Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
irgendwie ein wenig verloren aus. Seine Kleidung bestand aus einer weiten, braunen Hose mit einem rot-gelb gestreiften Oberteil und er hatte sich ein Instrument umgebunden, das auf den ersten Blick wie eine kleine Gitarre aussah. Max wirkte, als ob er wirklich gerade aus einem Robin Hood Film zu ihnen her geritten wäre. Finns Verstand zog ein paar Mal die Augenbrauen hoch und er musste an sich halten, um dem nicht wirklich nachzukommen. Ein bisschen durchgeknallt sind Rogers Freunde schon , befand die innere Stimme schmunzelnd.
„Oh, holde Maid und wack're Recken, von weit komme ich heut' her, möchte essen eure Schüsseln leer und seh'n, was es noch gibt zu entdecken“, proklamierte Max breit grinsend und schlecht reimend, glitt dann schwungvoll von seinem Pferd herunter und fiel dabei beinahe auf seine Knie. Hastig rappelte er sich wieder auf, verbeugte sich und schob seine kleine Gitarre wieder zurecht.
„Spinner!“, brummte Michael grinsend und Angelika lachte hell auf. „Bring dein Ross auf die Weide, oh edler Barde, und eile. Kommt und seht, was euch hier bevorsteht“, antworte sie reimend und grinste die anderen reihum an. Roger verdrehte an Finn gewandt nur die Augen, und auch der konnte sich ein Zucken um den Mundwinkel nicht länger verkneifen. Max' Anblick, als der kleine, rundliche Mann das riesige Pferd hinter sich her zur Weide am Ende des Gartens zog, war fast noch amüsanter als sein Anblick auf dem Pferd. Finn löffelte rasch ein paar weitere Löffel von der Suppe in sich hinein, um nicht laut losprusten zu müssen. Es gab halt solche und solche Freaks.
Roger schnitt derweil mit einem großen Messer das Brot in Scheiben und reichte auch Finn eine davon herüber. Der hielt sich tatsächlich an Angelikas Empfehlung und probierte die spezielle Butter darauf, die nicht so ungewohnt anders schmeckte. Dafür stellte er aber fest, dass ihm das Brot überaus gut gefiel.
„Kochst du immer ... na ja, so mittelalterlich“, erkundigte er sich daher neugierig an Angelika gewandt.
„Ich koche hier zu Hause nicht wirklich mittelalterlich, Finn. Ich habe da schon einen richtigen Herd und so“, korrigierte sie ihn, lachte und legte kurz ihre klingende und klimpernde Hand auf seinen Arm, denn natürlich sah er prompt wieder ein bisschen verlegen aus. „Aber wir essen meist tatsächlich Speisen, wie es auch zu der Zeit üblich war. Wir beide hier“, sie deutete auf Roger und sich, „sind zudem Vegetarier. Unsere Vorliebe für mittelalterliches Essen hat sich durch die ganzen Events irgendwann so ergeben. Schmeckt es dir etwa nicht?“
„Doch, doch“, bemühte sich Finn sofort zu versichern. „Ist halt nur etwas ... ungewöhnlicher.“
„Er ist viel zu höflich“, brummte Michael von der Seite. „Ihre Hafergrütze schmeckt wie Kleister und wenn du willst, kannst du sie auch als solchen verwenden. Nur von Pflanzen kann man nicht leben. Ein echter Mann braucht eben auch mal ein saftiges Steak, nicht immer nur so einen schlabberigen Kram.“ Finn blickte ihn regelrecht erschrocken an, die anderen jedoch lachten sofort laut los.
„Nimm ihn bloß nicht ernst“, warnte Roger Finn augenzwinkernd. „Michael liebt es, unsere Hexe hier zu ärgern. Irgendwann macht sie ihre Drohung wahr und verhext ihn.“
„Hat sie schon mal“, seufzte Michael und warf Angelika einen finsteren Blick zu. „Beim letzten Turnier gingen fast alle meine Pfeile fehl. Entweder lag es an ihrem komischen Grünkerndingsda zum Mittag oder an einem Fluch. Beides stammt von ihr, also ist es wohl egal.“
Wieder lachten die drei auf und Finn blickte nur unsicher von einem zum anderen. Solche Neckereien waren aber unter ihnen ganz offensichtlich üblich. Max hatte endlich sein Pferd versorgt und kam nun zu ihnen an den Tisch, wobei er vor Finn plötzlich theatralisch abstoppte und gespielt die Augen aufriss. Prompt machte er eine elegante Verbeugung.
„Oh, hätte man mir gesagt, welch' holden Jüngling ich heute in unserer Mitte begrüßen dürfte, mein Pferd hätte mich im Galopp hergetragen“, begrüßte Max ihn. „Sagt mir doch euren Namen, schöner Jüngling!“
„Finn“, rutschte dem verblüfft heraus. Hold? Schön? Ehe Finn reagieren konnte, nahm Max auch schon seine Hand und gab ihm einen galanten, sehr feuchten Handkuss. Bestürzt zog Finn die Hand zurück und spürte die nur zu bekannte Röte in seinen Wangen kribbeln.
„Oh, wenn ich Euch zum Erröten bringe, mein holder Prinz, so waren die Worte gut
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