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Die andere Haut: Roman (German Edition)

Die andere Haut: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Schnitzer
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ihnen mulmig geworden. Wer hätte das Baby denn behalten können? Hier bekommt es sogar einen Mini-Kumpel, ein weiteres WelpenKnäuel, braun-weiß gescheckt und augenscheinlich besser gepflegt und versorgt als ihr zitterndes „Geschenk“.
    Außer ihnen sind zwei bärtige Israelis mit Rastalocken zu Gast sowie deren rasierter, kurzhaariger Landsmann, eine japanische Studentin, zwei Belgierinnen und ein deutsches Paar.  Nach dem ersten Geplänkel und dem Beziehen der Hütten nimmt Carlos, der Bruder der Gastgeberin, die Neuankömmlinge mit auf einen Spaziergang in den umliegenden Wald und die angrenzenden Felder. Zum ersten Mal in ihrem Leben sieht Lara einen Kakaobaum.
    Carlos pflückt eine goldgelbe Frucht, bricht sie auf und zeigt ihnen das Innere, weißes Fleisch, das die dunklen Bohnen umschließt. Wie oft wird er das schon gemacht haben! Lara stellt sich vor, dass sie Fremden einen Apfel zeigt oder eine Erdbeere, und dann die staunenden Gesichter. Nur eins, was sie trennt, Ricardo und sie, Kakao und Äpfel. Sie denkt schon wieder an ihn.
    Als die Gruppe zurückkommt, wird im wandlosen, erhöhten Bambushaus direkt am See das Abendessen serviert, ein pampiger Eintopf aus Kartoffeln, Mais und Bohnen. Ökologisch wertvoll, nimmt Lara an. Er schmeckt besser als erwartet, viel besser sogar. Als Nachtisch essen sie Mangos, Papayas, Bananen. Satt und zufrieden warten sie auf die Nacht.
    Die Männer haben ihre T-Shirts ausgezogen. Es ist heiß, feucht, und die Stimmung so sanft und friedlich, dass Lara schwindlig wird davon. Fehlt noch, dass irgendjemand eine Tüte baut, denkt sie, der nächste seine Gitarre holt und Reggae spielt oder Beatles-Lieder. Dass das Marihuana uns einlullt und die Musik, bis sich alles tatsächlich nach Liebe anfühlt, nach Liebe und Freiheit und dem ganz großen Glück.
    Mit der Gitarre hat Lara tatsächlich recht. Sam, der Ire, spielt und singt, Reggae, Beatles, Salsa. Manche singen mit, andere starren sinnierend in den Abendhimmel und fühlen sich für Augenblicke wie Auserwählte, die Bescheid wissen über das Leben.  Lara muss sich abkühlen und zieht sich aus. Sie ist froh über den Bikini unter dem Kleid, auch wenn sie wahrscheinlich splitternackt zum See laufen könnte. Wen störte das schon, in diesem wattigen Arrangement aus Love and Peace, aus sanften Räucherstäbchen-Gefühlen im Dschungel. Es wird ohnehin langsam dunkel.  Sie schwimmt.
    „Wir kommen gleich nach“, rufen Katy und Sandra, und so denkt Lara sich nichts dabei, als sie es wenig später hinter sich platschen hört. Sie hat aufgehört, Runden zu drehen, steht im kinntiefen Wasser und starrt in den violetten Sonnenuntergang über den Wäldern, als der Körper hinter ihr näher kommt. Jemand umarmt sie, drückt sich an sie, sie spürt den langen Bart und die Rastalocken in ihrem Rücken und einen steifen Penis an ihrem Po. Mehr verblüfft als empört entwindet sie sich dem Israeli, von dem sie nicht viel mehr als den Namen kennt, Amon. „I’m sorry“, entschuldigt der sich, und dabei belassen sie es.
    Bevor Lara Zeit hat, sich noch lange zu wundern über sein lässiges Selbstbewusstsein und das offensichtliche Missverständnis, gesellen sich Katy und Sandra zu ihnen, sie schwimmen durch die anbrechende Nacht, bis Sandra und Amon verschwunden sind und man sie in der Ferne kichern hört.

Kapitel 5
Sol y Suerte
    D as „Sol y Suerte“ fühlt sich an wie eine vertraute Stammkneipe, dabei sitzen Jan und Lara erst zum dritten Mal hier. Nun ja – zum dritten Mal für etliche Stunden. Unmöglich, sich hier nach einem schnellen Getränk gleich wieder zu verabschieden! Einmal im Raum, wurden sie bei jedem Besuch erfasst von einem eigentümlichen Sog, eingehüllt in eine Atmosphäre wohltuender Wärme, die sie auf die Sitze sinken ließ, als seien sie eben nach einer anstrengenden Wanderung heimgekommen.
    Es liegt an den schwedischen Besitzerinnen, Malin und Linda, die sie willkommen geheißen haben wie lang vermisste Verwandte oder Freunde von früher. Mit einer unverkrampften Selbstverständlichkeit gaben sie ihnen das Gefühl, hierher zu gehören, zumindest für die Dauer ihrer Reise, und man sieht den anderen Gästen an, dass sie ähnlich fühlen. Der Laden ist ständig gut besucht.
    Gleich am zweiten Tag haben Lara und Jan auf ihren Streifzügen durch den Ort das kleine Lokal entdeckt. Es befindet sich im Untergeschoss eines hellblauen Häuschens mit lindgrün lackierten Fensterläden. Innen blättert der Putz von

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