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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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unendlich weite Meer. 2) die hellhäutigen Europäer. Nun, das Meer, selbst wenn sie es noch nie gesehen hatten, war ihnen aufgrund von Erzählungen als das Reich der Toten bekannt. Die Weißen hingegen waren für sie so etwas wie Außerirdische, sie hatten einen seltsamen Geruch, sie hatten eine seltsame Hautfarbe, sie trugen seltsame Kleider.
    Viele starben vor Angst, andere sprangen wie von Sinnen von den Schiffen und wurden von Haien gefressen. Die Überlebenden erwartete eine Überraschung nach der anderen. Was sahen sie? Zum Beispiel, daß die Weißen Wein tranken. Und sie waren sicher, daß es Blut sei, das Blut der Ihren.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens
     
    Das Weibchen Nr. 56 ist hungrig. Und nicht nur ihr Körper, sondern ein ganzes Volk verlangt nach seiner Ration. Wie soll sie die Meute ernähren, die sie in ihrem Schoß beherbergt? Sie entschließt sich, aus ihrem Loch, in dem sie legen wollte, herauszukriechen, schleppt sich über eine Strecke von ein paar hundert Kopf und kehrt mit drei Kiefernnadeln zurück, an denen sie gierig leckt und kaut.
    Das reicht nicht. Sie wäre gern auf die Jagd gegangen, doch sie hat keine Kraft mehr. Und sie selbst droht ein gefundenes Fressen für Tausende von Räubern zu werden, die in der Umgebung lauern. Also zwängt sie sich in ihr Loch, um auf den Tod zu warten.
    Statt dessen kommt ein Ei zum Vorschein. Ihr erster Chlipukaner! Sie hat ihn kaum bemerkt. Sie hat ihre tauben Beine geschüttelt und mit aller Kraft auf ihre Därme gepreßt.
    Das muß einfach gehen, sonst ist alles vorbei. Das Ei kullert heraus. Es ist klein, dunkelgrau, fast schwarz.
    Wenn sie ihn ausschlüpfen läßt, wird sie eine tote Ameise gebären. Zudem … Sie wäre nicht einmal in der Lage, ihn bis zum Ausschlüpfen zu ernähren. Also frißt sie ihren ersten Sprößling.
    Das versetzt ihr sogleich einen Energieschub. In ihrem Hinterleib ist ein Ei weniger, in ihrem Magen eins mehr.
    Dieses Opfer verleiht ihr die Kraft, ein zweites, ebenso dunkles Ei, ebenso kleines Ei zu legen.
    Sie verzehrt es genießerisch. Und fühlt sich noch besser. Das dritte Ei ist kaum heller. Sie verzehrt es dennoch.
    Erst beim zehnten Ei ändert die Königin ihre Strategie. Ihre Eier sind grau geworden, sie haben die Größe ihrer Augäpfel.
    Chli-pu-ni legt drei dieser grauen Eier, eines frißt sie, die anderen beiden läßt sie leben, wärmt sie unter ihrem Körper.
    Während sie weiterhin ein Ei nach dem anderen legt, verwandeln sich die beiden Glückspilze in lange Larven, deren Gesichter in einer seltsamen Fratze erstarrt sind. Und sie beginnen zu wimmern, verlangen nach Nahrung. Die Arithmetik wird komplizierter. Von drei gelegten Eiern brauchte sie nun eines für sich und die beiden anderen für die Larven.
    Und so, in einem geschlossenen Kreis, gelingt es, aus nichts etwas zu erschaffen. Wenn eine Larve groß genug ist, gibt sie ihr eine andere Larve zu essen … Das ist die einzige Möglichkeit, ihr die Proteine zu verschaffen, die zu ihrer Umwandlung in eine richtige Ameise erforderlich sind.
    Aber die überlebende Larve ist immer noch hungrig. Sie windet sich, schreit. Der Schmaus, das Opfer ihrer Schwestern, hat sie nicht sättigen können. Schließlich frißt Chli-pu-ni diesen ersten Versuch, ein Kind zur Welt zu bringen.
    Ich muß es schaffen, ich muß es schaffen, trichtert sie sich ein. Sie denkt an das Männchen Nr. 327 und legt fünf hellere Eier auf einmal. Zwei davon verschlingt sie, die anderen drei läßt sie wachsen.
    Auf diese Weise, ein Staffellauf zwischen Kindesmord und Gebären, entsteht Leben. Drei Schritte vor, zwei zurück. Eine grausame Übung, die schließlich in den ersten Prototyp einer kompletten Ameise mündet.
    Das Insekt ist winzig und recht schwächlich, da unterernährt.
    Aber sie hat ihren ersten Chlipukaner zustande gebracht! Der durch Kannibalismus geprägte Weg zur Gründung ihrer Stadt ist zur Hälfte geschafft. Diese degenerierte Arbeiterin kann sich in der Tat bewegen und Lebensmittel aus der Umgebung herbeischaffen: Insektenkadaver, Körner, Blätter, Pilze … Was sie auch tut.
    Chli-pu-ni, endlich normal genährt, bringt nun viel hellere, viel festere Eier zur Welt. Die harten Schalen schützen die Eier vor der Kälte. Die Larven haben eine vernünftige Größe. Diese neue Generation von Nachkömmlingen ist groß und stark. Sie wird die Grundlage der Bevölkerung von Chli-pu-kan bilden.
    Die erste, unterentwickelte Arbeiterin, die ihre

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