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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Kommissar, schlüpfte in einen Höhlenanzug, schnürte sich das Kletterseil um die Taille und hängte sich das Walkie-talkie um.
    »Sollte ich nie wieder raufkommen, möchte ich, daß meine ganze Habe den Waisen der Polizei zugute kommt.«
    »Schluß mit dem Quatsch, mein lieber Bilsheim. Sie werden wieder raufkommen, und zur Feier des Tages werden wir zusammen ins Restaurant essen gehen.«
    »Für den Fall, daß ich nicht wieder raufkomme, möchte ich Ihnen etwas sagen …«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Na, na, hören Sie auf mit Ihren Kindereien, Bilsheim!«
    »Ich möchte Ihnen sagen … Eines Tages müssen wir alle für unsere schlechten Taten büßen.«
    »Jetzt wird er noch zum Mystiker! Nein. Bilsheim. Sie irren sich, man büßt nicht für seine schlechten Taten! Mag sein, daß es einen ›lieben Gott‹ gibt, wie Sie sagen, aber wenn, dann pfeift er auf uns! Und wenn Sie zu Lebzeiten nichts genossen haben, werden Sie es nach dem Tod auch nicht mehr!«
    Sie lachte kurz und hämisch, dann trat sie ganz nah an ihren Untergebenen heran. Der hielt den Atem an. Üble Gerüche würde er in diesem Keller noch zur Genüge in die Nase bekommen …
    »Aber so schnell werden Sie nicht sterben. Sie werden mir diese Sache klären. Ihr Tod würde keinem nutzen.«
    Vor Verärgerung wurde der Kommissar wieder zum Kind, er war nur noch der kleine Junge, dem man seine Schaufel weggenommen hat und der – wohlwissend, daß er sie nie wiederbekommen wird – einige schwache Beleidigungen ausstößt.
    »Klar, mein Tod wäre das Scheitern Ihrer ›persönlichen‹
    Ermittlungen. Dann sieht man, was dabei herauskommt, wenn Sie, wie Sie sagten, ›die Sache selbst in die Hand nehmen‹.«
    Sie trat noch näher, als wollte sie ihn auf den Mund küssen.
    Statt dessen raunte sie ihm bedächtig-feucht ins Gesicht: »Sie mögen mich nicht, was, Bilsheim? Niemand mag mich, und das ist mir schnurz, außerdem mag ich Sie auch nicht. Und ich habe auch nicht das geringste Interesse, beliebt zu sein. Ich will nur, daß man mich fürchtet. Eins sollten Sie trotzdem wissen: Wenn Sie da unten draufgehen, stört mich das keineswegs, ich werde einen dritten Trupp losschicken. Wenn Sie mir wirklich schaden wollen, dann kommen Sie siegreich und lebend zurück, dann wäre ich Ihnen zu Dank verpflichtet.« Er gab keine Antwort. Er starrte auf die weißen Haarwurzeln der Modefrisur, das erleichterte ihn.
    »Wir sind soweit!« sagte einer der Gendarmen und hob sein Gewehr.
    Sie hatten sich untereinander angeseilt.
    »Okay, gehn wir.«
    Sie gaben den drei Polizisten, die mit ihnen in Verbindung bleiben würden, ein Zeichen, dann stiegen sie in den Keller hinab.
    Solange Doumeng setzte sich an einen Schreibtisch, auf den sie ihr Funkgerät gestellt hatte.
    »Viel Glück, kommen Sie schnell zurück!«
      3

3 DREI ODYSSEEN
     
    Endlich hat Nr. 56 den idealen Platz gefunden, um ihre Stadt zu bauen. Ein runder Hügel. Sie klettert hinauf. Von oben erkennt sie die weiter östlich gelegenen Städte: Zubizubikan und Glubi-diu-kan. Normalerweise dürfte die Verbindung mit dem Rest der Föderation keine Probleme geben.
    Sie untersucht die Gegend. Die Erde ist ein wenig hart, und sie hat eine graue Farbe. Die neue Königin sucht eine Stelle, wo der Boden weicher ist, aber das ist überall dasselbe. Als sie – in der Absicht, ihr erstes Geburtsgemach zu graben –entschlossen ihre Mandibeln einsetzt, verspürt sie eine seltsame Erschütterung. Wie ein Erdbeben, aber viel zu lokalisiert, als daß es wirklich eines sein könnte. Sie piekst erneut in den Boden. Schon wieder, schlimmer noch: der Hügel hebt sich und rutscht nach links.
    Soweit das Ameisengedächtnis zurückreicht, hat man schon viel erlebt, aber einen lebenden Hügel noch nie! Der hier rückt mit flottem Tempo voran, zerteilt die Gräser, tritt Zweige nieder.
    Nr. 56 hat sich noch nicht von ihrer Überraschung erholt, als sie einen zweiten Hügel sieht, der näher rückt. Was für ein Zauber ist das? Bevor sie dazu kommt, wieder herabzusteigen, wird sie auf eine Art Rodeo verschleppt, in Wirklichkeit ein Liebestanz zweier Hügel. Die sich jetzt schamlos betatschen …
    Zu allem Überfluß ist der Hügel, auf dem Nr. 56 sitzt, weiblich. Und der andere macht sich daran, langsam auf ihn draufzuklettern. Nach und nach erscheint ein steinerner Kopf, ein fürchterlicher Wasserspeier, der den Mund aufmacht.
    Das ist zuviel! Die junge Königin verzichtet darauf, ihre Stadt in dieser Gegend zu gründen. Als sie

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