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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ihnen verrammelt wurden. Für sie ist alles vorbei. Sie wehren sich um so wirkungsvoller, als sie nichts mehr zu verlieren haben und denken, daß die Pfropfen in den Eingängen verstärkt werden können, wenn sie die Eindringlinge aufhalten.
    Die letzte Chlipukanerin wird enthauptet, und in einem Reflex stellt sich ihr Körper vor einen der Eingänge und schlägt dort seine Krallen hinein. Ein lächerlicher Schutzwall.
    Im Innern von Chli-pu-kan wartet man.
    Man wartet mit schwermütiger Resignation auf die Sklavenhalterinnen. Die physische Kraft hat immer noch eine Wirksamkeit, die von der Technik nicht übertroffen wird …
    Aber die Sklavenhalterinnen greifen nicht an. Wie Hannibal vor Rom zögern sie. Das Ganze erscheint zu einfach. Das muß eine Falle sein. Zwar eilt ihnen ihr Ruf als Mörderinnen überall voraus, doch auch die Roten haben ihr Renommee. Im Lager der Sklavenhalterinnen hält man sie für fähig, subtile Fallen aufzubauen. Man behauptet, daß sie sich mit Söldnertruppen zu verbünden wissen, die gerade dann auftauchen, wenn man am wenigsten damit rechnet. Man sagt auch, daß sie wilde Tiere zähmen und Geheimwaffen herstellen können, die unerträgliche Schmerzen zufügen. Zudem, so wohl sich die Sklavenhalterinnen im Freien fühlen, so ungern sind sie von Mauern umgeben.
    Jedenfalls sprengen sie die Barrikaden an den Eingängen nicht. Sie warten ab. Sie haben genug Zeit. Schließlich wird die Nacht erst in ungefähr fünfzehn Stunden hereinbrechen.
    In dem Ameisenhaufen wundert man sich. Warum greifen sie nicht an? Chli-pu-ni gefällt das nicht. Es beunruhigt sie, daß sich der Gegner ihrer Denkweise entzieht. Er hat es gar nicht nötig zu warten, da er stärker ist. Einige ihrer Töchter äußern schüchtern die Meinung, daß man vielleicht versucht, sie auszuhungern. Eine solche Aussicht kann den roten Ameisen nur neuen Mut machen: dank ihrer Ställe im Keller, ihrer Pilzkulturen, den mit Honigtau vollgestopften Ameisentanks sind sie in der Lage, eine Belagerung von gut zwei Monaten auszuhalten.
    Aber Chli-pu-ni glaubt nicht an eine Belagerung. Was die Ameisen da oben suchen, ist ein Nest für die Nacht. Sie denkt an Belo-kiu-kiunis berühmten Ausspruch: Wenn der Feind stärker ist, dann handele so, daß du dich seiner Denkweise entziehst. Ja, gegen diese Rohlinge hilft nur modernste Technik, das wäre die Rettung.
    Die fünfhunderttausend Chlipukanerinnen halten eine AK
    nach der andern ab. Endlich entsteht eine interessante Debatte.
    Eine kleine Arbeiterin stößt hervor:
    Der Irrtum war, daß wir Waffen oder Strategien nachahmen wollten, die bereits von unseren Vorfahren in Bel-o-kan angewendet wurden. Wir dürfen nicht kopieren, wir müssen unsere eigenen Lösungen finden, um unsere eigenen Probleme zu lösen.
    Kaum geht dieses Pheromon um, verschwindet die geistige Sperre. Rasch wird ein Entschluß gefaßt. Alle machen sich an die Arbeit.
     
    JANITSCHAREN: IM 14. JAHRHUNDERT SCHUF SULTAN MURAD I. EIN
    ETWAS EIGENARTIGES ARMEECORPS. DAS MAN DIE »JANITSCHAREN«
    TAUFTE (AUS DEM TÜRKISCHEN YENI TCHERIE, NEUE MILIZ). DIE ARMEE
    DER JANITSCHAREN HATTE EINE BESONDERHEIT. SIE WURDE NUR VON
    WAISEN GEBILDET. TATSÄCHLICH ENTFÜHRTEN DIE TÜRKISCHEN
    SOLDATEN, WENN SIE EIN ARMENISCHES ODER SLAWISCHES DORF
    PLÜNDERTEN, GANZ JUNGE KINDER UND SPERRTEN SIE IN EINE
    MILITÄRISCHE SPEZIALSCHULE, VON DER AUS SIE NICHTS VOM REST DER
    WELT MITBEKAMEN. EINZIG IN DER KUNST DES KAMPFES ERZOGEN, ERWIESEN SICH DIESE KINDER ALS DIE BESTEN KÄMPFER DES GANZEN
    OTTOMANISCHEN REICHS UND VERHEERTEN SCHONUNGSLOS DIE DÖRFER, IN DENEN IHRE WAHREN FAMILIEN WOHNTEN. NIE KAMEN DIE
    JANITSCHAREN AUF DEN GEDANKEN, AN DER SEITE IHRER ELTERN GEGEN
    IHRE KIDNAPPER ZU KÄMPFEN. IHRE MACHT NAHM STÄNDIG ZU, WAS
    SCHLIEßLICH SULTAN MAHMUT II. BEUNRUHIGTE, DER SIE MASSAKRIEREN
    LIEß UND IHRE SCHULE 1826 IN BRAND STECKTE.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens Professor Leduc hatte zwei große Koffer mitgebracht. Aus dem einen holte er ein verblüffendes Modell eines benzin-getriebenen Preßlufthammers hervor. Er machte sich unverzüglich daran, die von den Polizisten errichtete Mauer zu bearbeiten, bis er ein kreisrundes Loch gebohrt hatte, groß genug, um hindurchzuklettern.
    Als das Hämmern ein Ende hatte, bot ihm Großmutter Augusta einen Kräutertee an, aber Leduc lehnte ab mit der Erklärung, daß er dann Gefahr liefe, im Keller Wasser lassen zu müssen. Er knöpfte sich den zweiten Koffer vor

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