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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ihren Mandibeln zu kauen. Es folgt ein bedrückendes olfaktorisches Schweigen.
    Termiten?
    Ihre Antennen senken sich. Sie hat nichts mehr zu sagen.
    Außerdem hat sie zu tun, eine Beute muß zerlegt werden. Sie hat genug Zeit verloren. Auf Wiedersehen. Sie dreht sich um, will verschwinden. Nr. 103 683 läßt nicht locker.
    Die andere wirkt jetzt völlig verängstigt. Ihre Antennen zittern ein wenig. Offenbar erinnert sie das Wort Termiten an etwas Schreckliches. Darüber zu sprechen, scheint über ihre Kräfte zu gehen. Sie rennt auf eine Gruppe von Arbeiterinnen zu, die mitten in einem Zechgelage sind.
    Letztere lecken einander in einer langen, geschlossenen Kette den Hinterleib, nachdem sie ihren Sozialkropf mit dem Alkohol aus Blütenhonig gefüllt haben.
    Fünf Jägerinnen des Vorpostens treten geräuschvoll ein. Sie schieben eine Raupe vor sich her.
    Die haben wir gefunden. Das Beste ist, die produziert Honig!
    Die Ameise, die diese Neuigkeit verkündet hat, tippt der Gefangenen mit der Spitze ihrer Antennen auf den Kopf. Dann legt sie ein Blatt auf den Boden, und kaum beginnt die Raupe zu fressen, springt sie ihr auf den Rücken. Die Raupe bäumt sich auf, aber vergebens. Die Ameise schlägt ihr ihre Krallen in die Seiten, vergewissert sich ihres Griffs, dreht sich um und leckt ihr über das letzte Glied, bis ein Likör hervorquellt.
    Alle gratulieren ihr. Man reicht sich diesen bislang unbekannten Honigtau der Pflanzenläuse. Er ist öliger und hat einen ausgeprägten Nachgeschmack von Saft. Während Nr.
    103 683 diesen exotischen Likör kostet, streicht eine Antenne über ihren Schädel.
    Ich habe gehört, du willst dich nach den Termiten
    erkundigen.
    Die Ameise, die dieses Pheromon ausgestoßen hat, scheint sehr, sehr alt zu sein. Ihr ganzer Panzer ist von Mandibelbissen verschrammt. Nr. 103 683 legt ihre Antennen zum Zeichen der Zustimmung zurück.
    Komm mit!
    Sie ist die 4000. Kriegerin. Ihr Kopf ist flach wie ein Blatt.
    Ihre Augen sind winzig. Wenn sie sendet, riechen ihre Ausdünstungen schwach nach Alkohol. Vielleicht hat sie sich deshalb in eine winzige, so gut wie geschlossene Höhle zurückziehen wollen.
    Keine Bange, hier können wir reden, dieses Loch ist meine Kammer.
    Nr. 103 683 fragt, was sie über den Termitenhügel des Ostens weiß. Die andere spreizt ihre Antennen.
    Warum interessierst du dich dafür? Du bist nicht nur wegen der Eidechse gekommen, nicht wahr?
    Nr. 103
    683 beschließt, dieser alten Geschlechtslosen gegenüber mit offenen Karten zu spielen. Sie erzählt ihr, daß eine geheime und unerklärliche Waffe gegen die Soldatinnen von Lachola-kan eingesetzt worden sei. Anfangs habe man geglaubt, es handele sich um einen Anschlag der Zwerginnen, aber sie seien es nicht gewesen. Also sei der Verdacht logischerweise auf die Termiten des Ostens gefallen, den zweiten großen Feind …
    Die Alte biegt ihre Antennen, um ihre Überraschungz u zeigen. Von dieser Geschichte hat sie noch nie gehört. Sie mustert Nr. 103 683 und fragt:
    Und diese Geheimwaffe hat dir auch dein fünftes Bein ausgerissen?
    Nr. 103 683 verneint. Das habe sie in der Schlachta m Klatschmohnhügel verloren, bei der Befreiung von Lacholakan. Nr. 4000 ist sogleich begeistert. Da war sie auch!
    Welche Einheit?
    Fünfzehnte. Und du?
    Dritte!
    Während der letzten Attacke hat die eine auf der rechten, die andere auf der linken Flanke gekämpft. Sie tauschen einige Erinnerungen aus. Aus einer Schlacht sind stets viele Lehren zu ziehen. So ist Nr. 4000 zum Beispiel ganz zu Beginn der Kämpfe der Einsatz kleiner Mücken als Botschafter aufgefallen. Ihrer Meinung nach ist diese Methode der Kommunikation über große Entfernungen den traditionellen
    »Läuferinnen« weit überlegen.
    Die belokanische Soldatin, die nichts davon bemerkt hat, stimmt ihr bereitwillig zu. Dann kommt sie schnell auf ihr Thema zurück.
    Warum will mir niemand etwas über die Termiten erzählen?
    Die alte Kriegerin tritt näher. Ihre Köpfe berühren sich.
    Auch hier gehen sehr merkwürdige Dinge vor …
    Ihre Düfte suggerieren Rätselhaftes. Sehr merkwürdige Dinge, sehr merkwürdige Dinge … Der Satz prallt als olfaktorisches Echo von den Wänden ab.
    Dann erklärt Nr. 4000, daß man seit einiger Zeit keine einzige Termite aus der Stadt des Ostens mehr gesehen habe.
    Früher hätten sie die Passage bei Satei benutzt, um Spioninnen über den Fluß zu schicken. Man habe davon gewußt und sie, so gut es ging, kontrolliert. Jetzt gebe es nicht einmal

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