Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
sich nur einen Scherz mit ihm erlaubte oder doch nicht. Allmählich kam Panik in Finn hoch.
„Du solltest dich vor mir fürchten, denn Furcht macht euer Fleisch so viel süßer“, ergänzte der Fremde leise und klang tatsächlich ausgesprochen hungrig. Finn bemerkte im selben Moment, wie sich die Gestalt auf ihn zu bewegte. Gerade als sein Verstand bemerken wollte, dass Finn ein tapferer Mann sein sollte, der sich nicht so schnell einschüchtern ließ, schrie seine innere Stimme laut genug auf, um jedes vernünftige Argument hinwegzufegen. Dieser seltsame Fremde machte ihm verflucht nochmal verdammte Angst, und egal wie, er würde jetzt zusehen, dass er von hier wegkam.
Finn wandte sich um und rannte los. Ja, scheiß auf jede Anmerkung von dir, Verstand , fluchte er innerlich und lief, so schnell er konnte, den Weg zurück, den er gekommen war. Seine Umhängetasche mit den vielen Büchern schlug ihm dabei schwer gegen seinen Rücken und behinderte ihn auf seiner Flucht. Hinter ihm erklang ein merkwürdiges, flatterndes Geräusch, das sich beinahe wie Flügelschläge anhörte und im nächsten Moment stieß er auch schon mit der dunklen Gestalt zusammen, die urplötzlich vor ihm aufgetaucht war. Kleinlaut verkroch sich sein Verstand, als Finn einen erschrockenen Schrei ausstieß und vor Furcht erstarrte. Zum Teufel, wie konnte das denn angehen? , fragte er sich fassungslos. Wo kam denn der auf einmal her?
Bilder von fliegenden Vampiren aus Hollywoodfilmen, die sich so schnell bewegten, dass das menschliche Auge ihnen nicht folgen konnte, tauchten ungefragt in seinem Kopf auf. Verdammte Scheiße, wo war er nur hineingeraten? Seine inneren Helfer konnten ihn jetzt mal kreuzweise, er wollte nur weg von hier, fort von diesem unheimlichen Fremden. Erneut rannte er los, dieses Mal zurück in Richtung Bahnhof. Er musste nur ins Licht kommen, weg von diesem unheimlichen Wesen. Alles andere, jede vernünftige Erklärung, musste warten, bis sein Verstand sich wieder aus seinem Exil hervorgewagt hatte. Bis dahin regierte sein stark ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb. Finn kam jedoch nicht allzu weit. Das Wesen war schnell, sehr schnell sogar und er konnte nicht mehr stoppen, als es urplötzlich vor ihm auftauchte. Erschrocken keuchte er auf und prallte unsanft gegen die Brust des Fremden, wobei ihm seine Tasche von der Schulter glitt und zu Boden fiel. Der Unbekannte jedoch wich bei ihrem harten Zusammenstoß keinen Zentimeter zurück, packte stattdessen Finn schmerzhaft fest an den Oberarmen und hob ihn einfach vom Boden hoch. Angst schnürte Finn die Kehle zu, aber immerhin bekam er den Tipp von seinem Verstand oder vielleicht doch eher von seiner inneren Stimme, sich seiner Beine und Füße zu bedienen. Sofort zog er die Knie heftig nach oben und trat zu. Im Film hätte das vermutlich geklappt und für seinen Gegner einen sehr schmerzhaften Effekt gehabt. Da funktionierte so etwas immer! Nur in der Realität, jetzt in diesem Moment, hatte er keinen Erfolg. Sein Gegner, überrascht von seinem Angriff, ließ ihn zwar zu Boden fallen, ehe Finn jedoch auch nur daran denken konnte zu fliehen, krallte sich dessen linke Hand grausam und hart um seine Kehle und zog ihn erneut vom Boden hoch in die Luft.
„Netter Versuch, kleiner Mensch!“, erklang erneut diese spöttische, nun eher unmenschliche Stimme.
Finn zappelte hilflos in der Luft. Verdammt, der Freak hat viel mehr Kraft, als ich! Verzweifelt kämpfte er gegen den würgenden Griff an, zerrte mit seinen Händen heftig an der Hand, die seinen Hals umklammerte und ihm die Luft abschnürte. War das überhaupt eine Hand? Sie war trocken und hart, viel zu fest für menschliche Haut.
Es fühlte sich eher wie eine Klaue an, schrie seine innere Stimme erschrocken auf. Sein Verstand leugnete mit den trockenen Worten: ab hier kein Kommentar mehr dazu! seine Zuständigkeit. Die dunkle Gestalt zerrte Finn im nächsten Moment einfach mit sich. Hilflos zappelnd schleiften seine langen Beine über den heiligen Rasen des Parks. Dann waren plötzlich Bäume um sie herum und Finn wurde unsanft an einen der Stämme gepresst. Der Griff lockerte sich nun etwas und er schnappte gierig nach Luft, die sein wie wild arbeitendes Herz momentan weniger brauchte als sein fast außer Funktion gesetztes Gehirn. Entsetzt versuchte er, in dem Schatten vor sich ein Gesicht auszumachen, doch es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Alles was er sehen konnte, waren zwei rot glühende Punkte vor
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