Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
Vom Netzwerk:
stark blutenden Schwanzstumpf.
    Morgen wird der Saurier in Tausende von schmackhaften Happen zerlegt. Einige werden mit Sand bedeckt und nach Zubizubi-kan transportiert werden, andere werden sogar nach Bel-o-kan gelangen, und man wird einen Bericht von epischer Breite erfinden, um diese Jagd zu schildern. Die Zivilisation der Ameisen ist darauf angewiesen, sich in ihrer Stärke zu bestätigen. Eine Eidechse zu besiegen ist eine Errungenschaft, die sie ganz besonders beruhigt.
      KREUZUNG: Es wäre ein Fehler, zu glauben, die Nester seien für Fremde unzugänglich. Sicher, jedes Insekt trägt den Geruchsstempel seiner Stadt, ist jedoch nicht in dem Sinne »xenophob«, was man bei den Menschen darunter versteht.
    Wenn man zum Beispiel in einem mit Erde gefüllten Aquarium hundert Ameisen formica rufa mit hundert Ameisen lazius niger zusammenbringt – unter denen jeweils eine fruchtbare Königin ist –, stellt man fest, daß die beiden Arten nach einigem Geplänkel ohne Tote und langen Antennendiskussionen dazu übergehen, gemeinsam ihren Ameisenhaufen zu bauen.
    Einige Gänge sind der Größe der roten, andere der Größe der schwarzen Ameisen angeglichen, aber sie kreuzen einander und verschlingen sich, so daß als bewiesen gelten darf: Es gibt keine dominierende Art, die versuchen würde, die andere in ein bestimmtes Viertel der Stadt, in ein Ghetto zu sperren.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens
     
    Der Weg, der in die Gebiete des Ostens führt, ist noch nicht gesäubert. Die Kriege mit den Termiten verhindern jeden Ansatz von Befriedung in der Region.
    Nr. 4000 und Nr. 103 683 laufen über einen Pfad, auf dem etliche Scharmützel stattgefunden haben. Prächtige Giftschmetterlinge kreisen über ihren Antennen, was nicht dazu angetan ist, sie zu beruhigen.
    Ein Stück weiter spürt Nr. 103 683 etwas, was sie unter ihrem rechten Bein kitzelt. Sie identifiziert dieses Etwas als Milben, winzigste Lebewesen, die mit Stacheln und Fühlern, mit Haaren und Haken ausgestattet sind und in Herden wandern, ständig auf der Suche nach schön staubigen Nischen.
    Nr. 103 683 erheitert dieser Anblick. Daß es auf ein und demselben Planeten so kleine Lebewesen gibt wie die Milben und so große wie die Ameisen.
    Nr. 4000 bleibt vor einer Blume stehen. Sie hat plötzlich große Schmerzen. In ihrem alten Körper, der heute schon allerlei durchgemacht hat, sind die jungen Ichneumonlarven wach geworden. Wahrscheinlich sitzen sie gerade zu Tisch, fuhrwerken mit Messer und Gabel in den inneren Organen der armen Ameise herum.
    Um ihr zu helfen, entnimmt Nr. 103 683 ihrem Sozialkropf einige Koleopter-Honigtaumoleküle. Im Verlauf des harten Kampfs in den Tiefen von Bel-o-kan hat sie eine winzige Menge davon zur Schmerzbetäubung gesammelt. Sie ist äußerst vorsichtig damit umgegangen und hat sich nicht von diesem wohlschmeckenden Gift abhängig gemacht.
    Die Schmerzen von Nr. 4000 lassen unmittelbar nach der Einnahme des Likörs nach. Dennoch verlangt sie nach mehr.
    Nr. 103 683 will ihr gut zureden, aber Nr. 4000 besteht darauf, sie ist zum Kampf bereit, um den Eingeweiden ihrer Gefährtin den letzten Rest der köstlichen Droge zu entziehen. Als sie gerade losspringen und zuschlagen will, gleitet sie in eine Art sandigen Krater. Die Falle eines Ameisenlöwen!
    Letzterer, oder genauer gesagt: seine Larve, besitzt einen schaufelartigen Kopf, der es ihm ermöglicht, derlei Krater zu fertigen. Anschließend gräbt er sich darin ein und braucht nur noch auf Besuch zu warten.
    Nr. 4000 begreift, wenn auch ein wenig spät, was passiert ist.
    Jede Ameise ist im Grunde leicht genug, um sich aus dieser Klemme zu befreien. Bevor sie sich jedoch an den Aufstieg machen kann, tauchen zwei lange, mit Stacheln versehene Mandibeln am Ende des Kessels auf und besprengen sie mit Sand.
    Hilfe!
    Sie vergißt darüber den von ihren ungebetenen Gästen verursachten Schmerz und die auf den Koleopterlikör zurückzuführenden Entzugserscheinungen. Sie hat Angst, sie will so nicht sterben.
    Sie wehrt sich mit aller Kraft. Aber die Falle des Ameisenlöwen ist wie das Spinnennetz so angelegt, daß sie die Panik der Opfer ausnutzt. Je mehr Nr. 4000 strampelt, um aus dem Krater herauszuklettern, um so mehr stürzt der Hang ein und reißt sie in die Tiefe … Wo der Ameisenlöwe sie weiterhin mit feinem Sand besprengt.
    Nr. 103 683 hat schnell erfaßt, daß sie, wenn sie sich über den Rand beugt, um hilfreich ein Bein auszustrecken, nur

Weitere Kostenlose Bücher