Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
sich Roger.
„Bei dem Wetter?“, gab Finn empört zurück. „Da radle ich doch nicht und komme dann verschwitzt und stinkend bei euch an. Reicht schon, wenn einer von uns nach Rauch und Schweiß riecht“, zog Finn den Schmied auf und wunderte sich prompt über sich selbst. Solche Sprüche kamen ihm sonst nie so einfach über die Lippen. Auch Roger stutzte kurz und lachte dann los.
„Was meinst du, wie ich bereits jetzt nach Schweiß stinke? Ich werde wohl duschen müssen, damit du dich überhaupt mit mir an einen Tisch setzen kannst. Also dann, bis später“, meinte Roger lachend.
„Bis dann“, verabschiedete Finn sich und legte auf. Unwillkürlich musste er schmunzeln. Sieh an! Ab und an kann ich also durchaus auch mal schlagfertig sein.
***
Eine Stunde später saß er in einem nur mäßig vollen Bus und war auf dem Weg zu Roger und Angelika. An der einzigen Bushaltestelle des kleinen Ortes stieg er aus und sah sich um. Ein typisches wendländisches Rundlingsdorf mit wenigen Häusern, die alle etwas von der Straße zurückgesetzt lagen und nur durch lange Auffahrten erreichbar waren. Finn schritt den unbefestigten Weg zum Haus hinunter und ließ dabei den Blick interessiert über Rogers Skulpturensammlung gleiten. Wieder erinnerte sie ihn an einen Wald aus skurrilen Metallbäumen, durch den er nun in ein fremdes Reich gelangen konnte, hinein in eine andere Welt. Und ein bisschen war es ja auch so.
Vor dem Haus parkten ein ihm bekannter bunter VW-Bus und ein schmutziger, blauer, uralter Geländewagen mit Lüneburger Kennzeichen. Als Finn näher kam, hörte er schon das gleichmäßige, klirrende Geräusch aus Rogers Schmiede. Das große Tor der Werkstatt war geöffnet und Finn beobachte den jungen Schmied dabei, wie er mit ruhigen, kraftvollen Schlägen seinen Hammer auf ein rot glühendes, metallenes Werkstück schlug und dieses ab und an drehte. Funken wirbelten hoch, wenn der Hammer mit einem klirrenden Geräusch das Werkstück auf dem Amboss traf. Roger hatte einen gleichmäßigen Rhythmus, der auf Finn fast hypnotisch wirkte. Der junge Schmied trug eine dunkle Jeans und darüber lederne Chaps. Der kräftige Oberkörper war unbekleidet und glänzte vor Schweiß, war stellenweise auch bedeckt von schwarzen Rußspuren. Roger ist durchaus ein attraktiver Mann , befand Finns innere Stimme nochmals.
Der Schmied war völlig versunken in seine Arbeit und bemerkte Finn erst, als dieser sich in den Eingang stellte und sein Körper einen Schatten in die Schmiede warf. Künstler bei der Arbeit eben , grinste Finn. Gut sieht er dabei aus , befand seine innere Stimme verstohlen, sehr ansprechend und er ist nur mäßig behaart.
„Hey, Finn! Klasse, dass du da bist“, begrüßte Roger ihn freudig und blickte von seinem Werkstück auf. „Geh ruhig schon in den Garten. Angelika ist drinnen und kocht Essen. Du hast Glück und kriegst gleich sogar eine warme Mahlzeit. Ich muss das hier noch fertig machen, dann komme ich auch.“
„Okay“, stimmte Finn zu, löste sich von Rogers Anblick und ging um die Schmiede herum zum Garten hinter dem Haus. Als er um die Ecke bog, hörte er ein zischendes Geräusch, gefolgt von einem deutlichen „Tock“ und zuckte kurz zurück, als sich links neben ihm plötzlich ein Pfeil in die Rückwand der Schmiede bohrte. Überrascht folgte er der Flugbahn des Geschosses und erkannte einen großen, breitschultrigen und dunkelhaarigen Mann in mittelalterlicher Gewandung, der mit geschlossenen Augen langsam seinen Holzbogen sinken ließ, dann erst die Augen öffnete und Finn ansah.
Dieser wurde abrupt von dem interessanten Anblick abgelenkt, als vom Haus her Angelikas freudiger Ausruf erklang: „Finn! Hey! Das ist ja klasse, dass du dich mal hierher verirrst!“ Sie stürmte auf ihn zu und zog ihn in eine herzliche Umarmung. „Kommst gerade recht zum Mittagessen“, begrüßte sie ihn überschwänglich und küsste ihn auf die Wange. Frauen eben, bemerkte sein s seufzender Verstand. Und ihrer Kleidung nach ist da wohl der nächste Designer wahnsinnig geworden , amüsierte sich Finn.
Angelikas Erscheinungsbild war noch immer ... nun ja ... eben schräg. Sie trug heute einen dunkelgrünen Rock mit einer hellgrünen Schürze darüber. Wie kann man nur solche Grüntöne kombinieren , schüttelte sein Verstand ungläubig den Kopf. Das Oberteil der jungen Hexe bestand aus mehreren flatternden, lila- und fliederfarbenen Stoffbahnen. Die roten Haare waren zurück gebunden und nur mühsam
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