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Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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gebändigt. Im Gesicht hatte sie ein paar Mehlflecken und wie auch letztes Mal war sie barfuß.
    Was sie wohl im Winter trägt?, fragte Finns Verstand leise nach.
    Sie kann doch zaubern, vielleicht benutzt sie da einen wärmenden Zauberspruch, vermutete seine innere Stimme lächelnd. Finn gab ihr empört eine schallende Ohrfeige.
    „Hallo“, brachte er, fest in Angelikas Umarmung gefangen, etwas mühsam hervor.
    „Schön, dass du gekommen bist. Ich bin gerade beim Kochen. Du kannst mitessen. Ach, das da“, Angelika deutete über die Schulter zu dem Bogenschützen, „ist übrigens Michael.“ Sie zwinkerte Finn verschwörerisch zu. „Und denk daran, er ist fünffacher Deutscher Meister im traditionellen Bogenschießen.“ Sie lachte hell und deutlich spöttisch auf, hatte allerdings so laut gesprochen, dass der Angesprochene nun grinsend näherkam.
    „Das wirft sie mir ewig vor. Dumme Eitelkeit“, brummte Michael und Finn musterte seine Erscheinung nun gründlicher. Er trug ein naturfarbenes Leinenhemd mit einer Art langen, grünen Weste darüber, die in der Taille mit einem breiten, braunen Gürtel gerafft wurde. An dem Gürtel hingen ein paar Messer und diverse kleine Taschen. Seine braunen Hosen waren recht weit und hörten kurz unter dem Knie auf, wo sie in grüne Strümpfe und hellbraune Lederstiefel übergingen. Michaels kantiges Gesicht mit einem leichten Bartschatten war rund, offen und gezeichnet von einem leicht wehmütigen Zug. Er hatte ein gewinnendes Lächeln und kniff seine dunkelgrünen Augen dabei stark zusammen. Braune, wettergegerbte Haut und dutzende von feinen Fältchen um die Augen zeugten davon, dass er wohl viel in der Sonne unterwegs war. Finns Verstand schätzte ihn auf etwas über dreißig.
    Ob er wohl immer in dieser Kleidung herumlief? Allerdings stand sie ihm überaus gut. Ohne diesen Aufzug hätte Finn ihn sich aber auch gut in einer Bank oder als unscheinbaren Versicherungsvertreter vorstellen können. Diese Gewandung hingegen machte ihn zu einem Mann, den man ernst nahm und der aussah, als ob er nicht nur mit dem Bogen, sondern auch mit den Messern an seinem Gürtel umgehen konnte.
    „Michael“, stellte er sich knapp vor und reichte Finn seine Hand, nachdem er den Bogen kurz in die andere verlagert hatte. Sein Händedruck war warm und sehr fest. „Finn“, stellte sich selbiger vor und bemerkte genau, wie der andere Mann ihn prüfend musterte. Männliches abchecken eben. Feindlich, freundlich oder harmlos , erkannte Finn. Na, vermutlich stuft er mich gerade in die letzte Klasse ein, wie die meisten . Zu seinem Glück! Ihm war es nur recht. Das hatte ihn schon zu Schulzeiten oft vor Prügeleien bewahrt, ihn andererseits aber auch zum Außenseiter und beliebten Mobbing-Objekt gemacht.
    „Ihr könnt euch bestimmt noch ein Weilchen sinnvoll beschäftigen, Männer? Ich muss noch was vorbereiten. In einer halben Stunde gibt es was zu essen, ihr Herren“, unterbrach Angelika sie und huschte auch bereits klimpernd davon.
    Finn betrachtete interessiert den Holzbogen, den Michael sich jetzt locker über die Schulter gelegt hatte. Das war also der Bogenschütze der Krähen.
    „Schon mal geschossen?“, brummte Michael, der seinem Blick offenbar gefolgt war.
    Finn schüttelte schmunzelnd den Kopf. Sah er etwa wie ein Überbleibsel aus dem Mittelalter aus? In Jeans und kariertem Hemd? Natürlich hatte er noch nie mit Pfeil und Bogen geschossen. Sein Fleisch kaufte er regulär im Supermarkt und erlegte dort allerhöchstens Mal ein Sonderangebot.
    „Eigentlich ganz einfach“, erklärte Michael knapp. „Willst du es mal ausprobieren?“ Oh prima, dann kannst du dir in Zukunft dein Essen selbst erjagen , meinte Finns Verstand belustigt. Er ist nur nett , berichtigte seine innere Stimme maulig und Finn schämte sich etwas vor sich selbst. Warum nicht? Wenn es mit dem Essen noch dauerte und Roger beschäftigt war … „Gerne! Ich probiere es mal“, sprach er seine Gedanken laut aus.
    Michael lächelte zufrieden und ging zurück an die Stelle, wo seine Pfeile in einer Tonne steckten und auf einem Tisch daneben mehrere Bögen lagen.
    „Moment, ich habe da noch ein paar Bögen dabei. Du bist sehr groß, da brauchst du was anderes als das hier“, meinte er und deutete auf seinen eigenen Bogen.
    „Probiere es mal mit dem.“
    Er reichte Finn einen weiteren Holzbogen. Unsicher, wo bei dem Teil oben und unten war, drehte er ihn hin und her. Michael zeigte ihm sogleich, wie er ihn halten

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