Ich weiß, daß Sie bereits Ihren Enkel und Ihren Urenkel in dem Keller verloren haben. Und daß acht Feuerwehrleute, sechs Gendarmen und zwei Kriminalbeamte ebenfalls darin verschwunden sind. Dennoch, Madame … Ich würde gern dort hinuntergehen.«
    Augusta war nicht sicher, ob sie recht gehört hatte. Sie stellte ihr Hörgerät auf maximale Lautstärke.
    »Sie sind Professor Rosenfeld?«
    »Nein. Leduc. Professor Leduc. Wie ich sehe, haben Sie schon von Rosenfeld gehört. Rosenfeld, Edmond und ich, wir sind alle drei Insektenforscher. Wir haben ein gemeinsames Spezialgebiet: die Ameisenforschung. Aber Edmond war uns um einiges voraus. Es wäre schade, wenn die Menschheit nicht davon profitieren könnte … Ich würde gern in Ihren Keller gehen.«
    Wenn man schlecht hört, schaut man um so besser hin. Sie musterte die Ohren dieses Leduc. Das menschliche Wesen hat die Besonderheit, seinen ursprünglichen Zustand in sich zu bewahren: In diesem Sinne stellt das Ohr den Fötus dar. Das Ohrläppchen entspricht dem Kopf, die Gräte der Ohrmuschel der Wirbelsäule usw. Dieser Leduc mußte ein magerer Fötus gewesen sein, und für magere Föten hatte Augusta nicht viel übrig.
    »Und was hoffen Sie in diesem Keller zu finden?«
    »Ein Buch. Eine Enzyklopädie, in der er systematisch all seine Arbeiten notiert hat. Edmond war ein Geheimniskrämer. Er hat vermutlich alles da unten vergraben und Fallen gestellt, um die Banausen zu töten oder abzuschrecken. Ich hingegen gehe als Sachkundiger hinunter, und ein Sachkundiger …«
    »… kann genausogut ums Leben kommen!« ergänzte Augusta.
    »Geben Sie mir eine Chance.«
    »Treten Sie ein, Monsieur …?«
    »Leduc. Professor Leduc vom Laboratorium 352 des Nationalen Forschungszentrums.«
    Sie führte ihn zur Kellertür. Auf der Mauer, die die Polizei errichtet hatte, prangte in breiten roten Buchstaben eine Inschrift:

NIE WIEDER DARF JEMAND  DIESEN VERDAMMTEN KELLER BETRETEN
    Augusta deutete mit dem Kinn darauf.
    »Wissen Sie, was die Leute in diesem Haus sagen, Monsieur Leduc? Sie sagen, das sei der Eingang zur Hölle. Sie sagen, dieser Keller sei wie eine fleischfressende Pflanze, die die Menschen verschlingt, die ihren Schlund kitzeln … Einige sind sogar dafür, den Keller zuzubetonieren.«
    Sie betrachtete ihn von oben bis unten.
    »Haben Sie keine Angst zu sterben, Monsieur Leduc?«
    »Doch«, sagte er spöttisch lächelnd. »Doch, ich habe Angst, idiotisch zu sterben, ohne zu wissen, was auf dem Grund dieses Kellers ist.«
     
    Nr. 103 683 und Nr. 4000 haben das Nest der Weberinnen verlassen. Zwei Kriegerinnen mit spitzem Stachel begleiten sie.
    Gemeinsam ziehen sie über durch kaum wahrnehmbare Pheromone markierte Duftpisten. Sie sind bereits ein paar tausend Kopf von dem in den Zweigen des Haselstrauches gewebten Nest entfernt. Allen möglichen exotischen Tieren, deren Namen sie nicht einmal kennen, sind sie begegnet.
    Sicherheitshalber gehen sie ihnen aus dem Weg.
    Wenn die Nacht hereinbricht, wühlen sie sich so tief wie möglich in den Boden, um sich der wohligen Wärme und dem Schutz der Nährmutter Erde anzuvertrauen.
    Heute haben die beiden Weberinnen sie auf den höchsten Punkt eines Hügels geführt.
    Ist das Ende der Welt noch weit?
    Das ist da lang.
    Von der Höhe aus sehen die beiden roten Ameisen, so weit das Auge reicht, ein einziges Universum von dunklem Gestrüpp. Die Weberinnen erklären ihnen, daß ihre Mission hier ende, daß sie ihnen nicht weiter folgen. Es gebe gewisse Orte, an denen ihr Duft nicht gut gelitten sei.
    Die Belokanerinnen müßten weiter geradeaus gehen bisz u den Feldern der Schnitterinnen. Jene lebten ständig in der Nähe des »Randes der Welt«; sie könnten ihnen bestimmt Auskunft geben.
    Bevor sie sich von ihren Führerinnen trennen, übergeben sie ihnen die kostbaren Identifizierungspheromone der Föderation, den vereinbarten Preis der

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