Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
es nicht genau. Da war ein Typ, der hat mich in den Hals gebissen“, erzählte er die Kurzversion. Selbst in seinen Ohren klang das viel zu fantastisch. „Glaube ich“, fügte er daher noch unsicher hinzu. Verdammt, das klang total nach einem Film , fand Finn. Der Sanitäter nickte hingegen nur bedächtig.
„Sie haben eine ordentliche Wunde am Hals, die tatsächlich nach einer Bisswunde ausschaut. Zudem haben Sie recht viel Blut verloren, daher haben wir Sie an den Tropf gehängt. Wir sind auch gleich im Krankenhaus“, erklärte er, lächelte aufmunternd und fuhr dann mit ernstem Ausdruck fort: „Konnten Sie Ihren Angreifer erkennen? Hat er irgendeine Waffe verwendet? Ein Messer vielleicht?“
Finn schüttelte den Kopf, soweit der Verband es eben zuließ und erkannte, dass er damit zwar scheinbar alle Fragen beantwortet hatte, der Sanitäter es jedoch wohl nicht so sehen würde.
„Ich konnte ihn nicht genau erkennen. Er sah aus wie so ein Vampir! Mit einem langen schwarzen Mantel“, probierte Finn seine Filmszene drehbuchgerecht auszubauen.
„Da hat sich wohl auch einer dafürgehalten“, warf plötzlich der andere Sanitäter, ein rundlicher Mann mit einem dichten Bart, ein. „Deine Wunde sieht verdammt danach aus, als ob der versucht hätte, dir das Blut aus dem Hals zu saugen, Junge!“
Finn überhörte geflissentlich das „Junge“. Daran war er leider schon gewöhnt. Zwar sollte ihn in seinem Alter keiner mehr so nennen dürfen, doch auf viele wirkte er wohl in seiner schlaksigen Art noch immer sehr jung.
„Es gibt echt immer mehr verrückte Freaks da draußen“, bemerkte der dicke Sanitäter missbilligend.
„Haben Sie denn jetzt noch Schmerzen?“, fragte der andere besorgt nach.
Finn schüttelte erneut den Kopf. Da war nur noch ein leichtes Pochen oberhalb des Schlüsselbeins, in keiner Weise vergleichbar mit der Erinnerung an den Schmerz, den ihm der Fremde zugefügt hatte. Erschöpft schloss er die Augen und überließ sich für den Moment ganz den schaukelnden Bewegungen des Krankenwagens, der sich sehr undramatisch ohne Blaulicht und Sirene durch den Hamburger Stadtverkehr kämpfte.
Finn schlug abrupt die Augen wieder auf, als ihm einfiel, dass ihm gerade ein Detail entgangen war. „Wie haben Sie mich denn gefunden?“, hakte er interessiert nach. Der Sanitäter lächelte und meinte: „Eine alte Dame, die ihren Hund Gassi führte, hat Sie gefunden und sowohl uns als auch die Polizei verständigt. Die werden Sie im Krankenhaus wohl noch aufsuchen, denn als wir eintrafen, waren Sie bewusstlos und demnach noch nicht vernehmungsfähig.“ Erneut lächelte er und bevor Finn weiter nachfragen konnte, langte er schon nach unten.
„Keine Sorge, Ihre Tasche haben wir auch hier!“, meinte er grinsend. „Oh, gut!“, bemerkte Finn sichtlich erleichtert. „Da steckt ein Teil meiner Semesterarbeit drin.“ Erneut schloss er die Augen, genoss die Ruhe und den leichten, schwebenden Zustand, in den ihn die Drogen in seinem Blut versetzt hatten. So konnte es erstmal bleiben. Keine Fragen. Kein Grübeln.
Der Krankenwagen wurde schließlich langsamer und es holperte kurz, als er die Auffahrt zum Krankenhaus hinauffuhr. Finn wurde auf der Rollliege in die Notaufnahme gebracht und anschließend in ein leeres Behandlungszimmer geschoben. Ein junger Arzt kam sofort herbeigeeilt, nahm die Personalien auf und erkundigte sich ebenfalls, was passiert war. Finn blieb einfach bei seiner Kurzversion, um jedem Hochziehen der Augenbrauen und etwaigen mitleidigen Blicken vorzubeugen. Er war sich ja selbst nicht mal sicher, was da wirklich passiert war. Nur dass er seinem Verstand nicht mehr so ohne Weiteres trauen durfte, dessen wiederum war er sich ganz sicher.
Der Arzt löste den Verband und besah sich die Wunde genauer. Finn hörte, wie er scharf die Luft einsog. „Das ist aber eine heftige Bisswunde! War das nicht eher ein Hund?“, fragte er besorgt nach.
„Nein“, antwortete Finn ehrlich. Dachte: Es war ein hungriger Vampir , antwortete hingegen: „Es war ein Freak im Park, der sich wohl für einen Vampir oder so gehalten hat!“ Der Arzt schüttelte sofort verneinend den Kopf. „Viel zu große Gewebezerreißung für ein menschliches Gebiss. Ich hätte eher auf einen von diesen verfluchten Kampfhunden getippt.“ Kalte Finger untersuchten Finns Wunde routiniert. Bedauernd schüttelte der Arzt dann den Kopf.
„Das werden wir wohl nähen müssen. Die Wundränder sind stark ausgefranst und ein
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