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Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition)

Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannette Walls
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»Aber wir waren schon ganz lange nicht mehr hier.«
    Liz gab mir durch einen Blick zu verstehen, dass ich zu viel redete, aber ich fand, dass wir die Fragen des Mannes beantworten sollten, wenn wir Arbeit bekommen wollten.
    »Tatsächlich?«, sagte er. »Und wer ist euer Onkel?«
    »Tinsley Holladay«, sagte ich.
    »Tatsächlich?«, sagte er wieder und beugte sich vor, als wäre er plötzlich sehr interessiert. Als er dicht vor uns stand und auf uns herabblickte, war es bei seiner Größe so, als würde sich der Himmel verdunkeln. »Ihr seid also Tinsley Holladays Nichten.« Er lächelte, als fände er den Gedanken lustig. »Tja, ihr Nichten von Tinsley Holladay, habt ihr auch Namen?«
    »Ich bin Liz, und das ist meine Schwester Bean.«
    »Bean? Seltsamer Name.«
    »Das ist mein Spitzname«, erklärte ich. »Weil es sich auf meinen richtigen Namen reimt, Jean. Liz reimt andauernd und erfindet Namen für Sachen.«
    »Okay, Liz und Bean, die sich auf Jean reimt, ich bin Jerry Maddox. Und das da ist meine Tochter Cindy.« Er zeigte mit den Fingern auf sie. »Cindy, komm her und sag Tinsley Holladays Nichten guten Tag.«
    Das Mädchen stieg aus dem Wagen. Sie war ein paar Jahre jünger als ich und sehr dünn. Ihr schulterlanges Haar war genauso blond wie das ihres Dads, und sie hinkte leicht. Mr Maddox legte einen Arm um sie. Liz und ich sagten hallo, und ich lächelte Cindy an. Sie sagte auch hallo, aber sie lächelte nicht zurück, sondern starrte uns bloß aus ihren blauen Augen an, die denen ihres Vaters glichen.
    »Tja, könnte sein, dass ich Arbeit für Tinsley Holladays Nichten habe«, sagte Mr Maddox. »Könnte tatsächlich sein. Hat eine von euch schon mal am Steuer eines Wagens gesessen?«
    »Mom hat mich die Einfahrt rauf- und runterfahren lassen«, sagte Liz.
    »Mom? Das müsste dann Tinsley Holladays Schwester sein.«
    »Ja«, sagte Liz. »Stimmt.«
    »Charlotte Holladay, wenn ich mich nicht irre.«
    »Kennen Sie unsere Mom?«, fragte ich.
    »Hab sie nie kennengelernt, aber viel über sie gehört.« Er lächelte wieder, und anscheinend hatte Onkel Tinsley wirklich recht gehabt – jeder in der Stadt wusste über Mom Bescheid.
    Mr Maddox sagte, Liz solle sich ans Steuer setzen, wo Cindy gewesen war. Liz habe die Ehre, so erklärte er uns, am Steuer eines Pontiac Le Mans zu sitzen, eines der elegantesten Wagen, die je in Detroit gebaut worden waren, aber nur die echten Kenner wüssten ihn zu schätzen, die Trottel fielen auf den GTO herein, bloß weil er mehr kostete. Liz musste den Motor an- und ausmachen, dann die Blinker betätigen und auf die Bremse treten, während ich um den Le Mans herumgehen und nachsehen musste, ob alle Lichter funktionierten. Dann wies er Liz an, mal richtig Gas zu geben. Er kontrollierte die Zündung und stellte den Vergaser ein, überprüfte den Keilriemen und ließ mich den Trichter halten, während er Öl auffüllte. Cindy stand stumm dabei und beobachtete alles.
    Als Mr Maddox endlich zufrieden war, richtete er sich auf und knallte die Haube zu. »Alles tipptopp und startklar«, sagte er. »Ihr Mädchen seid zu gebrauchen.« Er zog einen Packen Geldscheine aus seiner Hosentasche und blätterte ihn durch. »Ich such nach was Kleinem, aber ich hab bloß Zehner und Zwanziger«, sagte er. »Ha, na bitte.« Er zog zwei Fünfer raus und gab sie uns. »Ich denke, wir könnten gut zusammenarbeiten«, sagte er. »Kommt Samstagnachmittag wieder her.«
     
    »Ich hab dir doch gesagt, dass wir was finden«, sagte Liz auf dem Nachhauseweg. Sie platzte fast vor Stolz. »Hab ich’s dir nicht gesagt, Bean?«
    »Doch, hast du. Du hast wirklich immer recht.«
    Auf halber Strecke kamen wir an dem Feld mit den Emus vorbei. Meistens waren sie weit weg am hinteren Ende des Geheges, aber jetzt spazierten sie gerade direkt an der Straße den Zaun entlang.
    »Guck mal«, sagte ich. »Die wollen uns kennenlernen.«
    »Mom würde sagen, das ist ein Zeichen«, sagte Liz.
    Wir blieben stehen, um die Emus zu beobachten. Sie bewegten sich langsam und bedächtig. Die langen Hälse schwangen hin und her, die Köpfe waren geneigt. Sie hatten gekringelte türkisfarbene Streifen seitlich am Kopf, winzige Stummelflügel und große schuppige Füße mit spitzigen Krallen an den Zehen. Ein gurgelndes Trommelgeräusch, ganz anders als jeder Vogelruf, den ich je gehört hatte, drang tief aus ihren Kehlen.
    »Die sind echt seltsam«, sagte ich.
    »Schön seltsam.«
    »Für Vögel sind sie zu groß. Sie haben

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