Die Ameisen
Pflanzen.
IM MALI: Der Stamm der Dogonen im Mali ist davon überzeugt, daß bei der ursprünglichen Vermählung von Himmel und Erde ein Ameisenhaufen das Geschlecht der Erde war.
Als die aus dieser Vereinigung hervorgegangene Welt fertig war, wurde die Vulva zu einem Mund, dem Worte entwichen, Worte, in denen die Ameisen dem Menschen die Technik des Webens übermittelten.
Noch heute sind die Fruchtbarkeitsriten mit der Ameise verbunden. Die unfruchtbaren Frauen setzen sich auf einen Ameisenhaufen, um die Göttin Amma zu bitten, sie fruchtbar zu machen.
Aber die Ameisen taten noch mehr für die Menschen, sie zeigten ihnen auch, wie sie ihre Häuser bauen mußten. Und schließlich zeigten sie ihnen die Quellen. Denn die Dogonen begriffen, daß sie unter den Ameisenhaufen graben mußten, um Wasser zu finden.
Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens
Heuschrecken hüpfen in alle Richtungen. Das ist ein Zeichen.
Unmittelbar dahinter erkennen die Ameisen mit den besten Augen bereits eine Staubwolke.
Über die Sklavenhalterinnen zu reden ist schön und gut, sie angreifen zu sehen ist etwas ganz anderes. Sie haben keine Kavallerie, sie sind die Kavallerie. Ihr ganzer Körper ist kräftig und geschmeidig, ihre Beine sind dick und muskulös, ihr feiner und spitzer Kopf endet in beweglichen Hörnern, die in Wirklichkeit ihre Mandibeln sind.
Sie sind so aerodynamisch, daß keinerlei Pfeifen ihren Schädel begleitet, wenn er, von der Geschwindigkeit der Beine mitgerissen, die Lüfte zerteilt.
Das Gras legt sich nieder, wenn sie vorbeirauschen, die Erde bebt, der Sand wogt. Ihre nach vorne gerichteten Antennen stoßen derart schneidende Pheromone aus, daß man an ein Brüllen glauben könnte.
Soll man sich einschließen und der Belagerung standhalten oder hinausziehen und kämpfen? Chli-pu-ni zögert, sie hat solche Angst, daß sie nicht einmal einen Vorschlag riskiert.
Darauf machen die roten Soldatinnen natürlich genau das, was sie nicht tun sollten. Sie teilen sich. Eine Hälfte verläßt die Stadt, um dem Feind auf offenem Feld zu trotzen; die andere Hälfte verschanzt sich als Reserve-und Widerstandsheer im Fall einer Belagerung.
Chli-pu-ni versucht sich an die Schlacht am Klatschmohnhügel zu erinnern, die einzige, die sie kennt. Dort hat, so scheint es ihr, die Artillerie den größten Schaden in den gegnerischen Truppen angerichtet. Also befiehlt sie, daß in vorderster Front drei Reihen von Artilleristinnen postiert werden.
Die Einheiten der Sklavenhalterinnen stürmen mittlerweile auf die Mauer der fleischfressenden Pflanzen zu. Die pflanzlichen Raubtiere senken sich, als sie vorbeistürzen, angezogen von dem Geruch warmen Fleischs. Aber sie sind viel zu langsam, und die feindlichen Kriegerinnen kommen durch, bevor es einer Dionaea gelingt, wenigstens eine von ihnen zu erwischen.
Belo-kiu-kiuni hat sich getäuscht.
Als die Angriffswelle auf sie zurollt, feuert die erste chlipukanische Reihe eine ungenau gezielte Salve ab, die höchstens zwanzig Angreiferinnen tötet. Die zweite Reihe kommt nicht einmal dazu, sich aufzustellen, die Artilleristinnen werden allesamt an der Kehle gepackt und enthauptet, bevor sie einen Tropfen Säure abschießen können.
Das ist die große Spezialität der Sklavenhalterinnen, nur den Kopf anzugreifen. Und das machen sie sehr gut. Die Schädel der jungen Chlipukanerinnen fliegen auf. Mitunter kämpfen die kopflosen Körper blindlings weiter oder nehmen zum Schrecken der Überlebenden Reißaus.
Nach zwölf Minuten ist von den roten Truppen nicht mehr viel übrig. Die zweite Hälfte verstopft die Eingänge. Da Chlipukan noch keine Kuppel hat, erscheint die Stadt von oben wie ein Dutzend kleiner, von zermalmten Steinchen umgebener Krater.
Alle sind wie betäubt. Da hat man sich solche Mühe gegeben, eine moderne Stadt zu bauen, und dann muß man erleben, daß sie einer Bande von Barbaren ausgeliefert ist, die so primitiv sind, daß sie sich nicht einmal selbst ernähren können!
Chli-pu-ni kann noch so viele AK abhalten, sie findet keinen Weg, den Sklavenhalterinnen zu widerstehen. Die Bruchsteine in den Eingängen werden bestenfalls einige Sekunden halten.
Und für den Kampf in den Gängen sind die Chlipukanerinnen nicht besser gerüstet als für den Kampf auf freiem Feld.
Draußen kämpfen die letzten roten Soldaten wie Teufel.
Einige haben sich noch zurückziehen können, aber die meisten mußten miterleben, wie die Eingänge direkt hinter
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